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Die Landkarte der Liebe

Die Landkarte der Liebe

Titel: Die Landkarte der Liebe
Autoren: Lucy Clarke
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Stimme war sehr leise. »Das war sie nicht.«
    Katie lief es eiskalt über den Rücken.
    Â»Ich war auch hier.«
    Ihr Herz trommelte in der Brust. »Was?«
    Er richtete seinen Blick auf den schwarzen Horizont. »Es gibt da einiges, was du über Mias Tod wissen solltest.« Er trat einen Schritt auf sie zu. Katie spürte, wie Adrenalin durch ihre Adern jagte. »Aber vor allem sollst du wissen, wie leid mir alles tut.«
    Â»Wie leid dir was tut?«, fragte sie, während sich der Boden langsam zu neigen schien.

Kapitel 32
Mia
Bali, März
    Mia taumelte am Meer entlang, der Wodka tobte durch ihr Blut. Hätte sie doch die Flasche mitgenommen, dann könnte sie sich betrinken. Die abgrundtiefe Traurigkeit, die sie seit Wochen belauert hatte, zog nun in ihr Herz ein.
    Sie schlurfte durch den feuchten Sand und dachte an die Nacht in Maui, als Noah sie aus den Wellen gezogen hatte. Er hatte sie retten müssen, weil es ihm damals nicht gelungen war, seinen Bruder zu retten. Seine Schuld war genauso dunkel und abgründig wie ihre.
    Jez und Noah waren mit den Fäusten aufeinander losgegangen.
    Sie und Katie mit Worten.
    Sie hörte immer noch, wie einer der Schaulustigen gewispert hatte: »Sind die zwei nicht Brüder?« Als ob Geschwister sich nicht ebenso wie andere Menschen hassen könnten.
    Sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Es war Zeit, zum Hostel zurückzugehen.
    Ihre Tür stand einen Spalt weit offen, als ob jemand gerade erst in ihrem Zimmer gewesen wäre. Mia stieß die Tür ein Stück weiter auf und ging leise hinein.
    Das Moskitonetz hing wie ein gespenstischer Schatten über dem Bett, daneben brannte Licht. Hatte sie das Licht angelassen? Sie trat vorsichtig vor und sah sich um; ihr Rucksack war noch da, doch irgendetwas, das spürte sie, war anders.
    Dann sah sie es: ihr Tagebuch. Es lag immer noch auf dem niedrigen Bambustisch, war aufgeschlagen, und der Stift lag an einer anderen Stelle. Sie trat näher. Auf der einst leeren Seite zitterten einige Zeilen – doch es war nicht ihre Schrift. Das waren nicht ihre ordentlichen und präzisen Worte, diese klangen gehetzt und waren gekrümmt.
    Sie beugte sich noch weiter vor und entdeckte einen dunklen Fleck am Rand der Seite.
    Blut.
    Sie brauchte eine Weile, bis sie die Worte entziffern konnte. Dann drängten sie sich ihr entgegen und brachten sie ins Wanken; sie stützte sich auf dem Tisch ab. Eine heiße Panik wuchs in ihrer Brust und stieg in ihre Kehle. »O Gott, bitte«, flüsterte sie. »Bitte nicht.«
    Mit einem Ruck riss sie die Seite aus dem Tagebuch und drückte sie an ihr Herz, dann lief sie barfuß aus dem Zimmer und rannte in die Nacht.
    Mia stopfte die Seite in ihre Hosentasche, denn sie brauchte auf dem Klippenpfad beide Hände. Heimtückische Steine und harte Baumwurzeln bohrten sich in ihre Füße, doch sie eilte weiter. Die Zeit drängte.
    Â»Hey, alles okay?«
    Erschrocken fuhr sie herum.
    Auf dem Aussichtspunkt, am Rand des Pfads, stand ein Paar und sah sie an.
    Sie war völlig außer Atem, ihr Gesicht glühte. Sie konnte sich vorstellen, wie das aussehen musste, wenn eine Frau allein, barfuß und völlig aufgelöst durch die Nacht lief.
    Der Mann kam näher. »Können wir Ihnen helfen?«
    Â»Nein«, sagte Mia, senkte den Kopf und rannte weiter. Sie verschwand in dem dichten Blattwerk, das den Weg bis an die Spitze der Klippe überwucherte, vorbei an den gewundenen, knorrigen Ästen, die ihr Arme und Beine zerkratzten.
    Wenige Minuten später schien der Mond durch das Dickicht. Sie war fast da. Mia zog sich eine letzte Steigung hoch und erreichte schweißgebadet das Plateau.
    Noah stand aufrecht am Rand der Klippe wie ein Wächter über dem Meer. Er hatte einen Abschiedsbrief geschrieben, eilig in ihr Tagebuch, wenige verzweifelte Worte nur. Unten auf der Seite hatte ein Tropfen Blut – sein Blut? Jez’ Blut? – sie wie ein Omen angestarrt.
    Â»Noah«, sagte sie leise, um ihn nicht zu erschrecken.
    Er drehte den Kopf nur ein winziges Stück.
    Â»Tu das nicht.« Sie sah ihren Vater vor sich, den jungen Mann auf dem Foto, mit dem intensiven Blick. Was, wenn ihn jemand rechtzeitig gefunden und ein mitfühlendes, wohlbedachtes Wort den Lauf der Dinge geändert hätte?
    Wie viele Menschen dachten über so etwas nach – einen Klippenrand, ein Seil, ein hohes
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