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Macabros 101: Sturz in das Chaos

Macabros 101: Sturz in das Chaos

Titel: Macabros 101: Sturz in das Chaos
Autoren: Dan Shocker
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Sie waren Gefangene und hatten keine Möglichkeit, auf ihr
ungeheuerliches, einmaliges Schicksal aufmerksam zu machen.
    Björn Hellmark, der Herr von Marlos, und Carminia Brado, die
Frau, die er liebte, hingen in dem riesigen Netz, das Molochos im
Schreckens-Zentrum Rha-Ta-N’mys für sie vorbereitet
hatte.
    Sie hielten die Augen geschlossen und konnten sie vor
Schwäche nicht mehr öffnen, selbst wenn sie gewollt
hätten. Ihre körperlichen Funktionen waren auf ein Minimum
herabgesunken.
    Björns und Carminias Geist schwebten auf einer Grenze
zwischen Wachsein und Traum.
    Sie wußten um ihre mißliche Lage, konnten sie aus
eigener Kraft jedoch nicht ändern.
    Sie hatten kein Gefühl mehr für den Raum, der sie umgab,
für die Zeit, die verging. Alles war aufgelöst.
    Die beiden Menschen zwischen Wachen und Träumen wurden von
den klebrigen Fäden festgehalten. Diese Fäden, die ein
spinnwebartiges Gebilde unter der düsteren Kuppel einer
zyklopenhaften Halle bildeten, ließen sie nicht leben und nicht
sterben…
    Unter dem gefangenen Paar dehnte sich eine zerklüftete,
höhlenartige Welt von unvorstellbarer Größe aus.
Unergründliche Stollen und Tunnel führten in urwelthafte
Felsmassive, Schluchten teilten klobige, in Stein gehauene Treppen,
deren Stufen in die Endlosigkeit zu führen schienen. Sie waren
so gewaltig, daß ein heimlicher Betrachter der Szene den
Eindruck nicht losbekam, sie wären einst für Riesen
geschaffen worden, um ihnen eine Möglichkeit zu geben, aus der
Tiefe der zerklüfteten Schlucht emporzusteigen in ferne
Himmelshöhen.
    Aber in dieser unheimlichen Welt, die ein einziges Labyrinth
psychischer und kosmischer Kräfte war, gab es keinen Himmel,
kein Oben und Unten – hier herrschten die Gesetze des Weltalls
und der Dämonenmacht, die sich manifestiert hatte.
    In diesem furchtbaren Reich, im Innern einer unbeweglichen
›Sonne‹, die kein Licht abgab und die Form eines
titanenhaft menschlichen Totenschädels hatte, wurden sie
festgehalten. Von Molochos, dem Dämonenfürsten, dem dieses
Zentrum von Rha-Ta-N’my zum Geschenk gemacht worden war.
    Sie hatten keinen eigenen Willen mehr, waren Marionetten, hingen
wie diese an Fäden, und Molochos war der große
Puppenspieler.
    Björn Hellmark hatte in einem letzten verzweifelten Anlauf
noch versucht, das Ruder herumzuwerfen. Es war ihm trotz der massiven
dämonen-psychischen Kraft gelungen, seinen Doppelkörper
Macabros entstehen zu lassen. Er wollte Molochos damit angreifen,
mußte aber zu seinem Entsetzen erkennen, daß er durch
eigene Kraft entweder zu weit den Materialisationspunkt angesetzt
hatte oder durch die besonderen Kräfteverhältnisse in
diesem Ewigkeits-Gefängnis dazu veranlaßt worden war.
    Björn hatte keinen Kontakt mehr zu seinem Doppelkörper,
empfing auch keinerlei Einflüsse.
    Für ihn war Macabros so tot wie er…
     
    *
     
    Aber dies war ein Irrtum.
    Macabros ›lebte‹ – wenn man in diesem
außergewöhnlichen Fall von ›Leben‹ reden
konnte…
    Es war Björn Hellmarks Psyche, die auf Reisen gegangen war,
eine Psyche, umhüllt von feinstofflicher, ätherischer
Substanz.
    Da war tatsächlich ein menschlicher Körper, der durch
das Weltall stürzte, ein Körper, der dem Mann in den Netzen
des Ewigkeits-Gefängnisses wie ein Zwillingsbruder glich.
    Macabros nahm alles mit wachen Sinnen in sich auf. Aber was er sah
und erkannte, wurde nicht mehr Bewußtseinsinhalt Björn
Hellmarks. Es schien, als wäre jenes geheimnisvolle Band, das
stets zwischen ihnen bestanden hatte, ein für allemal
zerrissen.
    Während Björn Hellmark nichts mehr von seinem
Doppelkörper wußte und ahnte, erlebte Macabros alles
äußerst aktiv.
    Er begriff die ungeheuerliche Situation, die Tragweite eines
Geschehens, das schicksalhafte Bedeutung erlangte.
    Er wollte den rasenden Flug in das Nichts aufhalten und
zurückkehren in den Körper, dessen brillanter Geist ihn
geboren hatte. Aber er konnte die Kräfte, die ihn mal gepackt
hatten, nicht zähmen.
    Die fremden Sterne, die ihn umgaben, wirkten plötzlich
langgezogen und fahl wie helle Streifen, die jemand mit unsichtbarer
Hand blitzartig ins All malte.
    Dann wurde es stockdunkel, und Macabros meinte, in einen
unendlichen, lichtlosen Tunnel gerissen zu werden.
    Macabros war ein Teil Hellmarks, Geist von ätherischer
Substanz umhüllt. Er konnte die absolute Kälte des
Kosmos’ ertragen und verglühte nicht in der Atomglut einer
Sonne. Selbst die höchste Geschwindigkeit konnte ihn
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