Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
statt der vereinbarten zwei.«
    »Sagt ihm, er soll sich das dritte selbst züchten. ›Der Schlichter hat entschieden.‹« Er kicherte amüsiert.
    Die beiden Männer unterhielten sich noch ein paar Minuten. Die Neugier des Alten war unersättlich, und Hoyland mußte ihm ausführlich berichten, was sich bei ihm alles getan hatte. Während die beiden Älteren schwatzten, verhielt Hugh sich ruhig, wie es schicklich war. Aber als sein Onkel sich zum Gehen wandte, erklärte er, daß er noch gern eine Weile bleiben wollte.
    »Wie du willst«, gestand sein Onkel ihm zu. »Gutes Essen, Schlichter.«
    »Gutes Essen, Edard Hoyland.«
    »Ich habe ein Geschenk für Euch, Schlichter«, flüsterte Hugh, als sein Onkel sich außer Hörweite befand.
    »Zeig es mir!«
    Hugh zerrte eine Packung Tabak, die er aus seinem Spind geholt hatte, aus der Tasche. Der Schlichter nahm sie ihm wortlos ab und warf sie seinem Lehrling zu.
    »Tritt ein«, forderte er Hugh auf. Dann wandte er sich dem Lehrling zu. »Bring einen Stuhl für den Kadetten.
    So, mein Junge«, fuhr er fort, als sie sich niedersetzten, »nun erzähl mir, was du alles gemacht hast.«
    Hugh berichtete ihm und mußte seine Erlebnisse, vor allem die während seiner letzten Erkundung auf den Oberdecks, in allen Einzelheiten schildern. Immer wieder jammerte der Schlichter über die Unfähigkeit der heutigen Jugend, sich daran zu erinnern, was sie alles wahrgenommen hatte.
    »Ihr Jungen habt ein Gedächtnis wie ein Sieb«, beschwerte er sich. »Selbst mein Lehrling, obwohl er dutzendmal besser ist als ihr anderen, tut sich mit dem Auswendiglernen furchtbar schwer. Zu meiner Zeit hatten die Jungen noch mehr Gehirn. Der Kerl da, der einmal meinen Platz einnehmen will, kann nicht einmal tausend Zeilen pro Tag behalten, und das ist doch wirklich nicht viel. Aber ihr seid ja auch mit euren Gedanken immer im Wolkenkuckucksheim.«
    Hugh versuchte gar nicht, dem Alten zu widersprechen, sondern wartete ruhig ab, bis er selbst aufs eigentliche Thema zu reden kam.
    »Du wolltest mich etwas fragen, Junge?«
    »Ja-ja, eigentlich ...«, stammelte Hugh.
    »Na, nur heraus mit der Sprache. Ich freß dich schon nicht.«
    »Seid Ihr jemals ganz bis zur Schwerelosigkeit hochgeklettert?«
    »Ich? Aber nein. Ich war doch von Geburt auf zum Schlichter bestimmt und mußte schon früh beginnen, die Zeilen sämtlicher Schlichter vor mir zu lernen. Da blieb mir keine Zeit für all die jugendlichen Torheiten.«
    »Ich hatte so gehofft, Ihr könntet mir sagen, was es dort alles gibt.«
    »Das ist natürlich etwas anderes. Ich selbst kam zwar nie zum Klettern, aber ich kenne die Erlebnisse mehr Abenteuerlustiger, als du dir vorstellen kannst. Ich bin ein alter Mann. Ich kannte deines Vaters Vater und dessen Vater ebenfalls. Was möchtest du denn gern wissen?«
    »Ich ...« Hugh stockte. Wie konnte er eine Frage stellen, über die er sich selbst noch nicht klar war, die ihn aber fast Tag und Nacht beschäftigte. Und trotzdem. »Wozu ist das alles gut, Schlichter? Warum gibt es all diese Stockwerke über uns?«
    »Heh! Was soll das, in Jordans Namen, Sohn? Ich bin ein Schlichter und kein Wissenschaftler.«
    »Tut mir leid, ich dachte, Ihr wüßtet es.«
    »Ich weiß es auch. Was du wissen mußt, sind die Zeilen über den Urbeginn.«
    »Die habe ich schon mal gehört.«
    »Dann hör sie dir nochmals an. Alle Antworten liegen darin, wenn du klug genug bist, sie zu erkennen. Also paß auf. Nein, jetzt hat mein Lehrling eine Gelegenheit zu zeigen, was er gelernt hat. Also, los, Junge. Die Zeilen vom Urbeginn – und achte auf den Rhythmus.«
    Der Lehrling befeuchtete nervös die Lippen und begann:
     
    »Am Anfang war Jordan, allein mit seinen einsamen Gedanken im Nichts,
    das formlos war und dunkel, ohne Menschen und bar jeden Lichts.
    Alleinsein gebar eine Sehnsucht, ein Traum erfüllte die Stille,
    Aus ihr wuchs der Plan, die Entscheidung und letztlich der Wille,
    Ein Wink mit der Hand, so schuf Jordan das Schiff!
    Kabinen in endloser Reihe und Raum für Getreide und Waren,
    Leitern und Gänge, Türen und Decks für jene, die noch nicht geschaffen waren.
     
    Er sah auf sein Werk mit Wohlgefallen, doch noch war kein Leben um ihn.
    Der Mensch ward erdacht und grübelte fortan nach Gründen und Sinn.
    Doch der Mensch ohne Ziel und Führung war Gefahr für den Plan, darum schuf Jordan eherne Gesetze für jeden einzelnen Mann.
    Jedem eine Pflicht für ein Ziel weit über das Begreifen hinaus, Gehorsam und Pflicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher