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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux
Autoren: Alexander Kröger
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nur beim Aufprall – so wie Sterne bei einem Schlag auf den Kopf? Jedenfalls habe ich das Boot an die Fläche eines dieser miesen Riesenkristalle gesetzt. Schöne Schweinerei! Das werde ich wohl verantworten müssen…
    Die Aussicht auf ein Disziplinarverfahren wurde von dem Glücksgefühl, die Havarie unbeschadet überstanden zu haben, verdrängt. Nur schade um das Boot, dachte Robina noch einmal. Aber es wäre schon dumm gewesen, jetzt, da wir auf dem Heimweg sind, sich noch etwas zuzuziehen oder den Gefährten gar eine Leiche zu bescheren. Robina probierte systematisch ihre Gliedmaßen durch und stellte abermals erfreut fest, daß sie außer einem leichten Ziehen im Nacken und einem dumpfen Brummen im Kopf mit dem Schrecken davongekommen war.
    Ich müßte aussteigen, dachte sie, mir das Ganze von draußen betrachten.
    Sie musterte die Kabine eingehend, sah großflächige Beulen, die von außen die Verkleidung deformierten, sah Geräte herumliegen, die beim Aufprall aus der Halterung gerissen worden waren. Die Tür zum Laderaum stand halb offen. Robina hangelte hin. Die Sauerstoffbehälter lagen durcheinander, Konservenboxen dazwischen, einige geplatzt, ihr Inhalt klebte an Kanistern und Dosen.
    Dann blickte Robina ungeduldig zur Uhr. Es fehlten noch zehn Minuten. Erfahrungsgemäß kam aber, wenn auch qualitätsgemindert, in einer solchen Konstellation die Funkverbindung bereits zustande, wenn nicht gerade Überlagerungen des fremden Funkfeuers störten. Robina nahm eine bequemere Haltung ein und war fest entschlossen, nun zu senden, bis die Verbindung hergestellt sein würde. Stereotyp rief sie im Abstand von je einer halben Minute. Sie spürte, wie Ruhe sie überkam. Sie lauschte kaum dem Rauschen und dem eigenartigen Knattern, in der Gewißheit, daß sie eine Antwort nicht überhören würde. Jedoch wuchsen nach fünf Minuten vergeblichen Rufens Erregung und Konzentration. Sie spürte unwillkürlich Unruhe aufsteigen. Die augenblickliche Konstellation zwischen dem Boliden und dem Raum schiff verhinderte wohl die Verbindung, vielleicht schirmte auch die über das Wrack geschobene abgebrochene Stabilisierungsfläche zu sehr ab, oder aber der Rumpf lag so ungünstig, daß zusätzlicher Funkschatten entstand, oder der Kristall selbst…
    Robina zwang sich zur Ruhe. „Hallo, Frank!“ rief sie gleichförmig.
    Dann drängten sich ihr die Namen der anderen Gefährten in den Sinn. Sie rufen! Frank hatte mit ihr Verbindung zu halten. Aber jeder andere, der sie hörte, würde sich ebenfalls melden.
    Aufreizend langsam tropften die Ziffern der Uhr. Dann kam die Zeit, zu der Funkmaximum herrschen mußte. Robinas Stimme begann zu zittern. Unter großer Beherrschung ließ sie noch einige Minuten verstreichen, danach rief sie, rief…
    Dann dachte sie abermals: Ich muß hier raus, es ist doch klar, daß hier etwas nicht stimmt, daß etwas nicht funktioniert. Sie können mich nicht hören! Sicher rufen auch sie bereits.
    Noch bevor sie erwogen hatte, ob sie die optimale Funkkonstellation noch bis zu deren Ende abwarten oder sofort aussteigen sollte, zwängte sie sich zur Schleuse. Ihre Bewegungen wurden hastiger, dazwischen rief sie, nun lauter, weil sie sich von der Bordsprechanlage entfernte, ungeachtet dessen, daß in der Kabine der Schall nicht mehr übertragen wurde.
    Sie kam trotz der Schräglage des Bodens ohne Schwierigkeiten in die Schleuse, und dort stellte sie fest, daß die Außenluke klaffte. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß ihr Ruf in den letzten Minuten die Gefährten gar nicht hatte erreichen können. Mit neuer Hoffnung schaltete sie die Funkanlage des Raumanzugs ein und rief mehrmals hintereinander. Aber auch jetzt als Antwort nur das leise Summen und das eigenartige Knattern, die im Geräusch ihres Atems fast untergingen.
    Dann bildete sie sich ein, steigerte es in sich zur Gewißheit, daß sich draußen schlagartig Funkverbindung einstellen werde, und sie strengte sich an, die verklemmte Luke vollends zu öffnen. Mit Mühe drückte sie den Spalt so weit auf, daß sie sich hindurchzwängen konnte. Dann stand sie neben dem Beibootrumpf.

    Robina erschauerte leicht, als sie das vordem elegante Boot von außen betrachtete. Beulen, herausragende Verstrebungen, Risse und häßliche gezackte Ränder dort, wo die Flächen herausgerissen worden waren. Robina achtete darauf, daß sie an den vorstehenden Knickkanten und Blechfransen nicht hängenblieb.
    Sie wurde getrieben von Hoffnung und Unruhe, beschwichtigte
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