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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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unvermittelt. »Dann haben wir wenigstens Gewissheit.«
    »Nein,
ich
gehe«, protestierte Amanon erschrocken. »Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen, damit du dich an meiner Stelle in Gefahr begibst.«
    »Mir passiert schon nichts. Und falls doch, kommst du mir eben mit Keb zu Hilfe.«
    Nolan kehrte Amanon den Rücken, ohne eine Antwort abzuwarten, und schlenderte zum Hafen hinunter. Er mahnte sich zur Ruhe, obwohl er immer nervöser wurde, je weiter er sich von dem einzigen vertrauten Menschen weit und breit entfernte. Der Stockdegen, den er umklammert hielt, kam ihm auf einmal viel zu dünn und leicht vor, um sich gegen ihre Feinde zur Wehr zu setzen, und seine schmerzenden Glieder würden sicher schnell ermüden, wenn es zum Kampf kam.
    Doch trotz aller Angst und Erschöpfung spürte Nolan auch neue Zuversicht. Bei dem Kampf gegen das Ungeheuer hatte er ungeahnte Kräfte in sich entdeckt. Als er sich eher aus Verzweiflung denn aus Heldenmut in die Schlacht gestürzt hatte, war er über sich hinausgewachsen. Es war nicht nur die Todesangst gewesen, die ihn so entfesselt hatte kämpfen lassen, sondern auch die Kraft des Glaubens, das Gefühl, einen heiligen Feldzug für das Gute in der Welt zu führen. Im Eifer des Gefechts hatte er sogar zum ersten Mal ernsthaft in Erwägung gezogen, er selbst könnte der Erzfeind sein.
    Dieser Gedanke hatte ihn seither nicht mehr losgelassen, aber er behielt ihn für sich. Im Grunde kam es ihm unwahrscheinlich vor, dass einer seiner Gefährten oder er selbst einen so mächtigen Dämon wie Sombre bezwingen konnte. Nur wenn er sich von der Erinnerung an seinen Kampf gegen das Affenungeheuer überwältigen ließ, schien ihm ein Sieg möglich. Im entscheidenden Moment war der Glaube seine wirkungsvollste Waffe gewesen, und darum war er fest entschlossen, sie gut zu pflegen.
    So fühlte sich Nolan, der nur noch einen Steinwurf von der
Rubikant
entfernt war, auf einmal so stark, dass er sich ungeachtet seiner Müdigkeit, der Schmerzen und der erbärmlichen Ausrüstung auf jeden Feind gestürzt hätte, der sich ihm in den Weg zu stellen wagte. Eurydis würde seinen Arm auch diesmal führen, auf diese Gewissheit konzentrierte er sich mit aller Macht. Hätte er nur den kleinsten Zweifel zugelassen, hätte er sich wohl auf dem Boden zusammengekauert oder aus vollem Halse losgeschrien, um der Angst um seine Eltern, Eryne und Zejabel endlich Luft zu machen.
    Als er bei der Gabiere angelangt war, drehte er sich kurz zu Amanon um. Vor Schreck stockte ihm der Atem: Sein Freund war verschwunden! Doch noch bevor er in Panik geraten konnte, entdeckte er ihn vor den Festungsanlagen, die den Hafen umgaben. Mano hatte sich an eine Mauer gelehnt, wohl um schneller bei ihm sein zu können, falls Gefahr drohte. Beruhigt schwang sich Nolan über die Reling der
Rubikant.
Obwohl sie das Schiff erst seit sieben Tagen besaßen, hatte er das Gefühl, nach Hause zurückzukehren.
    Er gab sich unbekümmert, aber selbst der flüchtigste Blick eines Passanten machte ihn nervös. Versteckte sich vielleicht doch eine Mörderbande unter Deck? Schließlich hatten sie an Bord schon einige böse Überraschungen erlebt: den Überfall der K’lurier in Lorelia, die verzweifelte Flucht vor den lorelischen Eskadrillen, den Angriff des Leviathan und Niss’ Sturz ins Meer, bei dem sie fast ertrunken wäre … Wenn man bedachte, wie oft sie an Bord zusammengesessen und über Sombre, das Geheimnis des Jal und das Schicksal des Erzfeinds gesprochen hatten, konnte man sich gut vorstellen, dass die
Rubikant
bis in alle Ewigkeiten von Alpträumen verfolgt werden würde. Zum Glück hatten Schiffe kein Gedächtnis.
    Nachdem Nolan vom Bug zum Heck und wieder zurück geschlendert war, ohne etwas Verdächtiges zu entdecken, entriegelte er vorsichtig die Luke. Erst als er in die Kombüse hinabgestiegen war, wagte er durchzuatmen. Alles war so, wie sie es zurückgelassen hatten, als sie zu Chebrees Palast aufgebrochen waren. Selbst die Luft roch noch genauso abgestanden.
    Die Erben hatten also eine Sorge weniger. Erleichtert wandte sich Nolan den praktischen Dingen zu, um die er sich nun kümmern musste. Er griff sich einen großen Sack und packte ein paar Lebensmittel und einen Wasserschlauch ein. Während er ein Stück Krümelbrot kaute, kramte er Verbandszeug und Wundsalben hervor und beglückwünschte Amanon im Stillen zu seiner Voraussicht: Es war eine gute Idee gewesen, noch vor ihrem Besuch bei der wallattischen Königin die
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