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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux
Autoren: Alexander Kröger
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anwende, habe ich nicht die Gewähr, daß jemals wieder ein Signal die Kup pel verläßt. So bleibt mein Mühen, Nachricht vom Kontakt zweier Zivilisationen zu geben, einseitig auf die Anderen beschränkt…
    So, das schreibst du mit zehn Zentimeter großen Buchstaben. Wie gefällt es dir?“ Robina lächelte und sah dem Birne voll in die Augen. Er dachte sichtlich angestrengt nach. Dann sagte er: „Es gefällt mir.“
    „Nichts hast du begriffen, du, du – Maschine du! Du fühlloser
Klotz!“
Seine Augen fluoreszierten noch mehr.
    Die Fältchen um Robinas Augen vertieften sich, dann lachte sie laut heraus. „Schwierigkeiten, was, Zusammenhänge zwischen dir, einer hochorganisierten Maschine, und der schlichten Vokabel ‚Klotz’ herzustellen… Mußt noch viel lernen, Freund!“ „Ich muß noch viel lernen, ja!“ echote er.
    Robina nickte lachend und begann zu singen: „Seh ich mir diesen Stahlklotz an, so denk ich an mein' Birnenmann…“ Es war dies nicht das erste Lied, das sie ihren Bedürfnissen entsprechend abgewandelt hatte.
    Und er fiel ein: „… Stahlklotz an, so denk ich an mein' Birnenmann.“ Lachend sang Robina noch weitere Strophen, und der Ahnungslose sang mit.
    Nach einer Weile erinnerte sich Robina, daß sie in der Kabine einige Blumen und Pflanzen geschnitten hatte. „Du, pflanze doch bitte die Blumen, sie sind drin auf der Liege.“
    Und der Birne schwebte ab, kam nach einigen Minuten zurück, in jedem der Manipulatoren einen Pflanzenstengel. Vorsichtig stellte er sie ab. Er lehnte sie an Kristalle, so behutsam, wie es ihrer Zerbrechlichkeit zukam und wie man es ihm bei seinem robusten Aussehen gar nicht zugetraut hätte.
    Dann schwebte er abermals davon, kam mit dem Brenner zurück, und Robina wies ihn mit Handzeichen ein, ohne sich von ihrer Bank zu erheben.
    Der Birne brannte die Löcher und stellte dann sorgfältig die Pflanzen auf, darauf bedacht, nicht mit anderen, die bereits „gepflanzt“ waren, in Berührung zu kommen, was ihm gar nicht so leichtfiel. Rabina legte Wert darauf, daß die Pflanzen recht dicht standen.
    Jetzt erhob sich Robina und betrachtete wohlgefällig ihren Garten. „Ist gut“, sagte sie zum Birne, und er zog sich mit dem Brenner in die Grotte zurück.
    Der Garten dehnte sich über vierzig Quadratmeter aus, und jede Woche kamen einige Quadratdezimeter dazu. Robina achtete streng darauf, daß genügend Samen nachgezüchtet wurde, aber alle anderen Pflanzen ließ sie nicht abblühen und verwelken, sondern setzte sie vor die Grotte.
    Und wenn es schon ein starrer Garten war, mit Blumen, die keinen Windhauch kannten, keinen Sonnenschein, nicht das Summen eines Insekts, die nicht mehr dufteten, die tot waren wie der Grund, auf dem sie standen, so lockerte dieser Garten doch die kalte Geometrie auf und brach den unbehaglichen Glanz. Ja, die Schatten der Pflanzen milderten selbst das unheimliche Huschen der Lichtpulsationen.
    Ihr Garten war Robina kostbar, und sie hütete ihn wie ihre Augäpfel. Daß er so zerbrechlich war, machte ihn in Robinas Empfinden noch wertvoller. Jedesmal, wenn sie ihn betrachtete, erinnerte sie sich daran, wie der Birne eines Tages unachtsam einige Blätter abgebrochen hatte, wie sie fuchsteufelswild auf ihn eingeschrien und eingeschlagen hatte. Wenn er auch dafür kaum Verständnis aufgebracht hatte, nahm er sich doch seit jenem Ausbruch ganz besonders in acht.
    Robina hatte sich wieder gesetzt. Der Birne stand neben dem Eingang und blickte sie mit träge pulsierenden Augen an. „Müde, mein Freund?“ fragte sie. „Du wirst faul – und ich nicht minder. Wir werden mal einen kleinen Ausflug machen, ja? Rückseite? Ein paar Kilo Gold könnte ich wieder gebrauchen. Das letzte habe ich längst verhämmert. Meine Armreifen werden immer besser. Ich habe erst siebenunddreißig. Eine moderne Raumschiffbesatzung hat sicher fünfzig Leute, damit muß ich rechnen. Und stell dir vor, einer geht leer aus! Wenn sie meinen tiefgekühlten Körper in den Laderaum gebracht haben, werden sie die Reifen anlegen und während des Weiterflugs tragen, so wie ich es in meinem Testament gewünscht habe, sie werden es…“ Robina nickte dem Robo ter zu. „Sie werden es, auch deine Leute, wenn sie mich finden, im Andenken an die toten Freunde, Frank, Mandy, Stef, Robina…“ Dann stimmte Robina ein Wanderlied an.
    Später saß sie und starrte in den Himmel. Sie fühlte Müdigkeit. Wenn er kommt, mein Bethlehemer Stern, gehen wir schlafen…
    Wenig später
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