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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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sagte Rheinfelden: »Dann findet es heraus, Graf von Breyde!«
    Hermann versuchte abzulenken. »Ist das wichtig?«, fragte er den Sachsenherzog. Er dachte an die Warnung zurück, die er seinem Freund Siegmar vor einigen Tagen mit auf den Weg gegeben hatte.
    Von Rheinfelden schnalzte mit der Zunge. »Das zu beurteilen lasst meine Sorge sein!« Der sonst so besonnen wirkende Rheinfelden schien ungeduldig. Meist machte er auf sein Gegenüber einen undurchschaubaren Eindruck, doch nicht für Hermann, der ihn seit seiner Jugend kannte.
    Hermann wusste, dass ihre Feindschaft ein offenes Geheimnis war. Dennoch besaßen beide innerhalb der Mauritiusbruderschaft einen hohen Stand. Dem gemeinsamen Interesse der Bruderschaft folgend, kam es bisher nicht zu einer offenen Fehde. Doch kein Zweifel: Es war nur eine Frage der Zeit, bis er Rheinfelden töten musste oder von ihm getötet wurde.
    Der Herzog von Sachsen ergriff wieder das Wort und schlug mit der Faust hart auf den Tisch. »Graf von Breyde, Ihr solltet herausfinden, was der Kaiser weiß. Und wenn er etwas weiß, kann er es nur durch Siegmar von Esken erfahren haben!«
    Von Breyde erbleichte. Es war ihm allem Anschein nach nicht gelungen, etwas in Erfahrung zu bringen, allerdings traf das Gleiche auch auf Siegmar von Esken und den Kaiser zu.
    Hermann kannte den Kaiser und diente ihm, ebenso wie Siegmar und Rudolf von Rheinfelden, seit seiner frühsten Jugend. Er wusste, dass der Herrscher als tiefgläubiger Mann den Kirchenreformen, die aus dem Kloster Cluny Rom erreichten und die Kirche zum wahren Glauben zurückführen sollten, keineswegs abgeneigt war. Siegmar stand hoch in des Kaisers Gunst, auch wenn er nicht dem Hochadel angehörte. Dem Kaiser war es gleichgültig, wie viel Land jemand besaß, solange er nur seine adlige Herkunft nachweisen konnte. Einzig und allein Treue und Beistand im Kampf honorierte Heinrich III. Hermann wusste ebenso, dass der Kaiser Siegmar mehr Vertrauen entgegenbrachte, als vielen anderen Adeligen aus dem Reich, denn er hatte zahlreiche Feinde unter den Fürsten.
    Rudolf von Rheinfelden schaute argwöhnisch in Wilfrieds Richtung. Hermann lächelte in sich hinein, als er sah, dass von Breyde anfing zu schwitzen. Allem Anschein nach konnte er es sich nicht leisten, vor seinem Lehnsherren zu versagen.
    Außer Rudolf wusste niemand in der Bruderschaft etwas von Hermanns Freundschaft zu Siegmar. Rheinfelden hatte sein Wissen bis jetzt jedoch für sich behalten und stattdessen vorgeschlagen, Wilfried zu schicken. Warum offenbarte er der Bruderschaft nicht, dass er um Hermanns Verbindung zu Siegmar wusste? Welche Ziele verfolgte der Rheinfeldener? Hermann dachte nach. Die Bruderschaft - seit Jahrhunderten lenkten mächtige Herzöge und Grafen die Geschicke des Reiches. Einmal mit einer Lüge begonnen, gab es für die Fürsten spätestens seit dem Zeitpunkt, als Kaiser Otto der Große mithilfe der Lanze die Ungarn auf dem Lechfeld besiegte, kein Zurück mehr. Die Bruderschaft schwor, die Wahrheit vor der Welt zu verbergen. Kaiser und Könige wären bei der Kirche in Ungnade gefallen. Das hätte das Reich geschwächt, und sie alle hatten geschworen, das Reich und seinen Herrscher zu beschützen. Aus sicherer Quelle wussten sie, dass dem Kaiser vor geraumer Zeit ein Gerücht zu Ohren kam. Es betraf die heiligste Reliquie, die Heilige Lanze, die zu den Insignien der Macht des Königs gehörte. Besagtes Gerücht betraf den eingearbeiteten Nagel vom Kreuz Jesu Christi. Angeblich handelte es sich um eine Fälschung - für den tiefgläubigen Heinrich ein ungeheures Sakrileg. Die Heilige Lanze, die seit Jahren die Macht des Reiches symbolisierte, durch eine Fälschung entweiht. Der Kaiser wollte Gewissheit und der Sache auf den
    Grund gehen. Einen seiner vertrauenswürdigsten Vasallen, nämlich Siegmar von Esken, beauftragte er damit herauszufinden, was an diesen Gerüchten wahr sei. Doch seit Siegmars Weib im Kindbett gestorben war, hatte kaum jemand etwas von ihm gehört. Er verschanzte sich auf seiner Burg und verließ sie nur selten. Lediglich mit einem Mönch traf er sich regelmäßig in der Abtei Werden, um zu beten, hieß es. Hermann wusste es besser. Ohne es zu wollen, war er zwischen die Fronten geraten. Mit fester Stimme wandte er sich an Herzog Bernhard. »Ich glaube nicht, dass Graf von Esken in der Lage ist herauszufinden, was es mit der Reliquie auf sich hat.«
    »Ich hoffe Ihr habt recht, Graf von Gleiberg«, knurrte Bernhard.
    Rheinfelden
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