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Die Kunst, nicht abzustumpfen

Die Kunst, nicht abzustumpfen

Titel: Die Kunst, nicht abzustumpfen
Autoren: Stephan Marks
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unergründlich ist seine Einsicht.
    Er gibt dem Müden Kraft, dem Kraftlosen verleiht er große Stärke.

    Die Jungen werden müde und matt, junge Männer stolpern und stürzen.
    Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.
    Jesaja 40: 28–31
    Soweit meine Wiedergabe von Walter Brueggemanns Gedanken zu drei alttestamentarischen Propheten. Vor diesem Hintergrund möchte ich nun das Wirken eines Propheten des 20. Jahrhunderts betrachten.
    Martin Luther King jr.
    Am 28. August 1963 versammeln sich mehr als 250.000 Menschen – eine für die damalige Zeit unerhörte Zahl – zu einer Protestkundgebung vor dem Lincoln Memorial in Washington, D.C., um für Gleichheit und Gerechtigkeit für die schwarzen US-Bürger zu demonstrieren. Unterstützt wird dieser »Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit« von einem breiten Bündnis von Bürgerrechtsgruppen und Kirchen. Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung bildet die berühmte Rede »I have a dream« des Theologen und Bürgerrechtlers Martin Luther King, Jr. (1963)
    Darin spricht er von der Emanzipationsdeklaration, die hundert Jahre zuvor von Lincoln unterzeichnet wurde, ein Erlass, der »wie ein freudiger Tagesanbruch nach der langen Nacht ihrer Gefangenschaft« gekommen sei. Jedoch sei hundert Jahre später »das Leben des Negers immer noch verkrüppelt durch die Fesseln der Rassentrennung und die Ketten der Diskriminierung.« Für den Redner ist jetzt »die Zeit, aus dem dunklen und trostlosen Tal der Rassentrennung aufzubrechen und den hellen Weg der Gerechtigkeit für alle Rassen zu beschreiten. Jetzt ist die Zeit, unsere Nation aus dem Treibsand
rassischer Ungerechtigkeit zu dem festen Felsen der Brüderlichkeit emporzuheben.«
    Der Aufruhr wird die Nation in ihren Grundfesten erschüttern, »bis der helle Tag der Gerechtigkeit anbricht. (…) Wir können nicht zufriedengestellt sein, solange unsere müden Leiber nach langer Reise in den Motels an den Landstraßen und den Hotels der großen Städte keine Unterkunft finden.«
    Martin Luther King spricht besonders die Teilnehmer an, die aus großer »Bedrängnis« hierhergekommen sind: aus Gefängniszellen oder aus »Stürmen der Verfolgung und polizeilicher Brutalität. Ihr seid die Veteranen schöpferischen Leidens. Macht weiter und vertraut darauf, dass unverdientes Leiden erlösende Qualität hat. Geht zurück nach Mississippi, geht zurück (…) in dem Wissen, dass die jetzige Situation geändert werden kann und wird. Lasst uns nicht Gefallen finden am Tal der Verzweiflung.
    Heute sage ich euch, meine Freunde, trotz der Schwierigkeiten von heute und morgen habe ich einen Traum. Es ist ein Traum, der tief verwurzelt ist im amerikanischen Traum. Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben wird und der wahren Bedeutung ihres Credos gemäß leben wird: ›Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich: dass alle Menschen gleich erschaffen sind.‹
    Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Gerechtigkeit verwandelt. (…) Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel und Berg erniedrigt wird. Die rauen Orte werden geglättet und die unebenen Orte werden begradigt. (…) Mit diesem Glauben werde ich fähig sein, aus dem Berg der Verzweiflung einen Stein der Hoffnung zu hauen. Mit diesem Glauben werden wir fähig sein,
die schrillen Missklänge in unserer Nation in eine wunderbare Symphonie der Brüderlichkeit zu verwandeln.
    Mit diesem Glauben werden wir fähig sein, zusammen zu arbeiten, zusammen zu beten, zusammen zu kämpfen, zusammen ins Gefängnis zu gehen, zusammen für die Freiheit aufzustehen, in dem Wissen, dass wir eines Tages frei sein werden. Das wird der Tag sein, an dem alle Kinder Gottes diesem Lied eine neue Bedeutung geben können: ›Mein Land von dir, du Land der Freiheit singe ich. Land, wo meine Väter starben, Stolz der Pilger, von allen Bergen lasst die Freiheit erschallen.‹ Soll Amerika eine große Nation werden, dann muss dies wahr werden.
    Also lasst die Freiheit erschallen, (…) von jeder
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