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Verbotene Nacht (German Edition)

Verbotene Nacht (German Edition)

Titel: Verbotene Nacht (German Edition)
Autoren: Desiree Cavegn
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Kapitel 1

    Cleopatra.

Die bunten Buchstaben tanzten aufreizend vor Ellis Augen. Sie grinsten Elli an, verwegen und spöttisch zugleich.
Elli starrte auf den Schriftzug, als würde er sie magisch anziehen. Beinahe konnte sie die Buchstaben sprechen hören:
    “Komm! Komm her, wenn du dich traust!”

Elli blinzelte benommen. Es kam ihr vor, als würde der Schriftzug sie verhöhnen. Seine grellen Farben und sein aggressives Funkeln irritierten sie und steigerten ihre Nervosität nur noch.
Elli schluckte. Ihr Atem ging schwer, ihr Puls raste. Ihr Instinkt befahl ihr, auf der Stelle Kehrt zu machen. Sofort die Flucht zu ergreifen. Cleopatra war kein Ort für sie. Cleopatra war nicht der richtige Ort für jemanden, der sich in der Freizeit zum Literaturclub traf, herrenlose Hunde umsonst spazieren führte und alten Damen beim Einkaufen half. Cleopatra war…
Elli schloss die Augen, zwang sich, tief durchzuatmen. Cleopatra war ihre Rettung. So einfach war das. Sie brauchte Geld, Cleopatra konnte es ihr geben. Elli biss sich auf die Unterlippe, so stark, dass es schmerzte. Sie musste da rein.
Es empfing sie gähnende Leere. Tische und Stühle waren ebenso verlassen wie die große Tanzfläche, die sie säumten. Der Saal war kaum beleuchtet. Im schummrigen Dämmerlicht bahnte sich Elli vorsichtig einen Weg zwischen den Sitzgelegenheiten hindurch.
Wieso war niemand hier? Hatte sie sich etwa in der Zeit geirrt? Zwischen sieben und acht Uhr hatte man ihr gesagt. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Viertel nach sieben. Vielleicht erwartete man sie erst um acht?
    Komm zwischen sieben und acht Uhr vorbei, Schätzchen. Frag nach Eddy mit Ypsilon. Und kein Stress, ja?

Das waren Eddy mit Ypsilons Worte gewesen, als sie heute Morgen mit ihm telefoniert hatte. Bis auf den letzten Satz war alles klar. Wie sie “kein Stress” verstehen sollte, war Elli hingegen schleierhaft. Hieß “kein Stress” vielleicht, dass Eddy möglicherweise erst nach acht Uhr auftauchte? Oder waren die Worte einfach als beruhigende Versicherung gedacht?
“Du hast dich wohl in der Tür geirrt, Süße.”
Elli zuckte zusammen beim Klang der rauen Stimme. Angestrengt starrte sie ins Dämmerlicht.
Er sass ganz hinten im Saal. Elli konnte nur seine Silhouette erkennen. Vorsichtig, als würde er beissen, näherte sie sich dem Mann, der sie angesprochen hatte. Als sie sich tiefer in den Saal begab, konnte sie eine Bar erkennen. Der Unbekannte sass am Tresen auf einem Barhocker, der beinahe grösser war als Elli.
War das Eddy mit Ypsilon? Elli musterte den Unbekannten, als könnte ihr sein Äusseres Aufschluss über seine Identität geben, obwohl sie Eddy doch noch nie gesehen hatte.
Er hatte die Ellbogen auf die Theke gestützt, wodurch sein nackter Oberkörper besonders gut zur Geltung kam. Straff, breit und muskulös. Elli schluckte. Schnell senkte sie den Blick. Nun blickte sie geradewegs auf seine Beine. Seine langen Beine steckten in einer enganliegenden Jeans. Ein Bein hatte er angewinkelt, den Fuss auf die Fussstütze des Barhockers gestellt, das andere baumelte lässig in der Luft. Seine Beine waren gespreizt, gaben den Blick frei auf den Bund seiner Jeans und die beeindruckende Ausbuchtung zwischen seinen Beinen.
Ellis Wangen röteten sich. Schnell hob sie den Blick.
Konnte der Typ sich nicht anständig hinsetzen? Wenn das tatsächlich Eddy war, sollte ihm mal jemand erklären, welche Pose man bei einem Vorstellungsgespräch einnahm!
Nervös befeuchtete Elli ihre Lippen. “Sind Sie Eddy?”
Ihre Frage wurde mit einem legeren Schulterzucken kommentiert. “Kommt drauf an, wer mich sprechen will.”
“Ich bin Elli. Elli Mirten. Ich bin hier wegen dem Job.”
Blaue Augen musterten sie von oben bis unten. Sie begannen ihre Prüfung bei dem zu einem Knoten zusammengebundenen Haar, wanderten tiefer über die bis auf den letzten Knopf geschlossene blaue Bluse, weiter über die schwarze Leinenhose bis hin zu ihren flachen, bequemen schwarzen Schuhen. Danach hob Eddy seinen Blick wieder. Einen Moment lang starrte er sie an, wie eine Muschel in der Wüste. Dann brach er in schallendes Gelächter aus, das tief in seiner Kehle kratzte.
“Welcher Job könnte das sein, Süsse? Wir brauchen hier keine Stenografin!”
Abermals lachte er schallend.
Elli errötete tief. Spätestens jetzt begrüsste sie das Dämmerlicht. Eddys Lachen irritierte sie. Sie hätte am liebsten auf dem Absatz Kehrt gemacht. Nur der Gedanke an ihre Schwester brachte sie dazu, an diesem
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