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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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1.
    W ie zur Salzsäule erstarrt stand Silke auf der Straße und blickte dem bedrohlich immer näher auf sie zukommenden Wohnmobil entgegen. Hilflos zerrte sie an ihrem Bein. Ihr Absatz hatte sich im Gullydeckel verfangen und wollte sich einfach nicht lösen. Als wollte sie das Ungetüm von Fahrzeug mit bloßer Muskelkraft aufhalten, streckte sie ihre Arme nach vorn. Sie schloss die Augen. In Sekundenschnelle flog ihr gesamtes Leben an ihr vorüber.
    Nur wenige Zentimeter vor ihr kam das Monstrum zum Stehen. Der Geruch von Gummi und Benzin stieg ihr in die Nase. Sie konnte sich auf einmal nicht mehr halten. Mit wackligen Knien sank sie zu Boden.
    Eine wütende Frau sprang aus dem Wohnmobil. »Sind Sie verrückt geworden? Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Was denken Sie sich dabei, einfach mitten auf der Straße stehen zu bleiben?«
    Silke brachte kein Wort heraus. Sie deutete nur mit einem zitternden Finger auf ihren eingeklemmten Absatz. Ihr ganzer Körper zitterte.
    »Ach du je.« Die Frau besah sich den Schuh genau. »Ich würde sagen, erst mal den Fuß aus dem Schuh, dann sehen wir weiter.« Sie griff zu und zog Silkes Fuß mit einem kräftigen Ruck heraus.
    Silke gab einen Schmerzenslaut von sich. »Haben Sie sie noch alle? Was wollen Sie mir denn noch alles antun?«, fauchte sie wild.
    »’Tschuldigung.« Die Frau schaute Silke mit einem aufreizenden Grinsen an. »Ich wusste nicht, dass Sie so ein Mimöschen sind.«
    »Mimöschen? Ich?« Silke versuchte aufzuspringen, was aber nicht gleich gelang. »Ich habe schon ganz andere Sachen ausgehalten!« Endlich hatte sie es geschafft und balancierte auf einem Bein neben dem Gully.
    Die andere Frau hob die Hände. »Ich wollte nur helfen.«
    »Das ist ja wohl auch das mindeste!« Silke blickte auf ihren Schuh hinunter, der immer noch im Gullydeckel feststeckte. »Und jetzt? Soll ich auf einem Bein nach Hause laufen?«
    »Ihre Beine funktionieren ja noch«, erwiderte die andere amüsiert. »Es ist nur Ihr Schuh.« Sie beugte sich hinunter und zerrte das Corpus Delicti heraus. »Bitteschön.« Sie grinste.
    Silke griff nach ihrem Schuh. »Dankeschön«, erwiderte sie ätzend. »Viel damit anfangen kann ich aber nicht mehr.«
    »Sie haben schon im Gully festgesteckt, bevor ich kam«, sagte die andere. »Das war nicht meine Schuld.«
    »Ja, klar, ich habe mich fast selbst überfahren«, erwiderte Silke bissig.
    Die andere grinste erneut. »Ich bin gern bereit, Sie als Strafe nach Hause zu fahren, wenn Sie möchten.«
    »Ich möchte nicht !« Wütend humpelte Silke mit dem Schuh in der Hand los.
    »Hören Sie.« Nach ein paar Metern tauchte das Wohnmobil neben ihr auf. Durch das heruntergekurbelte Fenster sprach die Fahrerin sie an. »Seien Sie doch nicht so stur. Ich habe kein Problem damit, Sie nach Hause humpeln zu lassen, aber in meiner Kutsche wäre es viel bequemer.«
    »Kutsche?« Silke warf einen geringschätzigen Blick auf das Wohnmobil. »Ja, stimmt. So alt sieht es auch aus.«
    Die Besitzerin des Gefährts lachte. »Ich bin ja auch nicht mehr die Jüngste. Wir passen zueinander.«
    Silke lief ungleichmäßig, weil sie nur einen Absatz hatte, weiter, während das Wohnmobil neben ihr herrollte. Sie fühlte, dass sie den anderen Schuh auch ausziehen musste, wenn sie sich nicht eine Hüftverrenkung zuziehen wollte. Und dann würde sie nur noch auf Strümpfen laufen. Schotter und Glasscherben auf der Straße machten das nicht gerade zu einer angenehmen Aussicht. Innerlich wehrte sie sich dagegen, diese Frau war eine blöde Kuh, mit der sie nichts zu tun haben wollte, aber andererseits fingen ihre Füße an weh zu tun. Und diese Frau war schuld, dass ihr Schuh kaputt war. Sie hatte ihn mit roher Gewalt herausgezogen statt vorsichtig, wie Silke selbst es getan hätte. Also sollte sie auch die Folgen tragen. »Wir sollten Namen und Telefonnummern austauschen«, sagte sie und blieb stehen. »Falls noch was nachkommt.«
    »Was soll denn nachkommen?« Die Frau schien erstaunt.
    »Wer weiß? Blasen an den Füßen, Infektionen . . .«
    »Na, Sie sind ja vielleicht gut . . .« Die Frau lachte.
    »Lassen Sie mich schon einsteigen«, schnappte Silke. »Bevor ich es mir anders überlege und Sie verklage.«
    »Junge, Junge.« Die andere Frau grinste erneut. »Sie sind aber nachtragend.«
    »Ja, bin ich«, sagte Silke. »Merken Sie sich das am besten gleich. Falls wir uns noch mal begegnen.« Sie ging um den Wagen herum und stieg auf der Beifahrerseite ein.
    »Ehrlich
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