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Die Läuferin von Pern

Titel: Die Läuferin von Pern
Autoren: Anne McCaffrey
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Wen habe ich denn geschlagen?«
    »Seinen Zwillingsbruder Horon, der auf seine Weise schlimm genug ist.«
    »Zweifellos, bei dem lüsternen Blick, den er mir zugeworfen hat.« Tenna war schon halbwegs überzeugt, daß sie wenigstens jemanden geschlagen hatte, der es verdiente.
    »Horon ist ein unverschämter Kerl, und anständige Mädchen wollen nichts mit ihm zu tun haben. Schon gar nicht bei einer Zusammenkunft.« Dann kicherte Rosa und schlug eine Hand vor den Mund. »Er hat dich wirklich von oben bis unten angesehen. Wir haben gedacht, deshalb hättest du ihn geschlagen.«
    Als ihr die Wucht ihres Schlags einfiel, rieb sich Tenna die schmerzenden Knöchel.
    »Irgend jemandem hast du vermutlich einen Gefallen getan«, sagte Cleve grinsend. »Das war ein anständiger Schlag.«
    »Haben mir meine Brüder beigebracht«, sagte Tenna geistesabwesend und sah zu der Gruppe auf der anderen Seite des Hofs. Sie war ein wenig erleichtert, als Horon auf die Füße geholfen wurde. Und nicht unglücklich darüber, daß er taumelte und gestützt werden mußte. Als die Gruppe um Horon weiterzog, sah sie Haligon zur Station gehen. »Warum geht er zur Station?«
    »Darüber würde ich mir keine Gedanken machen«, sagte Rosa und stand auf. »Torlo wird ihn mit Vergnügen daran erinnern, was er Läufern schon alles angetan hat.«
    »Auch wenn sie nicht so hübsch waren wie du«, sagte Cleve.
    »Laß uns nach deinem Leder sehen.«
    Sie brachten ihre leeren Gläser zum Erfrischungsstand zurück. Tenna warf noch einen Blick zur Station, aber von Haligon oder Torlo war nichts zu sehen, auch wenn ein ständiges Kommen und Gehen herrschte. Sollte wohl so sein während einer Zusammenkunft. Würde sie auch Haligon niederschlagen müssen? Um ihre Läuferehre zu verteidigen? Das würde nicht leicht werden, denn er war ziemlich vorsichtig gewesen, als er sich ihr auf der Tanzfläche genähert hatte.
    Nach einer zweiten Runde um die Stände beschlossen sie, sich nach den Preisen zu erkundigen, die verlangt wurden.
    Beim ersten Gerberstand führte Cleve weitgehend die Verhandlungen, daher blieb die wahre Interessentin von den Schmeicheleien des fahrenden Gerbers, eines Mannes namens Ligand, verschont.
    »Blau für eine Harfensängerin?« hatte Ligand gesagt und Tenna angesehen. »Ich dachte, daß du dir die Auslage vorhin schon angesehen hättest.«
    »Ich bin Läuferin«, sagte Tenna.
    »Sie sieht in Blau einfach am besten aus«, sagte Rosa hastig, falls es Tenna peinlich sein könnte zuzugeben, daß sie ein geliehenes Kleid trug.
    »Das ist wohl wahr«, sagte Ligand. »Ich hätte sie nie für eine Läuferin gehalten.«
    »Warum nicht?« fragte Rosa ärgerlich.
    »Weil sie Blau trägt«, sagte Ligand achtungsvoll. »Also, welche Farbe wäre denn an diesem schönen Zusammenkunftstag recht?«
    »Ich hätte gern Dunkelgrün«, sagte Tenna und zeigte auf einen Stapel von Häuten in verschiedenen entsprechenden Farbtönen auf dem Regal hinter dem Gerber.
    »Gute Wahl für eine Läuferin«, sagte er und beförderte den ganzen Stapel mit einer geschickten Bewegung auf den Tresen.
    Dann ging er zum anderen Ende seines Stands, wo zwei Interessenten schwere Gürtel begutachteten.
    »Damit das Moos der Wege keine Flecken hinterläßt«, bemerkte Rosa, als Tenna den Stapel begutachtete und das Leder betastete.
    »Wir in Boll bevorzugen Rotbraun«, sagte Cleve. »Der Boden unten in Boll hat zum größten Teil diese Farbe. Und das Moos wächst in der Hitze nicht so gut wie im Norden.«
    »In Igen wächst es prima«, sagte Tenna, die dort schon gelaufen war.
    »Das stimmt«, sagte Cleve nachdenklich. »Die gefällt mir«, fügte er hinzu und strich mit der Hand über eine Haut, ehe Tenna zur nächsten übergehen konnte. »Ein schönes tiefes Smaragdgrün.«
    Tenna hatte sie auch in Erwägung gezogen. »Das reicht aus für Stiefel. Ich brauche nur etwas für Sommerschuhe. Er wird sie bestimmt nicht zerschneiden wollen.«
    »Aha, du hast eine gefunden, die dir gefällt, ja? Ich kann dir dafür einen guten Preis machen.« Ligand bekam offensichtlich alles mit, was sich an seinem Stand abspielte. Er drehte die Haut um und las, was auf der Unterseite geschrieben stand.
    »Ich gebe sie dir für neun Mark.«
    Rosa stöhnte auf. »Fünf wäre schon schwerer Diebstahl.«
    Dann sah sie zerknirscht drein, weil sie Einwände erhoben hatte, wo doch Tenna die potentielle Käuferin war.
    »Das finde ich auch«, sagte Tenna, die nur vier ausgeben konnte. Sie tätschelte die
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