Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
darüber.«
    »Hast du es auch verstanden? Nein, offensichtlich nicht.«
    »Es kam mir so sinnlos vor«, verteidigte Hugh sich, »einfach dumm, wenn Sie mir diesen Ausdruck verzeihen wollen, Sir.«
    »Genau das ist es, was ich andeuten wollte. Als du es last, dachtest du an die wörtliche Bedeutung, so wie beim Gesetz über die elektrischen Geräte, das etwas früher im Buch angeführt ist. ›Die Anziehungskraft zweier Körper ist direkt proportional beider Massen und umgekehrt proportional dem Quadrat ihrer Entfernung.‹ Das hört sich an wie ein normales physikalisches Gesetz, nicht wahr? Und doch ist es alles andere als das. Das war die poetische Art der Alten, wenn sie das Gesetz der Anziehung beschreiben wollten, die das Gefühl der Liebe beherrscht. Die Körper, die man hier meint, sind menschliche Körper, und die Masse ist ihre Fähigkeit zu lieben. Junge Menschen haben eine größere Liebesfähigkeit als ältere. Wenn man sie zusammenbringt, verlieben sie sich, doch wenn man sie trennt, kommen sie schnell darüber hinweg. ›Aus den Augen, aus dem Sinn!‹ So einfach ist das. Aber du hast eine tiefere Bedeutung dahinter gesucht.«
    Hugh grinste. »Es wäre mir gar nicht eingefallen, es aus dieser Sicht zu betrachten. Ich sehe schon, ich brauche noch viel Hilfe.«
    »Bereitet dir im Moment sonst noch irgend etwas Kopfzerbrechen?«
    »Eine Menge, Sir, obwohl mir im Augenblick nicht alles einfällt. Doch eines interessiert mich ganz besonders: sind Muties eigentlich auch Menschen?«
    »Aha, du hast da wohl irgendein dummes Geschwätz mitangehört. Die Antwort ist jedenfalls ja und nein. Es stimmt, daß die Muties ursprünglich von den Menschen abstammen, aber sie gehören nicht zur Mannschaft, und man kann sie auch nicht einmal als Angehörige der menschlichen Rasse ansehen, weil sie Jordans Gesetze verhöhnt haben.« Der Wissenschaftler blickte Hugh fest an.
    »Es ist überhaupt ein sehr tiefschürfendes Thema«, fuhr er fort. »Selbst die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ›Mutie‹ ist unklar. Natürlich sind ihre Vorfahren die Meuterer, denen es gelang, sich der gerechten Strafe zu entziehen. Aber in ihnen fließt auch das Blut der Mutanten, die während des Dunklen Zeitalters geboren wurden. ›Mutie‹ kann also sowohl eine Verniedlichung für Meuterer, als auch Mutant sein. Du weißt sicher, daß zu der Zeit unser weises Gesetz noch nicht in Kraft war, alle Neugeborenen auf die Zeichen der Sünde hin zu untersuchen, und jene, bei denen sich erbliche Veränderungen zeigen, dem Konverter zu überantworten. Glaube mir, mein Sohn, es sind fremdartige und schreckliche Wesen, die durch die dunklen Gänge kriechen und in den verlassenen Stockwerken lauern.« Hugh überlegte eine Weile, dann fragte er: »Wie kommt es eigentlich, daß sich bei uns Menschen auch jetzt noch Mutationen zeigen?«
    »Das ist ganz einfach. Die Saat der Sünde steckt immer noch in uns, und von Zeit zu Zeit wird sie wieder mächtig und nimmt Gestalt an. Indem wir diese Monstren zerstören, helfen wir, den Menschenstamm reinzuerhalten. Außerdem kommen wir so auch der Erfüllung von Jordans Plan näher und somit dem Ende der Reise zu unserem himmlischen Heim, dem fernen Centaurus.«
    Hoyland runzelte die Stirn. »Das ist auch etwas, das ich nicht verstehe. Viele dieser alten Schriften erwähnen die Reise, als handle es sich bei ihr um eine tatsächliche Fortbewegung – als wäre das Schiff nicht viel mehr als ein Schubkarren. Wie ist das möglich?«
    Nelson gluckste. »Ja wirklich, wie wäre das möglich? Wie kann sich etwas bewegen, das der einzige feste Punkt ist, um den sich alles andere dreht? Die Antwort ist natürlich sehr einfach. Du hast auch hier die Allegorie mit der heute gebräuchlichen Sprache verstanden. Selbstverständlich ist das Schiff in physikalischer Hinsicht unbeweglich. Wie könnte sich das Universum bewegen? Und es bewegt sich doch, in symbolischem Sinn. Mit jeder guten Tat kommen wir der göttlichen Bestimmung von Jordans Plan näher.«
    Hugh nickte. »Ich glaube, das verstehe ich jetzt.«
    »Natürlich ist es vorstellbar, daß Jordan die Welt auch in einer anderen Form als der eines Schiffes hätte erschaffen können, wenn er es für zweckmäßiger gehalten hätte. Als die Menschheit noch jünger und poetischer war, wetteiferten die heiligen Männer darin, sich herrliche Welten auszudenken, die Jordan erschaffen haben könnte. Eine These ging sogar so weit, eine Mythologie mit einer vollkommen verrückten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher