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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux
Autoren: Alexander Kröger
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sich ständig, daß überhaupt kein Grund zur Sorge bestehe, selbst wenn die Funkanlage tatsächlich nicht in Ordnung sein sollte. Spätestens in einer Stunde würden die Gefährten sie holen! Sie wußten, wo etwa sie sich befand, das zweite Boot mußte startklar sein, also! Trotzdem verhielt Robina unschlüssig, als sie unter der Stabilisierungsfläche hervortrat; sie zögerte den erneuten Kontaktversuch hinaus. Nervös nestelte sie an der kurzen Helmantenne und vergewisserte sich, daß die Leuchtdiode, die die Funktionstüchtigkeit des Geräts anzeigte, ihren dünnen rötlichen Schein im Helm verbreitete. Sie schaltete ein-, zweimal, um, wie sie meinte, Kontaktstörungen von vornherein auszuschließen, und erst nach einem Räuspern rief sie abermals: „Hallo, Frank!“
    Nichts – außer dem Rauschen, in dem das Knattern stärker geworden war, beruhigend und beunruhigend zugleich. Es war eigentlich ein Zeichen, daß das Gerät funktionierte; was Robina Sorgen bereitete, war die Tatsache, daß ein derartiges Knattern vorher niemals aufgetreten war. Um sich endgültig Gewißheit zu verschaffen, verstimmte Robina, einer plötzlichen Eingebung folgend, das Frequenzband. Da drangen sie in ihren Helm, die immer wiederkehrenden Signale des fremden Funkfeuers, der langgezogene anschwellende Ton, der an das Schwingen einer Gitarrensaite erinnerte, auf der jemand mit einem Metallstück entlangfährt.
    Robina drehte das Band wieder auf die Raumschifffrequenz. Sie wußte, daß nach drei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden der gleiche rätselhafte Ton abermals aufklingen würde. Das wiederholte sich ständig, seit sie mit der REAKTOM zufällig in diesen fremden rotierenden Funkrichtstrahl geraten waren, vor nunmehr – Robina überschlug – einunddreißig Tagen. Und alle Anzeigen sprachen dafür, daß dieses Signal bereits seit Hunderten von Jahren stark gebündelt in den Raum strahlte. Nur in unmittelbarer Nähe des Boliden und auf seiner Oberfläche gab es eine so große Menge vagabundierender Wellen, daß die Signale so gut wie überall zu empfangen waren.
    Robina sah zur Uhr. Das Funkoptimum zum Raumschiff wurde jeden Augenblick überschritten. Schon standen bizarre Spitzen und glitzernde Flächen zwischen ihr und dem Standort des Schiffes, das, solange sich jemand außenbords befand, die „große Laterne“ aufgesteckt haben mußte, zumindest in Räumen, in denen es keine ausreichende Lichteinstrahlung irgendeiner Sonne gab.
    Robina beschloß, das Rufen zunächst einzustellen und sich einen günstigeren, erhöhten Standort zu suchen. Dann, im nächsten Optimum und mit Direktsicht zum Schiff, würde ganz bestimmt der Kontakt zustande kommen!
    Ihr fiel der kleine Vorrat an Signalraketen ein, und sie lächelte darüber. Die lasse ich für den Notfall – wie vorgesehen –, sagte sie sich. Das hier – sie blickte auf den Haufen zerknitterten Schrotts vor ihren Füßen – ist laut Reglement noch kein Notfall im eigentlichen Sinne… Robina ging – so weit das möglich war – um das Wrack herum. Noch einmal kam ihr das Disziplinarverfahren in den Sinn, das sie unzweifelhaft erwarten würde. In drei Jahren und sieben Tagen würden sie auf der Erde landen. Und – wie groß ist eigentlich mein Verschulden? Gut, als ich den Anflug verpaßt hatte, hätte ich vielleicht zu einer erneuten Umrundung ansetzen und den Landeversuch wiederholen müssen. Aber die Ebene schien so über alle Maßen ausgedehnt und ohne Gefahr…
    Auf jeden Fall werde ich mich nicht so zusammenstauchen lassen wie Vater! Robina schüttelte den Kopf. Das war vor mehr als zwanzig Jahren. Und heute noch krankt er daran, wird es wohl nie überwinden. Er wäre anders geworden – nein, geblieben, wenn ihm das nicht widerfahren wäre, bestimmt!
    Robina erinnerte sich, wie sie eines Tages heimlich in seinen Unterlagen gestöbert und das Band der Verhandlung abgehört hatte. Fuchsteufelswild war er geworden, als er es merkte.
    Einige Tage später hatte er dann – noch voller Bitternis – von selbst davon angefangen, hatte knapp, gleichsam mit erhobenem Zeigefinger, so als wolle er sie vor ähnlichem bewahren, erzählt…
    Nun, Vater war einem Anachronismus zum Opfer gefallen und hatte sich nicht oder nicht genügend dagegen gewehrt. Und im Grunde genommen war es ein Bagatellfall. Der Vorsitzende des Schiedsrates, der den strengen Verweis ausgesprochen hatte – freilich ein verknöcherter Alter, der sich in die Situation nicht hineinversetzen konnte, ja,
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