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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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Dorfes strengstens untersagt sind.«
    Schweigend sprangen sie die Treppen hinab, bis die von Stockwerk zu Stockwerk zunehmende Schwere sie zu einer langsameren Gangart zwang. Schließlich kamen sie auf einer Etage heraus, die strahlend hell beleuchtet und mindestens doppelt so hoch war wie die bisherigen. Die Luft war feucht und warm, und dichte Vegetation versperrte ihnen die Sicht.
    »Na endlich«, murmelte Hugh. »Die Farm ist mir allerdings völlig unbekannt. Wir müssen eine ganz andere Treppenflucht heruntergekommen sein.«
    »He, dort ist ein Farmer!« Tyler steckte seine beiden kleinen Finger zwischen die Lippen und pfiff, ehe er ihm zurief: »Hallo, Schiffsfreund! Wo sind wir hier?« Der Farmer musterte sie mißtrauisch, dann wies er ihnen den Weg zum Hauptgang, der sie zu ihrem eigenen Dorf zurückbringen würde.
    Ein flotter Marsch von zweieinhalb Kilometer durch eine breite Unterführung, in der reger Verkehr herrschte – Reisende, Gepäckträger, hin und wieder ein Handwagen, ein würdevoller Wissenschaftler in einer von vier kräftigen Männern getragenen Sänfte, der ein Ordnungshüter vorauseilte, um das einfache Volk zur Seite zu jagen –, und sie erreichten endlich ihr eigenes Dorf, das drei Decks hoch und ungefähr zehnmal so lang war.
    Hier trennten sie sich. Hugh begab sich in sein Quartier in der Kadettenkaserne, wo die elternlosen Burschen wohnten. Er wusch sich und ging dann zu den Kabinen seines Onkels, bei dem er um seinen Unterhalt arbeitete. Seine Tante blickte hoch, als er eintrat, schwieg jedoch, wie es sich für eine Frau gehörte.
    »Hallo, Hugh«, begrüßte ihn sein Onkel. »Bist du wieder einmal auf den oberen Decks herumgestreift?«
    »Gutes Essen, Onkel«, wünschte Hugh erst, ehe er bejahend antwortete.
    Sein Onkel, ein etwas schwerfälliger Mann, lächelte tolerant. »Wie hoch bist du gekommen, und was hast du entdeckt?«
    Hughs Tante hatte schweigend die Kabine verlassen und kam nun mit seinem Abendessen zurück. Er stürzte sich darüber – ihr zu danken wäre ihm gar nicht eingefallen. Hungrig würgte er ein paar Bissen hinunter, ehe er antwortete.
    »Oh, wir sind fast bis zur schwerelosen Ebene gekommen. Ein Mutie hat versucht, mir den Schädel einzuschlagen.«
    Sein Onkel grinste. »Du wirst dir noch den Tod in den Gängen dort oben holen, Junge. Du solltest dich lieber um mein Geschäft kümmern, damit du es übernehmen kannst, wenn ich sterbe und dir nicht mehr im Weg bin.«
    Hugh blickte ihn trotzig an. »Interessiert es dich denn überhaupt nicht, was es dort oben gibt?«
    »Dafür bin ich zu alt, Junge. Früher bin ich auch viel herumgestromert, den ganzen Hauptgang entlang und dann wieder zurück zum Dorf, mitten durch den dunklen Teil, die Muties auf den Fersen. Siehst du die Narbe?«
    Gehorsam betrachtete Hugh sie. Er kannte die Geschichte zur Genüge, hatte sie bis zur Erschöpfung gehört. Einmal um das Schiff herum! Was war das schon? Er wollte überall hin, sich nichts entgehen lassen und erforschen, wie alles funktionierte. Gerade die oberen Stockwerke hatten es ihm angetan. Wenn man nicht so hoch klettern sollte, warum hatte Jordan sie dann überhaupt erschaffen?
    Aber das behielt er lieber für sich und machte sich wieder über sein Essen her. Sein Onkel wechselte das Thema. »Ich muß den Schlichter aufsuchen. John Black behauptet, ich schulde ihm drei Schweine. Hast du Lust mitzukommen?«
    »Nein – oder doch. Ja, ich begleite dich.«
    »Dann beeil dich.«
    Unterwegs hielten sie kurz bei der Kaserne an, weil Hugh dort noch etwas holen wollte.
    Der Schlichter wohnte in einer kleinen, muffigen Kabine gegenüber der Kaserne, direkt am Dorfplatz, zentral für alle, die seine Dienste benötigten. Er saß unter der Tür und stocherte in den Zähnen. Sein Lehrling, ein mit Pickeln übersäter Halbwüchsiger, der sich Mühe gab, gelehrt dreinzuschauen, kauerte hinter ihm. »Gutes Essen«, grüßte Hughs Onkel.
    »Gutes Essen auch Euch, Edard Hoyland. Kommt Ihr geschäftlich, oder um einem alten Mann Gesellschaft zu leisten?«
    »Beides«, erwiderte der Angesprochene diplomatisch, dann erklärte er sein Begehr.
    »So ist das«, murmelte der Schlichter. »Aber der Vertrag ist völlig klar:
     
    Zehn Scheffel Hafer lieferte John Black.
    Er gab sie für zwei Schweine weg.
    Doch sei der Handel erst komplett,
    wenn Eds Ferkel dick und fett!
     
    Wie groß sind die Schweine jetzt, Edard Hoyland?«
    »Groß genug«, gestand Hughs Onkel. »Aber Black verlangt nun drei,
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