Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
ich, sein Kaiser, ihm das befehle. Lasst ihn. Doch Ihr solltet Euch fragen, ob das Zurschaustellen heidnischer Symbole Euch und Eurer Familie nicht mehr Schaden als Nutzen bringt, Graf von Esken.«
    Janus erschrak. Sein Vater, ein Götzenanbeter? Wer war dieser Rudolf von Rheinfelden, der solch unglaubliche Dinge behauptete? »Mein Kaiser, Ihr wisst, dass die Behauptungen Rudolfs jeglicher Wahrheit entbehren!«
    »Ja, ich weiß es. Doch er ist nicht der Einzige, der Euren wahren Glauben anzweifelt«, antwortete der Kaiser.
    »Ich diene Euch und der Kirche gleichermaßen.«
    »Und Ihr dient mir gut, Graf von Esken. Doch sagt mir, was habt Ihr herausgefunden?«
    »Es ist nicht so, wie Ihr denkt, mein Kaiser. Es könnte sein, dass die Heilige Lanze, die im Reichskreuz aufbewahrt wird, eine Fälschung ist. Ich habe noch keinen endgültigen Beweis.«
    »Bei allen Heiligen! Die Gerüchte, die ich hörte, betreffen nur den eingearbeiteten Nagel vom Kreuze Christi. Wisst Ihr, was Ihr da behauptet, Graf von Esken? Die Lanze ist die heiligste aller Reliquien. Verliert sie ihre Würde und Macht, verliere ich sie ebenso! Seid Ihr Euch sicher?«
    »Nein, mein Kaiser, der endgültige Beweis fehlt noch, aber es dauert nicht mehr lange, und ich werde ihn Euch bringen.«
    »Ich muss Gewissheit haben, bevor ich etwas unternehmen kann«, murmelte der Kaiser.
    Plötzlich vernahm Janus Schritte auf dem Gang, es näherte sich wohl ein Diener. Schnell lief Janus die Treppe zu seinem Gemach hinauf.
    Am nächsten Tag zog der Kaiser samt Gefolge weiter und am Nachmittag saß Janus mit seinem Vater am Fluss unterhalb der Burg. »Vater, was bedeuten die Symbole auf deiner Tunika?«
    Siegmar runzelte zunächst die Stirn, dann lächelte er jedoch. »Es sind die Symbole von Irminsul, mein Sohn. Das war ein heiliger Ort unserer Väter und Großväter. Viele Menschen haben die Kraft dieser Zeichen vergessen.«
    »Aber es sind heidnische Symbole.«
    Siegmar blickte ihn prüfend an. »Ja, es sind heidnische Symbole. Doch was ist Schlechtes oder Falsches an ihnen?«
    »Hast du nicht selbst gesagt, der Papst wird jeden bestrafen, der die alten Götter noch anbetet?«
    Sein Vater verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bete die alten Götter nicht an. Aber ich lasse mir meine Gedanken nicht befehlen.« Dann legte Siegmar seinen Arm um ihn. »Ich bin nur Gott allein Rechenschaft schuldig. Merke dir das gut, mein Sohn. Sei immer frei im Geist. Es ist die einzige Freiheit, die du besitzt. Wenn ein Mann höheren Standes dir etwas befiehlt, musst du es ausführen, so ist die Ordnung der Welt. Doch deine Gedanken gehören dir, niemandem sonst. Wenn du älter bist, werde ich dir die Symbole auf meiner Tunika und ihre Bedeutung erklären. Es ist nichts Schlimmes an ihnen. Ich glaube an den Herrn Jesus Christus und ich glaube auch an die Kirche. Doch Jesus hat das
    Wort benutzt, nicht das Schwert. Über das Wort sollst du nachdenken, mein Sohn, es steht nicht deshalb geschrieben, damit die Menschen mit dem Denken aufhören, sondern damit sie damit anfangen.«
    Janus blickte seinen Vater zweifelnd an. »Denkt das der Kaiser auch?«
    »Ja, ich glaube schon«, antwortete Siegmar.
    »Mag dich der Kaiser deshalb so gern?«, fragte Janus und erntete ein Lachen.
    »Ja, deshalb und weil er meine Stärke und Geschicklichkeit mit dem Schwert schätzt. Ich stehe seit frühester Jugend in seinem
    Dienst. Das Lehen, welches ich dafür erhalten habe, besteht aus dem Land, das du hier siehst.« Siegmar wies mit der ausgestreckten Hand auf seine Ländereien. Dann stand er auf und richtete seinen Blick nach oben auf die Eskeburg. »Schau dir unsere Burg an. Ich habe sie errichtet. Sie steht auf einer ehemaligen Wallburg, die zur Zeit der Sachsenkriege vom großen Kaiser Carolus Magnus gebaut wurde. Seit jeher beschützt die Eskeburg die beiden kleinen Dörfer, das Unter- und das Oberdorf. Die Bauernfamilien sind mir lehnsverpflichtet, selbst die, die im Waldgebiet auf der anderen Seite der Rumia wohnen. Alle stehen unter meinem Schutz und eines Tages wirst du es sein, der ihnen Schutz gewährt.«
    Als Janus am nächsten Tag aufwachte und sich ankleidete, spürte er, dass etwas anders war als sonst. Er trat ins Freie und blickte in den wolkenverhangenen Himmel. Grauer Nebel bedeckte das Tal unterhalb der Eskeburg. Meist spielte er in der Nähe der Motte. Manchmal verließ die Wache ihren Posten und dann nutzte Janus die Gelegenheit, um hinaufzuklettern. Doch an diesem Tag
    war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher