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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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Vorräte aufzufüllen. Das hatte zwar ihren Aufbruch verzögert und Keb zur Weißglut gebracht, aber jetzt konnten sie sich glücklich schätzen, dass Amanon darauf bestanden hatte. Als hätte er geahnt, was ihnen bevorstehen würde!
    Bei diesem Gedanken fiel Nolan plötzlich ein, dass sich sein Freund bestimmt Sorgen machte, wenn er so lange unter Deck blieb. Er eilte die Treppe hinauf, um ihm von der Reling aus ein Zeichen zu geben, und stieß fast mit Amanon zusammen, der gerade mit der Hand am Griff seines Krummschwerts auf die Luke zustürmte. Als er Nolan erkannte, entspannte er sich.
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte ihn Nolan. »Ich habe nur ein paar Sachen zusammengepackt.«
    »Wir sollten uns trotzdem beeilen«, meinte Amanon. »Hier sind zu viele Leute unterwegs. Wir würden die Mörder nicht kommen sehen, wenn sie plötzlich auftauchen.«
    Nolan nickte und ging den Sack holen, den er in der Kombüse zurückgelassen hatte. Rasch packte er noch eine Decke, frische Sachen für Zejabel und eine Jacke für Eryne ein, die in der Nacht gefroren hatte. Dann sah er sich ein letztes Mal prüfend um, bevor er zu Amanon hinaufging und ihm auf den Kai folgte.
    »Und was jetzt? Gehen wir zurück zu den anderen?«
    »Noch nicht«, erwiderte Amanon. »Das Schiff scheint sicher zu sein, aber wie du schon gesagt hast, müssen wir auch irgendwie aus dem Hafen herauskommen. Wir sollten uns an der Ausfahrt umsehen.«
    Obwohl Nolan es kaum erwarten konnte, in die Kapelle zurückzukehren, nickte er pflichtschuldig. Während sie an den Festungsmauern entlang auf das Tor zugingen, mit dem der Kanal verschlossen werden konnte, musterten sie die Katapulte und anderen Kriegsgeräte, die den Hafen sicherten. Soldaten in eisernen Rüstungen hielten Schaulustige auf Abstand und versperrten den Weg zu den Schießscharten, durch die man auf den Fluss blicken konnte.
    Die beiden drängten sich noch eine Weile an den Mauern entlang durch das Menschengewühl. Die Goroner schienen diesen Weg zu benutzen wie jede andere Straße der Stadt, und Nolan begann zu hoffen, dass sie inmitten der bunten Menge aus Frauen, Männern und Kindern womöglich sogar zu Fuß oder zu Pferd fliehen konnten, wenn es sonst keine Möglichkeit gab. Aber diese Illusion zerschlug sich, als sie in Sichtweite der gewaltigen Festungsbrücke kamen, die den Fluss überspannte.
    Von dort aus hatte man jeden im Blick, der in den Hafen kam oder ihn verlassen wollte. Und genau hier hatten eine Handvoll Männer in langen Mänteln und furchterregenden Masken Stellung bezogen. Phrias’ Anhänger erwarteten sie.
    Während er im gleichen Moment wie Amanon einen Satz rückwärts machte, fragte sich Nolan, ob die Mörder sie nicht schon längst entdeckt hatten.
    Eryne zuckte jedes Mal zusammen, wenn vor der Tür schwere Schritte erklangen. Es war fast, als machten sich die Goroner einen Spaß daraus, auf Zehenspitzen die Straße hinaufzuschleichen, unmittelbar vor dem Eingang zur Kapelle heftig auf das Pflaster aufzutreten und dann gleichgültig ihrer Wege zu gehen. Irgendwann, da war sie ganz sicher, würde einer von ihnen hereinschauen und sie entdecken. Was würde ein zufälliger Passant wohl tun, wenn er in dieser heiligen Stätte ein Häuflein Flüchtlinge fand?
    Kebree hielt zwar Wache, aber er würde nicht viel tun können, falls plötzlich ein Einheimischer hereingeschneit kam. Sie konnten den armen Kerl schließlich nicht fesseln oder ihn gar niederschlagen, um ihn zum Schweigen zu bringen – zumindest hoffte Eryne, dass sich Keb zügeln würde. Andererseits war sie insgeheim ganz froh, von einem Krieger beschützt zu werden, der sich auch auf etwas rüdere Methoden verstand. Seit sie aus Lorelia geflohen war, kannte sie dieses Dilemma nur zu gut.
    Als sie den Blick gedankenverloren auf dem wallattischen Prinzen ruhen ließ, schenkte er ihr plötzlich sein strahlendes Lächeln, das sie jedes Mal so verwirrte. Zaghaft lächelte sie zurück und sah dann hastig weg. Seit der vergangenen Nacht hatten sie kaum ein Wort gewechselt. Gleich nachdem Keb den letzten Gegner niedergeschlagen hatte, hatte er die reglose Zejabel hochgehoben und war allen voran zu Bowbaq hinuntergestürmt. Dann waren sie mit letzter Kraft durch die Straßen der Stadt geflohen, bis sie in der kalten, zugigen Kapelle Zuflucht gefunden hatten. Die restliche Zeit bis zum Morgen hatten sie damit zugebracht, die Verwundeten zu versorgen und auf verdächtige Geräusche zu lauschen. Mehr als ein paar kurze
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