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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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auf uns hören.«
    »Um Jesu Christi Willen, Graf von Esken, warum bringt Ihr diese Hagazussa her?«, rief der Dorfpriester und bekreuzigte sich.
    Siegmar schaute ihn mit verächtlichem Blick an. »Hütet Eure Zunge, Priester!«
    »Ihr verbündet Euch mit heidnischen Mächten!« Der Dorfpriester hielt sein Kreuz in die Höhe, als wolle er sich verteidigen.
    Der Medicus wandte sich wieder an Siegmar. »Ihr habt beim Grafen Bernhard persönlich um meine Dienste gebeten. Ich bin sein Leibarzt. Ihr glaubt doch wohl nicht, dass diese Heidin für Eure Gemahlin und Euer Kind etwas tun kann, wozu ich nicht fähig wäre?«
    Siegmar packte den Medicus und schob ihn Richtung Tür, dann nahm er sich den Dorfpriester vor. »Hinaus! Hinaus mit euch, Ihr Versager! Verschwindet, alle beide!«
    »Ihr seid von Sinnen! Ihr wisst nicht, was Ihr tut!«, rief der Dorfpriester.
    Janus sah, wie sein Vater sein Messer zog, in dessen Griff ebenfalls die magischen Zeichen eingeritzt waren. Er sprang auf die beiden zu und hielt die Klinge direkt an die Kehle des Dorfpriesters, der ihn voller Furcht anblickte.
    »Verlasst mein Haus!«, zischte Siegmar. »Ich schwöre, wenn Ihr nicht sofort geht, werde ich euch beide töten!« Und in seinem Blick konnte Janus sehen, dass sein Vater es ernst meinte.
    Der Medicus sammelte eilig seine Instrumente ein. »Kommt, lasst uns gehen«, wandte er sich an den Priester. Dann stürzten die beiden an Janus vorbei.
    »Der Graf ist verrückt geworden«, keifte der Medicus. »Wir verlassen diese gottlose Stätte.« Johannes ließ die beiden hinaus und folgte ihnen.
    Janus schlich zurück zur Tür. Asbirg verrichtete still ihre Arbeit. Sie erhitzte Wasser. Dann öffnete sie einen Lederbeutel, den sie am Gürtel trug, und holte ein paar Kräuter heraus. Diese schüttete sie in einen Becher mit heißem Wasser. Dann konnte Janus beobachten, wie die Hagazussa zum Schlaflager seiner Mutter schritt und ihr davon zu trinken gab.
    Sie wird meine Mutter vergiften, dachte Janus, und war abermals versucht, das Schlafgemach zu betreten, doch sein Vater machte keine Anstalten sie aufzuhalten und schien ihr zu vertrauen. Er hatte sich auf einen Schemel am Ende der Kemenate gesetzt und die Hände vor das Gesicht geschlagen. Asbirg kniete zwischen den Beinen seiner Mutter. Janus konnte nicht genau sehen, was sie machte, aber sie schien nach dem ungeborenen Kind zu fühlen.
    Seine Mutter schrie jetzt nicht mehr. Es sah aus, als würde sie schlafen. Hatte die Hagazussa sie tatsächlich vergiftet? Furcht überkam ihn und er war unfähig sich zu bewegen, starrte wie gebannt auf das Geschehen.
    Nach einer Weile stand Asbirg auf, ging zu einem Kübel mit Wasser und wusch sich, dann trat sie vor seinen Vater. »Graf von Esken, Euer Weib wird sterben. Das Kind liegt mit den Füßen voran. Ich kann nichts mehr für sie tun, außer ihr das Sterben zu erleichtern. Aber Euer Kind kann ich auf diese Welt holen.«
    Janus spürte einen Stich in seiner Brust. Was hatte die Hagazussa gesagt? Siegmars Gesicht wurde bleich und seine Augen glasig. Weinte er etwa? Dieser Mann? Dieser große, starke Mann? Janus hatte ihn vorher niemals weinen sehen. Er fühlte sich, als verlöre er den Boden unter den Füßen. Das Weib hatte tatsächlich gesagt, seine Mutter würde sterben. Er sah, wie sein Vater Asbirg
    zunickte.
    »Bitte geht, Graf von Esken, und gebt mir Euer Messer.«
    Mit zitternden Händen griff Siegmar an seinen Gürtel und überreichte Asbirg die Klinge, dann senkte er sein Haupt und wankte zur Tür. Er erblickte Janus, legte den Arm um ihn und schob ihn mit hinaus.
    Gemeinsam verließen sie das Wohnhaus und gingen zur hölzernen Treppe, die zur Motte hinaufführte. »Setz dich zu mir, mein Sohn!«
    Janus tat wie ihm geheißen, saß neben seinem Vater, so wie immer, doch diesmal war es anders. Sein Vater, der niemals zuvor Schwäche zeigte, war voller Verzweiflung. »Deine Mutter wird sterben, mein Sohn.«
    Janus schossen Tränen in die Augen. »Warum?«
    »Ich kann diese Frage nicht beantworten, Janus.«
    »Ist Gott zornig mit uns? Haben wir etwas Verbotenes getan?«
    »Nein.« Sein Vater schüttelte den Kopf.
    »Warum muss Mutter dann sterben?«
    »Der Tod gehört zum Leben. Du bist noch sehr jung, du kannst das nicht verstehen.«
    »Warum überlässt du Mutter der Hagazussa?«
    Janus´ Vater lächelte traurig. »Mein Sohn, Asbirg ist gewiss keine Hagazussa . Sie kennt die Geheimnisse der alten Götter und die der Kräuter. Sie hat auch dich
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