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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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mythologischen Kram, den zu verehren man ihn gelehrt hatte. Er amüsierte sich regelrecht über die Zeilen vom Urbeginn und über all die Fabelmärchen von der Erde – was, zum Huff, war die »Erde« überhaupt? Er erkannte nun, daß solches Geschwätz nur von Kindern und Schwachköpfen ernstgenommen werden konnte.
    Außerdem mußte noch viel getan werden. Die jüngeren Männer hatten ihre eigenen Pläne, auch wenn sie nach außen hin die Autorität der Älteren anerkannten. Der vordringlichste Plan war die systematische Ausrottung der Muties. Über alles andere waren sie sich noch nicht so recht im klaren. Jedenfalls hatten sie vor, von den Einrichtungen des Schiffes vollen Gebrauch zu machen, natürlich auch von jenen der oberen Stockwerke. Die Jungen konnten ihre Pläne ohne offenen Bruch mit ihren Vorgesetzten vorantreiben, weil die älteren Wissenschaftler die Routinearbeiten fast ausschließlich ihnen überließen. Der derzeitige Kapitän war so fett geworden, daß er kaum noch einen Schritt aus seiner Kabine tat, und sein Adjutant, der alle seine Aufgaben übernommen hatte, gehörte der Gruppe der Jungen an.
    Das war auch einer der Gründe, warum Hoyland seinen Chefingenieur bisher erst ein einziges Mal gesehen hatte und zwar, als er der rein religiösen Handlung der Bemannung der Landestationen beiwohnte.
    Um die Muties auszurotten, mußten natürlich erst systematische Erkundungen der oberen Etagen vorgenommen werden, zu denen auch Hugh eingeteilt wurde. Während eines solchen Scoutauftrags geriet seine Gruppe in einen Mutiehinterhalt, und er selbst wurde von einem der Muties getroffen, der mit der Steinschleuder recht gut umgehen konnte. Seine Kameraden, die von der Übermacht der Gegner zum Rückzug gezwungen wurden, hielten ihn für tot.
     
    *
     
    Joe-Jim Gregory saßen über einer Partie Schach. Die Zeiten, wo sie miteinander Karten gespielt hatten, waren längst vorbei, denn Joe, der recht Kopf, verdächtigte Jim, den linken Kopf, des Mogelns. Sie hatten deshalb mehrmals gestritten, es dann aber doch aufgegeben, denn schon seit ihrer Kindheit hatten sie einsehen müssen, daß zwei Köpfe mit nur einem Körper wohl oder übel miteinander auskommen mußten.
    Schach eignete sich da schon besser. Sie konnten beide das Brett übersehen, wodurch Unstimmigkeiten vermieden wurden.
    Ein lautes Klopfen an der Kabinentür unterbrach das Spiel. Joe-Jim zogen ihr Messer aus der Scheide und hielten es wurfbereit.
    »Herein«, brüllte Jim.
    Die Tür öffnete sich, und der Besucher schritt vorsichtig rückwärts herein. Wie jeder wußte, war das der einzig sichere Weg, sich in Joe-Jims Gegenwart zu wagen. Der Eintretende war von ungewöhnlich kräftiger Statur und mit seiner Höhe von einsdreißig fast quadratisch gebaut. Über seiner Schulter hing der schlaffe Körper eines noch recht jungen Mannes.
    Joe-Jim steckten die Wurfmesser zurück. »Leg ihn auf den Boden, Bobo«, befahl Jim.
    »Und schließ die Tür«, fügte Joe hinzu. »Wen bringst du denn da angeschleppt?«
    Der Bursche schien tot zu sein, obwohl nichts von einer Verletzung zu sehen war. Bobo rieb sich den Bauch. »Ihn essen?« erkundigte er sich hoffnungsvoll, während Speichel die Mundwinkel hinabtroff.
    »Wir werden sehen«, vertröstete ihn Jim. »Hast du ihn getötet?«
    Bobo schüttelte seinen viel zu kleinen Kopf.
    »Sehr schön, Bobo«, lobte Joe. »Wo hast du ihn getroffen?«
    »Bobo ihn hier treffen ...« Der Kleinköpfige bohrte seinen breiten Daumen in die Magengrube des Gefangenen.
    »Ein guter Schuß«, meinte Joe anerkennend. »Das hätten wir mit einem Messer nicht besser fertiggebracht.«
    »Bobo guter Werfer«, schnurrte der Zwerg. »Sehen wollen?« Er zupfte eifrig an seiner Schleuder.
    Joe grinste. »Wir glauben dir auch so. Aber jetzt müssen wir ihn erst mal zum Reden bringen.«
    »Macht Bobo«, erklärte der Mikrozephale und wollte mit recht drastischen Maßnahmen beginnen.
    Joe-Jim stießen ihn eilig zur Seite und versuchten es auf eine etwas weniger schmerzvolle Weise. Der junge Mann zuckte und schlug die Augen auf.
    »Ihn essen?« erinnerte Bobo.
    »Nein«, wehrte Joe ab, während Jim ihn fragte, ob er denn so hungrig sei.
    »Lange nichts essen«, jammerte Bobo und rieb sich mit Leidensmiene den Bauch. Joe-Jim holten einen Brocken Fleisch aus dem Wandschrank und hielten ihn hoch. Jim roch daran und Joe brachte seinen Kopf naserümpfend außer Riechweite. Joe-Jim warfen Bobo das Fleisch zu. »Und nun verschwinde!« befahl
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