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Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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größer als sie, daher konnten sie ihre Tanzschritte mühelos aufeinander abstimmen. Nach einer Runde über die Tanzfläche hatte sie volles Vertrauen in seine Führung.
    »Weißt du, wann du wieder laufen wirst?«
    »Ich bin schon eine kurze Strecke gelaufen, runter zum Hafen«, sagte sie. »Genug, um mich aufzuwärmen.«
    » Wie schaffst du nur so lange Strecken auf deinen Beinen?« fragte er und hielt sie ein Stück von sich, damit er ihr Gesicht im Licht der Leuchtkörbe sehen konnte, die das Parkett säumten. Er schien es wirklich wissen zu wollen.
    »Ein Teil ist natürlich Training. Ein Teil, weil unserer Familie das Laufen im Blut liegt.«
    »Hättest du etwas anderes mit deinem Leben anfangen können?«
    »Hätte ich, aber ich laufe gern. Das hat eine Art von ... Magie. Manchmal glaubt man, man könnte um die Welt laufen. Besonders gern laufe ich nachts. Man hat den Eindruck, als wäre man der einzige, der wach und am Leben und in Bewegung ist.«
    »Das bist du wahrscheinlich auch, abgesehen von Schwachköpfen mit Reittieren auf Laufwegen, wo sie nichts verloren haben«, sagte er trocken. »Und wie lange läufst du schon?«
    Es hörte sich an, als wäre er aufrichtig interessiert. Sie glaubte, daß sie vielleicht einen Fehler gemacht hatte, wegen etwas so Gewöhnlichem wie dem Laufen sentimental zu werden.
    »Fast zwei ganze Planetenumläufe. Dies ist meine erste Überquerung.«
    »Und ich war der Idiot, der sie unterbrochen hat«, sagte er.
    Tenna wurde fast verlegen, weil er immer wieder auf seinen Fehler anspielte.
    »Wie oft muß ich noch sagen, daß ich dir vergeben habe?« sagte sie und brachte die Lippen näher an sein Ohr. »Aus diesem grünen Leder kann ich schöne Schuhe für mich machen. Woher hast du übrigens gewußt, daß ich dieses Stück wollte? Bist du uns gefolgt?«
    »Vater hat gesagt, ich müßte mir eine persönlichere Wiedergutmachung einfallen lassen, als dir Geld zu überreichen ...«
    »Du hast Gerber Ligand doch nicht gegeben, was er verlangt hat, oder?« Ihre Frage klang ein wenig scharf, weil sie nicht wollte, daß er mehr hatte ausgeben müssen, als ihr erforderlich schien. Und sie lehnte sich in seinem Arm weit genug zurück, daß sie sein Gesicht sehen konnte, als er antwortete.
    »Ich werde dir nicht sagen, wieviel, Tenna, aber es war ein fairer Handel. Das Problem war«, und nun klang Haligons Stimme wehmütig, »er wußte, wie sehr ich dieses spezielle Stück brauchte. Weißt du, alle reden hier von nichts anderem.«
    Tenna hatte es vermutet und hoffte, sie würde es ihrer eigenen Station berichten können, bevor sie Gerüchte hörten, die immer stark übertrieben waren.
    »Hmmm. Damit hätte ich rechnen müssen«, sagte sie. »Ich werde zwei Paar Sommerschuhe aus soviel Leder machen können und immer an dich denken, wenn ich sie trage.« Sie sah lächelnd zu ihm auf.
    »Das ist nur recht und billig.« Er war offenbar zufrieden mit diesem Wortwechsel, denn er legte wieder die Arme um sie und zog sie ein wenig näher an sich. »Für eine andere Haut schienst du dich nicht so sehr zu interessieren. Also bin ich leichter davongekommen, als ich mir hätte träumen lassen. Ich wußte nicht, daß Läufer ihre Fußbekleidung selbst machen.«
    »Das tun wir allerdings, und es ist viel besser, sie für sich selbst zu machen. Dann kann man nur sich allein die Schuld geben, wenn man Blasen bekommt.«
    »Blasen? Die müssen schlimm sein für Läufer.«
    »Fast so schlimm wie Stichlingsbuschdornen.«
    Er stöhnte. »Werde ich das je wiedergutmachen können?«
    »Du kannst es versuchen.« Vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, die ganze Nacht mit ihr zu tanzen. Wahrscheinlich war er der beste Partner, den sie je gehabt hatte. Nicht, daß es ihr je an ihnen gefehlt hätte. Aber er war auf subtile Weise anders.
    Auch beim Tanzen, denn er schien viele Kombinationen der Tanzschritte zu kennen, und sie mußte sich wirklich auf ihre Füße konzentrieren, um seiner Führung zu folgen. Vielleicht lag es daran, daß er der Sohn eines Burgherrn war.
    »Vielleicht liegt es daran, daß du eine Läuferin bist«, sagte er, und seine Bemerkung setzte sie in Erstaunen, weil es beinahe das war, was sie selbst gerade gedacht hatte, »aber du bist so unglaublich leichtfüßig.« Er legte die Hände noch fester um sie und zog sie so nahe an sich, wie er konnte.
    Sie schwiegen beide und konzentrierten sich auf die komplizierten Tanzschritte. Für Tenna ging der Tanz viel zu früh zu Ende. Sie wollte ihn
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