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Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
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bestimmt. Ich habe andere Pläne mit dir. Sag mir, hast du dir je Gedanken darüber gemacht, warum ich dich Lesen und Schreiben lehrte? Sicher hast du, aber du hast sie für dich behalten, und das ist gut.
    Paß auf, mein Junge. Ich habe seit deiner frühesten Kindheit mein Augenmerk auf dich gehabt. Du verfügst über mehr Phantasie und mehr Energie als die anderen, und du bist nicht zufrieden, ehe du den Dingen nicht auf den Grund gehen kannst. Außerdem bist du eine Führernatur. Du stachst schon als Baby hervor. Dein Kopf war zum Beispiel zu groß, und einige verlangten gleich nach deiner Geburt, daß man dich in den Konverter stecke. Aber ich habe das verhindert. Mich interessierte, wie du dich entwickeln würdest.
    Glaub mir, du bist nicht zum Farmer geschaffen. Du sollst Wissenschaftler werden.«
    Der Ältere musterte Hugh und lächelte über dessen verblüfftes Gesicht. »Es ist schon so«, fuhr er schnell fort, ehe Hugh sich gefangen hatte. »Für einen Mann von deinen Eigenschaften gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder man macht ihn zu einem der Führer oder man schickt ihn in den Konverter.«
    »Wollen Sie damit andeuten, Sir, daß ich selbst überhaupt nichts in dieser Angelegenheit zu sagen habe?«
    »Wenn du es so unverblümt wissen willst ... Es hieße nur Meuterei heraufbeschwören, wenn man die Intelligenten wie dich in den Reihen der Mannschaft versauern ließe. So etwas müssen wir unbedingt verhindern. Wir haben es einmal übersehen und dadurch fast die gesamte Menschheit vernichtet. Du bist durch deine besonderen Fähigkeiten aufgefallen. Nun muß dein Denken in die richtigen Bahnen gelenkt werden, damit du ein Stützpfeiler der Ordnung und nicht zum Infektionsherd wirst.«
    Die Ordonnanz trat ein und legte ein recht umfangreiches Bündel auf den Boden. Hugh starrte es überrascht an, dann platzte er heraus: »Aber das sind ja meine Sachen!«
    »Ganz richtig.« Nelson nickte. »Ich habe sie holen lassen. Du wirst in Zukunft hier schlafen. Aber ich muß jetzt gehen. Ich werde dich später in dein Studium einweisen. Hast du noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein, ich glaube nicht, Sir. Ich muß gestehen, ich bin ein wenig verwirrt. Ich nehme an, Sie sind auch dagegen, daß ich heirate.«
    »Ach das. Nimm sie ruhig, wenn du sie haben willst. Nun kann ihr Vater ja nichts mehr dagegen haben. Aber glaub' mir, du wirst ihrer bald überdrüssig werden.«
     
    *
     
    Hugh Hoyland verschlang die uralten Bücher, die sein Mentor ihm zu lesen gestattete. Viele Schlafzeiten lang spürte er überhaupt kein Verlangen danach, wie sonst Streifzüge zu machen, ja nicht einmal Nelsons Kabine zu verlassen. Öfter als einmal hatte er das Gefühl, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, einem Geheimnis, das er noch nicht einmal in Worte zu fassen vermochte. Doch dann wieder glaubte er, nie jemals zuvor so verwirrt, so unsicher gewesen zu sein. Offenbar war es viel schwieriger, die Weisheit eines Wissenschaftlers zu erlangen, als er es sich vorgestellt hatte.
    Einmal, als er sich gerade mit den wunderlich verschnörkelten Buchstaben der Alten herumraufte und sich bemühte, ihre seltsame Rhetorik und die fremden Ausdrücke zu studieren, kam Nelson in die winzige Kabine, die man für ihn frei gemacht hatte. Väterlich legte er eine Hand auf seine Schulter und erkundigte sich: »Na, mein Junge, wie kommst du voran?«
    »Recht gut, Sir, glaube ich«, erwiderte er und schob das Buch beiseite. »Um ganz ehrlich zu sein, so ganz klar ist mir doch manches noch nicht.«
    »Das kann auch niemand erwarten.« Der Ältere lächelte verständnisvoll. »Ich habe dich für den Anfang dir selbst überlassen, damit du die Fallen erkennst, in die ein unausgebildeter Verstand geraten kann. Vieles von dem, was du gelesen hast, läßt sich ohne Erklärung nicht verstehen. Ah, was liest du denn gerade?« Er blickte auf den Titel. Grundlagen der modernen Physik. »Weißt du, daß das eines unserer geheiligten Werke ist? Und trotzdem kann der Uneingeweihte ohne Erklärung nicht viel damit anfangen. Du darfst nie vergessen, mein Junge, daß unsere Vorväter trotz all ihrer geistigen Perfektion die Dinge nicht so gesehen haben wie wir.
    Sie waren unverbesserliche Romantiker und nicht Rationalisten wie wir es sind. Darum sind auch die Lehren, die sie uns überliefert haben, obwohl sie über allen Zweifel erhaben sind, in recht allegorischen Sprüchen verborgen. Bist du schon bis zum Gesetz der Schwerkraft gekommen?«
    »Gelesen habe ich
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