Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Kopf nach unten hing, wie die Leute annahmen; sie wäre allemal in der Lage gewesen, bis zur Seilstütze zu hoppeln und sich dort hochzuhangeln. Nein, Ed, der liebe Bruder, hatte, ihre Lage schamlos ausnutzend, ihrer Sportpuppe den Akkumulator entnommen und ihn seinem Maulwurf einverleibt, der beim Wettgraben der langsamste gewesen war.
    Natürlich gab es beim Hoppeln einen Blutandrang zum Kopfe hin – wie im Augenblick…
    Langsam, ganz langsam formte sich in Robinas Bewußtsein die Frage: Wo bin ich? Was, was ist geschehen?
    Sie öffnete die Augen; sie spürte Schmerzen im Nacken, das Pochen lief durch Hals und Kopf.
    Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beängstigend schräg über ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina übersah ein Stück der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst überfiel sie. Aufstehen! befahl sie sich, sehen! Aber auch als sie sich mühevoll aufgerichtet hatte, erblickte sie wenig mehr.
    Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß die grauglänzende Wand vor der Bugscheibe ein Teil des Bootes selbst, eine der Stabilisierungsflächen war. Rhythmisch zuckten darüber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden.
    Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Mechanisch wandte sie sich zum Mikrophon, sie mußte dazu den Hals in eine unbequeme Lage drehen, und sagte betont forsch: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, daß die Stimme zitterte, daß der Ruf belegt klang.
    Und noch etwas war da: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht über das Außenmikrophon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewußt wurde, daß die Hermetik der Kabine gestört sein mußte. Die Gefährten holen mich hier weg!
    Sie lauschte auf das beruhigende Summen der elektronischen Wech
selsprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hal
lo, Frank!“
Stille. Außer diesem feinen Summen Stille…
    Robinas Blick glitt unstet über die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“
    Robina spürte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“
    Sie lauschte nicht mehr auf das leise Summen, ob es von einer ver
trauten Stimme durchbrochen würde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so
melde dich doch!“
Nichts.
    Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten, noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“
    Sehr erleichtert atmete Robina auf. So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrückt. Es hätte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die Gefährten.
    Die werden ganz schön verschnupft sein über den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe…
    Mechanisch betätigte Robina Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als ihr Blick über den implodierten Bildschirm glitt. Eben nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot, dachte sie. Es wird Zeit, daß wir heimkommen!
    Aber warum? Wie konnte so etwas überhaupt geschehen? Robina versuchte sich zu erinnern. Zunächst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen Gefühl im Kopf:
    Unversehens haben sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. Na, setze ich eben ein wenig später auf – was soll es schaden! Weit zieht sich die ebene, spiegelnde Landefläche. Dort das Massiv, in dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen…
    Da – Robina fühlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stürzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend näher.
    Ohne weitere Überlegung reißt Robina am Höhenruder. Das Boot reagiert.
    „Jawohl, es hat reagiert!“ rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend.
    Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite
des Rumpfes und die Stabilisatoren.
Mein Spiegelbild! durchfährt es sie.
    Und da kam der Blitz, die Lichtwoge, der verdammte Schub… Robina fand in die Wirklichkeit zurück.
    Blitz? Hatte es überhaupt einen Blitz gegeben? Oder entstand der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher