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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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zu beschäftigen, mit denen die Gockel und Hühner bei Hofe ihr belangloses Leben verbringen.
    Da es nichts mehr für sie zu tun gab, stellte die Schwarze Legion ihre Arbeit ein. Aleide verlor dadurch an Einfluss und wurde immer verbitterter. Währenddessen wuchsen die Sprösslinge meines Bruders heran und wurden in den Hofstaat eingeführt. Bald waren mein Neffe und meine Nichte alt genug, um selbst Kinder zu bekommen. Machtlos musste ich mit ansehen, wie mir die Ehre und der gerechte Lohn für den unermesslichen Dienst, den ich Lorelien erwiesen hatte, versagt wurden. Mit der Zeit fügte ich mich in die traurige Einsieht, dass ich nicht mehr darauf hoffen konnte, den Thron zu besteigen. Ich würde eines einsamen Todes sterben, und bald danach würden mein Name und mein Andenken der Vergessenheit anheimfallen.
    Doch dann kam der Tag, an dem ich einen Sohn fand.
    Jener glückliche Tag, an dem Sombre in meinem Palast erschien.
    Wir haben so vieles gemeinsam. Er ist mein Erbe, er wird es für alle Zeit sein. Und ich weiß, wie viel ihm dieses Wort bedeutet.



Nach dem neunten Dekant war abermals ein Gewitter aufgezogen, und der Regen hatte kurz vor dem Morgengrauen nachgelassen, als hätten die Schrecken der Nacht auch ihn erschöpft. Verstohlen beobachtete Nolan die wenigen Goroner, die so früh schon auf den Beinen waren: fleißige Handwerker, müßige Greise oder zerlumpte Bettler. Viele Passanten trugen schlichte Masken, die ihn unweigerlich an die Angreifer erinnerten, die sie bis auf die Dächer der kaiserlichen Stadt verfolgt hatten, zusammen mit ihrer rätselhaften Kreatur. Der bloße Gedanke an den Kampf jagte ihm einen Schauer über den Rücken, und er betrachtete die Menschen auf den Straßen, als stammten sie aus einer anderen Welt.
    Neben ihm stapfte Amanon über das regennasse Pflaster. Wie Nolan selbst hatte er zahllose Schnitte und Prellungen im Gesicht und an den Händen, und an der Stelle, wo Keb ihn mit der Lowa erwischt hatte, verfärbte sich seine Schläfe zu einem ungesunden Gelb. Mano erwähnte den Vorfall mit keinem Wort und beklagte sich nicht, doch die Grimassen, die er bei jeder abrupten Kopfbewegung zog, sprachen Bände. Nolan selbst hatte eine tiefe Schnittwunde am Oberkörper, die sie notdürftig verbunden hatten. Am schlimmsten jedoch hatte es Bowbaq und vor allem Zejabel erwischt.
    Obwohl es Nolan schwergefallen war, die bewusstlose Zümit den anderen allein zu lassen, wäre es ihm nie und nimmer in den Sinn gekommen, Amanon die Hilfe zu verweigern.
    Nach dem Kampf hatten sich die Erben zwar in Sicherheit bringen können, aber ihre Feinde hatten die Verfolgung vermutlich nicht aufgegeben. So lief er nun mit Amanon zum Hafen, wo die
Rubikant
vor Anker lag, und sah sich in den schmuddeligen Gassen immer wieder wachsam um. Auch wenn sie davon ausgingen, dass die Gabiere noch an ihrem Platz war, wollten sie sich vergewissern, dass der Hafen nicht bewacht wurde und sich keine Mörder an Deck verbargen.
    Im Hafenviertel, in dem vor allem Fischer und einfache Kaufleute wohnten, herrschte um diese Tageszeit bereits reges Treiben. Als sie die Kais erreichten, begriff Nolan, warum alle so früh auf den Beinen waren: Gut ein Drittel der Schiffe war schon zum Auslaufen bereit, und auch auf den übrigen wuselte die Besatzung herum. Ihm fiel ein, dass im Großen Kaiserreich niemand bei Nacht die Flüsse befuhr. Die Kapitäne verließen den Hafen erst bei Tagesanbruch und versuchten dann, bis Sonnenuntergang möglichst viele Meilen hinter sich zu bringen.
    Diesen sonderbaren Brauch, der auf einen alten Aberglauben zurückging, hatten die Erben in der vergangenen Nacht immer wieder verflucht. Nachdem sie die Unbekannten und ihre schauderhafte Kreatur bezwungen hatten, wären sie am liebsten sofort zum Hafen gerannt und aus der Stadt geflohen. Doch da die
Rubikant
um diese Zeit nicht auslaufen konnte, ohne Aufsehen zu erregen, und sie Bowbaq und Zejabel auch nicht den weiten Weg bis zum Hafen hätten tragen können, hatten sie in der Stadt nach einem Unterschlupf gesucht. Zum Glück kannte sich Keb in Goran gut genug aus, um den Weg zu einer alten Kapelle zu finden, die der Göttin Mishra geweiht war und offenbar nicht mehr benutzt wurde. Dort verschanzten sich die Freunde und verarzteten die Verwundeten, während ein Gewitter nach dem anderen über Goran niederging und alle jeden Augenblick damit rechneten, dass eine affenähnliche Bestie die Kapellentür einschlug.
    Selbst jetzt, in den ersten
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