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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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auf diese Welt geholt. Doch in der neuen Zeit ist kein Platz für die alten Traditionen. Wenn Asbirg zu mir sagt, dass meine Gemahlin sterben wird, dann glaube ich ihr. Aber deine Mutter trägt die Seele eines Kindes unter ihrem Herzen. Ich weiß, dass du es nicht verstehen kannst, aber du musst darauf vertrauen, dass alles, was nun geschieht, Gottes Wille
    ist.«
    Nach einer Weile des Schweigens hörte Janus einen Säugling
    schreien. Sein Vater stand auf. »Komm!«
    Gemeinsam gingen sie zurück zum Wohnhaus.
    Asbirg hatte das Kind in mehrere Leinentücher gewickelt und stand in der Tür. »Ihr habt eine Tochter, Graf von Esken.«
    »Und Gertrud?«, fragte sein Vater und Janus konnte die Tränen in seinen Augen sehen.
    Asbirg schüttelte den Kopf und senkte ihr Haupt.
    Janus beobachtete seinen Vater, der dem Säugling sanft über den Kopf strich. »Sie soll Konstanze heißen, so wollte es Gertrud.« Dann ging er langsam ins Haus zum Schlafgemach, wo seine Gemahlin lag. Janus folgte ihm und sah, wie er weinend vor ihrer Schlafstätte niederkniete, seine Hände zu Fäusten ballte und den Kopf auf ihre Brust legte. Janus erschien es, als würde Mutter schlafen und lächeln. All die Anstrengungen und das Leid waren aus ihrem Gesicht gewichen. Sein Vater stieß einen gequälten Schrei aus.
    Janus trat neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. In diesem Moment erschien es ihm fast, als wäre er der Stärkere. Schmerz und Furcht waren fort. Er verspürte nur noch den
    Wunsch, für seinen Vater da zu sein. Obwohl er seine Mutter über alles geliebt hatte, die Liebe seines Vaters ihr gegenüber schien ungleich größer zu sein, das spürte Janus und kämpfte mit den Tränen. Dann trat er zur Schlafstätte, versuchte stark zu bleiben und küsste seine Mutter zum Abschied auf die Stirn. Er schaute zu seiner Schwester Konstanze, die in Asbirgs Armen lag.
    Die Hagazussa winkte ihn zu sich heran. »Komm mit mir, Junge! Lass deinen Vater in seinem Schmerz allein. Gönne ihm den Moment des Abschieds.« Sie nahm Janus bei der Hand und verließ mit ihm und seiner Schwester die Kemenate.
    Nach diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Janus´ Vater bemühte sich, für ihn und Konstanze da zu sein, doch er lachte nicht mehr.

II
    Als Hermann von Gleiberg die große Halle der Burg Gleichen betrat, sah er die anderen Männer in kleinen Gruppen zusammenstehen und miteinander reden. Hermanns Blick fiel auf die Rundbögen, die der Halle etwas Erhabenes gaben. Unverkennbarer Reichtum trat hier zutage und die Männer, mit denen er sich traf, umgaben sich gerne damit.
    Herzog Bernhard stand vor dem großen Kamin, auf dessen Wand ein goldenes Kreuz gemalt war, und winkte Hermann zu. Dann wies er die Männer mit einer einladenden Handbewegung an, sich zu setzen. Alle ließen sich an dem großen Tisch nieder. Hermann nickte den anderen elf zu, dann gürtete er sein Schwert ab und legte es vor sich. Der Kreis hatte sich geschlossen. Die zwölf Männer der Mauritiusbruderschaft waren vollzählig.
    Die Kerzen an dem Leuchter unter der Decke tauchten den Saal in ein warmes Licht. Man konnte sich in dieser großen Halle wahrlich wohlfühlen, doch Hermann tat es nicht. Die Gesellschaft dieser Männer widerte ihn geradezu an. Als Herzog Bernhard ihn vor einigen Jahren in die Bruderschaft einführte, hatte er nicht ablehnen können, denn schließlich zählte Hermann zu den mächtigsten Grafen im Reich. Die Ziele der Bruderschaft hatte er immer über eigene Interessen gestellt - bis vor ungefähr einem Jahr, als sein ehemaliger Freund und jetziger Widersacher Rudolf von Rheinfelden damit begann, ihr gemeinsames Ansinnen für seine eigenen Zwecke zu missbrauchen.
    Hermann wartete darauf, dass Bernhard, der Herzog von Sachsen und Oberhaupt der Bruderschaft, die Sitzung eröffnete. Er spürte, wie sich seine Kiefermuskeln verkrampften. Der freundliche Blick des Herzogs besaß wie immer etwas Gewinnendes und alle schätzten ihn als gerechten Herrscher, doch Hermann kannte ihn besser. Er wusste, dass Bernhard äußerst ungemütlich werden konnte, wenn etwas gegen seine Interessen ging.
    Hermann versuchte, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen. Vor einiger Zeit hatte er für seinen Freund Siegmar von Esken seinen Eid gebrochen und ihm von der Bruderschaft erzählt. Das machte dem Gleiberger Grafen zu schaffen. Ein Eid war ein heiliger Schwur, eine Abmachung mit Gott.
    Doch Siegmar war dabei, sich in größte Gefahr zu begeben. Hermann hatte ihn
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