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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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Welt zu erfinden, die in einer unendlichen Weite schwimmt, wo es nur ein paar Lichtpünktchen und körperlose Monstrositäten gibt. Sie nannten das alles zusammen die himmlische Welt oder nur den Himmel, im Unterschied zur festen Realität des Schiffes. Sie wurden nie müde, Überlegungen darüber anzustellen, sich Einzelheiten auszumalen und sogar Bilder anzufertigen, so wie sie sich diese himmlische Welt vorstellten. Ich bin sicher, sie taten es, um Jordans Namen zu verherrlichen, und wer kann sagen, ob es ihm nicht sogar gefiel? Aber in unserer modernen Zeit haben wir Wichtigeres zu tun.«
    Astrologie interessierte Hugh absolut nicht. Selbst sein ungeschulter Verstand sah, daß diese wirre Übertreibung gar nicht ernstgenommen werden wollte. Er wandte sich zwei näherliegenderen Problemen zu.
    »Wenn die Muties doch die Saat der Sünde sind, warum bemühen wir uns dann nicht, sie auszurotten? Wäre das nicht eine Tat, die den Plan beschleunigen könnte?«
    Der Ältere überlegte einen Augenblick, ehe er antwortete: »Das ist eine kluge Frage, die eine ehrliche Antwort verdient. Da du ein Wissenschaftler werden wirst, mußt du sie auch kennen. Betrachte es einmal von dieser Seite: Unser Schiff kann nur eine bestimmte Anzahl von Leuten ernähren. Wenn diese sich nun ohne Einschränkung vermehrten, gäbe es bald nicht mehr ausreichend Nahrung für alle. Ist es da nicht besser, wenn einige in Geplänkeln mit den Muties getötet werden, als daß wir an Zahl so anwachsen, daß wir uns später gegenseitig um ein Stück Brot bekämpfen? Die Wege Jordans sind unergründlich. – Selbst die Muties sind ein Teil seines Planes.«
    Das schien einleuchtend, aber Hugh war nicht so recht überzeugt.
    Als er nach einiger Zeit als Juniorwissenschaftler zur aktiven Arbeit an den Maschinen des Schiffes versetzt wurde, lernte er noch andere Ansichten kennen. Unter anderem mußte er auch die Bedienung des Konverters erlernen. Die Arbeit war weder schwierig noch körperlich anstrengend. Er mußte hauptsächlich die Abfälle überprüfen, die von den einzelnen Dörfern herbeigeschafft wurden, Buch über die Ablieferung führen und darauf achten, daß keine wiederverwendbaren Metalle in den Vorschlucker wanderten. Aber durch die Arbeit wurde er mit Bill Ertz, dem Zweiten Chefingenieur bekannt, der kaum älter war als er selbst.
    Er unterhielt sich mit ihm über so manches, das er von Nelson gelernt hatte und war erschüttert über Ertzs Einstellung.
    »Du mußt einsehen, Junge«, hatte Ertz ihn gemahnt, »das hier ist zweckmäßige Arbeit für rationell denkende Menschen. Vergiß all den romantischen Unsinn. Jordans Plan! Der ist gerade richtig, die Farmer in Schach zu halten, aber du wirst doch nicht darauf hereinfallen. Jordans Plan gibt es nicht, nur solche Pläne, die wir selbst aufgestellt haben, um das Schiff instand zu halten, damit es uns Strom für Licht, Heizung, zum Kochen und so weiter liefert. Ohne das kann die Mannschaft nicht existieren. Und weil wir sie damit versorgen, sind wir auch ihre Herren.
    Und was diese schwachköpfige Duldung der Muties betrifft, nun, da wird sich bald etwas ändern. Es ist jedoch besser, du hältst deinen Mund und schließt dich uns an.«
    Die jüngeren Wissenschaftler erwarteten also von ihm, daß er ihnen vertraute und betrachteten ihn bereits als einen der ihren. Sie waren straff organisierte, praktisch denkende Männer, die auf eine Verbesserung der Zustände im Schiff hinarbeiteten, wie sie sie für richtig hielten. Sie waren eine sehr enge Gemeinschaft, in der ein Neuling mit gegensätzlichen Ansichten keine Chance hatte. Entweder er paßte sich an, oder er fand sich bald wieder in den Reihen der Farmer, falls er nicht gar einen bedauerlichen Unfall erlitt und schließlich im Konverter landete.
    Hoyland begann einzusehen, daß sie recht hatten.
    Sie waren Realisten, für sie war das Schiff eben das Schiff, also eine Tatsache, die keiner Erklärung bedurfte. Und was Jordan anbelangte – wer hatte ihn denn schon je gesehen oder gesprochen? Was sollte sein rätselhafter Plan? Der Zweck des Lebens war eben zu leben. Ein Mensch wurde geboren, lebte sein Leben und verschwand schließlich im Konverter. So einfach war das alles. Es gab keine Mysterien, keine heilige Reise und keinen Centaurus. Diese romantischen Geschichten waren lediglich ein Überbleibsel aus der Kindheit der Rasse.
    Hugh hörte auf, sich den Kopf über Astronomie und mystische Physik zu zerbrechen und über all den anderen
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