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Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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nicht loslassen. Und er sie auch nicht. Und so standen sie auf der Tanzfläche, Arme an den Seiten, aber dicht beisammen. Die Musik setzte wieder ein, ein schnellerer Tanz, und ehe sie ein Wort sagen konnte, hatte Haligon sie in seine Arme genommen und bewegte sich zum Rhythmus dieser Melodie. Diesmal mußten sie sich nicht nur auf die Schritte konzentrieren, sondern auch darauf, Zusammenstöße mit anderen ausgelassenen Tänzern zu vermeiden, die über das Parkett wirbelten.
    Nach drei Tänzen in Folge winkte Haligon sie von der Tanzfläche, als das Ensemble wechselte, und tat so, als brauchte er etwas zu trinken. Mit Gläsern gekühlten Weißweins führte er sie in den Schatten eines verlassenen Stands.
    Sie lächelte in sich hinein und überlegte sich eine Reihe geschickter Zurückweisungen, falls sie vonnöten sein sollten.
    »Ich glaube, du bist gar nicht lahm, Tenna«, sagte er im Plauderton. »Zumal wenn der Stationsmeister dich zum Hafen hinunter laufen läßt. Möchtest du nicht doch den ersten Wurftanz versuchen?«
    Seine Miene forderte sie heraus.
    »Wir werden sehen.«
    Pause.
    »Wirst du morgen wieder laufen?«
    »Ich werde mich mit dem Wein zurückhalten, falls ich muß«, sagte sie, halb als Warnung für ihn, während sie das Glas hob.
    »Wirst du es von hier in einem Stück zum Meer schaffen?«
    »Wahrscheinlich. Es ist Frühling, also wird kein Schnee auf dem Paßweg liegen.«
    »Würdest du auch gehen, wenn welcher läge?«
    »Niemand in der Station hat etwas von Schnee auf den Pässen gesagt.«
    »Du hältst die Ohren offen, ja?«
    »Eine Läuferin muß den Zustand der Wege immer kennen.«
    Sie maß ihn mit einem strengen Blick.
    »Schon gut, ich habe die Botschaft verstanden.«
    »Recht so.«
    Pause.
    »Weißt du, du bist überhaupt nicht so, wie ich erwartet hatte«, sagte Haligon respektvoll.
    »Dieses Kompliment kann ich durchaus erwidern, Haligon«, antwortete sie.
    Die neuen Musiker spielten die ersten Akkorde des neuen Stücks, um die Leute auf den kommenden Tanz einzustimmen.
    Als Tenna seinen Arm um die Schultern spürte, wehrte sie sich nicht gegen den sanften Druck. Auch nicht, als er sie mit beiden Armen umfing und sein Mund ihren fand. Es war ein schöner Kuß, nicht so nachlässig, wie andere gewesen waren, sondern gut auf ihren Lippen platziert, als wüßte er genau, was er beim Küssen wollte. Auch seine Umarmung war sicher, er drückte sie nicht zu fest an sich. Respektvoll, dachte sie ... und dann, als der Kuß mit ihrem Zutun intensiver wurde, dachte sie an nichts anderes mehr als daran, das Gefühl zu genießen.
    Haligon belegte sie den ganzen Abend mit Beschlag, und er machte es nicht ungeschickt. Er schleppte sie immer zur Tanzfläche ab, bevor ein anderer sie finden konnte. Sie küßten sich ziemlich oft zwischen den Tänzen. Er begegnete ihr mit mehr Respekt, als sie erwartet hatte. Und das sagte sie ihm.
    »Bei dem Schlag, den du drauf hast, mein Mädchen«, antwortete er, »kannst du deine letzte Mark darauf wetten, daß ich nicht vorhabe, das Schicksal meines Bruders zu teilen.«
    Er brachte ihr auch andere kalte Getränke als Wein. Das wußte sie noch mehr zu schätzen. Besonders, als die Musik des Wurftanzes einsetzte. Alle bis auf ein paar verwegene Paare verschwanden von der Tanzfläche.
    »Wollen wir?« und Haligons Grinsen war die Herausforderung, die sie brauchte.
    Die Schmerzen in ihrem rechten Schienbein waren wirklich nicht der Rede wert, und ihr Vertrauen in sein Geschick als Tänzer war den ganzen Abend gewachsen; andernfalls hätte sie nicht zugestimmt.
    Im Verlauf des Tanzes mußte die Partnerin so hoch geschwungen werden, wie es nur ging, und wenn sie besonders geschickt war, würde sie sich in der Luft einmal um sich selbst drehen, bevor der Partner sie wieder fing. Es war ein gefährlicher Tanz, aber er machte solchen Spaß. Tennas älterer Bruder hatte ihn ihr beigebracht und so oft mit ihr geübt, daß ihr die Umdrehung gut gelang. Ihre Partner bei Zusammenkünften im Osten waren stets sicherer geworden, wenn sie wußten, wie leicht sie war und was für eine gute Tänzerin.
    Schon nach dem ersten Wurf wußte sie, daß Haligon der beste Partner war, den sie je gehabt hatte. Allgemeiner Jubel wurde laut, als sie einmal zwei Umdrehungen in der Luft schaffte, bevor er sie fing. Bei einer der wenigen engen Figuren des Tanzes flüsterte er ihr rasch Anweisungen ins Ohr, so daß sie auf den letzten Wurf vorbereitet war. Und sie konnte mitmachen, weil sie
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