Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
Vom Netzwerk:
nicht? Er konnte ihn doch nicht einfach so verlassen. Doch er trat auf Janus zu, zog ihn an den Schultern zu sich und schaute ihn mit festem Blick an. »Janus, es wird großes Unrecht geschehen. Ich weiß, dass du das alles nicht verstehen kannst, denn du bist noch zu jung. Höre auf das, was Johannes dir sagt, während ich fort bin. Falls ich nicht zurückkehre, wird er dich zu einem Mönch namens Ulrich bringen. Du kannst dem Mönch vertrauen!«
    Janus rang um Fassung. »Warum, Vater? Warum musst du gehen? Was wollen diese Männer von dir?«
    Sein Vater umarmte ihn kurz. »Es ist Gottes Wille, mein Sohn. Ich muss ihnen gehorchen. Wenn ich es nicht tue, werden sie zu ihren Waffen greifen. Ich möchte nicht, dass dir und Konstanze etwas geschieht. Es ist wichtig, dass ihr beide lebt! Kannst du das verstehen?«
    Janus schaute nach unten. Er wollte nicht, dass sein Vater ging und griff nach dessen Messer. »Gib es mir, Vater! Ich werde sie töten!«
    Siegmar legte seine Hand auf die von Janus und erwiderte: »Du bist tapfer, mein Sohn, und das macht mich stolz. Doch es wäre eine Dummheit das zu tun, glaube mir.« Siegmar nahm sein Messer vom Gürtel und überreichte es Janus. »Es ist seit Generationen in unserem Familienbesitz und nun gehört es dir, mein Sohn. Bewahre es gut und setze es nur in den richtigen Momenten ein. Jetzt ist ein falscher Zeitpunkt, um zu kämpfen, vertraue mir!«
    Janus setzte sich auf einen Schemel, blickte auf das Messer in seiner Hand und fing erneut an zu weinen. Es fühlte sich an, als würde sein Herz zerspringen. Genau wie beim Tod seiner Mutter spürte er Verzweiflung, die ihn mit ihrem eiskalten Griff umklammert hielt, und es schien unmöglich ihr zu entrinnen. Dann löste Trauer die Wut ab und Janus erstickte fast an seinen Tränen.
    »Was werden sie mit dir tun, Vater?«
    »Sie klagen mich der Häresie an. Sei stark, mein Sohn, denn wenn die Stunde gekommen ist, wird nichts auf der Welt dein Schicksal ändern. Glaube mir, ich liebe dich, und ich werde immer stolz auf dich sein.«
    »Liegt es an den heidnischen Zeichen, die du an deiner Tunika trägst?«
    »Nein, mein Sohn. Es liegt daran, dass ich die Wahrheit sehe und die Wahrheit spreche. Denn nichts im Leben ist so kostbar, wie die Wahrheit. Merke dir das gut.« Dann legte er Janus seine Hand auf die Schulter und lächelte. »Ich habe keine Zeit mehr, mein Sohn. Höre auf den Mönch Ulrich, versprich mir das!«
    »Ich verspreche es dir, Vater«, hörte Janus sich sagen. Doch war er es nicht selbst, der diese Worte sagte. Sie kamen einfach über seine Lippen und er sprach sie nur aus, um seinem Vater zu helfen.
    Es gab nichts anderes, was er in diesem Augenblick hätte tun können.
    Sein Vater nickte ihm zu und verließ das Wohnhaus. Janus folgte ihm, blieb in der Tür stehen und sah, wie sein Vater vor dem Ritter mit dem Habichtsblick stehen blieb und seine Hände ausstreckte. Wilfried von Breyde fesselte ihn und gab zwei seiner Männer ein Zeichen, ihm aufs Pferd zu helfen.
    Mit offenen Mündern und verschrecktem Blick verfolgten die Menschen im Burghof das Geschehen, senkten schließlich die Köpfe und fingen an zu beten. Graf Siegmar von Esken verließ in Begleitung von zwanzig Bewaffneten die Burg.
    Janus rannte zur Brustwehr, holte einen Schemel und kletterte hinauf, um über die Palisaden blicken zu können. Er sah dem Zug nach, wie er sich langsam Richtung Tal bewegte. Sein Vater drehte sich noch einmal im Sattel um. Eigentlich konnte es unmöglich sein, dass er ihn zwischen den Palisaden hocken sah, doch er schien ihm zuzunicken und Janus nickte zurück. Wie ein unsichtbares Band zwischen ihnen spürte Janus die Nähe seines Vaters, obwohl er sich immer weiter entfernte. Dann war der Reitertrupp am Fuße des Berges im Wald verschwunden und Janus übermannte die Furcht. Wie sollte es nun weitergehen? Wer würde die Eskeburg beschützen? Was würde aus ihm und den Menschen werden?
    Er kletterte die Brustwehr hinab und blickte wieder in den Burghof.
    Einige der Waffenknechte des Werler Grafen waren zurück geblieben. Ihr Anführer trat auf Johannes zu. »Alle Bauern und Leibeigenen des Grafen Siegmar von Esken sind nunmehr im Besitz des Grafen Bernhard von Werl. Das Gleiche gilt für das Gesinde und die Dienerschaft. Es ist jedem untersagt, die Eskeburg zu verlassen!«
    »Was geschieht mit den Kindern des Grafen?«, fragte Johannes.
    »Ich weiß es nicht. Mir ist nur befohlen worden, die Burg in Besitz zu nehmen, bis das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher