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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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allem aber: Was war aus dem Dämon geworden, nachdem er von seinen einstigen Anhängern verlassen worden war?
    ***
    Als die Kreatur einen Klagelaut ausstößt, steigen Tausende kleiner Bläschen aus dem Mittenmeer auf. Wäre zufällig ein Schiff in der Nähe, würden es die Matrosen wohl mit der Angst zu tun bekommen, so heftig brodelt es an der Wasseroberfläche. Doch außer einem Schwarm Rotmakrelen und zwei Möwen, die sich zu weit vom Ufer entfernt haben, sieht niemand das Schauspiel.
    Die Kreatur weiß, dass sie sterben wird, einsam und verlassen. Kein Sterblicher wird Zeuge ihres Todes sein, kein Gott wird ihr Beachtung schenken. Doch sie empfindet keine Traurigkeit. Sie spürt nichts als dumpfen Zorn und den Schmerz, der in ihren ausgestochenen Augen brennt. Blind schiebt sie sich voran, lässt sich mit der Strömung treiben und nimmt ihre letzte Kraft zusammen, um in die Höhle zu kriechen, die sie nie mehr verlassen wird. Ihr Nest in der Tiefe, der Abgrund, in dem die Leviathane hausen.
    Endlich findet Reexyyl den Eingang zu der riesigen Höhle. Mit größter Mühe zwängt er sich hindurch, stemmt sich mit den Hinterbeinen ab, sucht verzweifelt mit seinen Scheren nach Halt. In dem unterirdischen Labyrinth findet er sich blind zurecht. Seit Anbeginn der Zeit herrscht in dieser Welt, in die nie eine sterbliche Seele hinabgestiegen ist, undurchdringliche Dunkelheit. Es ist das Reich der schwarzen, eiskalten Fluten. Sein Reich.
    Halb kriechend, halb schwimmend gelangt der Leviathan in seine Höhle. Seine klagenden Rufe verhallen ungehört. Sein Bruder ist nicht da. Es ist schon lange, sehr lange her, seit er ihn zum letzten Mal gesehen hat. Jahre, selbst Jahrhunderte sagen ihm nichts, aber Reexyyl hatte Zeit genug, sich an die Einsamkeit zu gewöhnen. Inzwischen weiß er sogar, dass er der letzte der Leviathane ist. Schon bald wird seine Art für immer von der Erde verschwunden sein.
    Die Kreatur kümmert der Untergang der Leviathane nicht. So weit reicht ihr Verstand nicht. All ihre Gedanken sind auf ihre schmerzenden Wunden in den Augenhöhlen, am Hals, am ganzen Körper gerichtet. Sie hat gekämpft wie nie zuvor, doch ihre Gegner haben ihr die Stachel tief in den Leib gebohrt. Diesmal wird sich der Leviathan nicht wieder erholen. Der Tod schleicht näher, in Gestalt Tausender blutsaugender, ebenfalls blinder Fische, die ihm den Lebenssaft aus den Adern saugen. Die Parasiten, die sich seit Urzeiten von den Leviathanen ernähren, beschleunigen nun sein Sterben.
    Mit einem Klageruf, der selbst den größten Talantenhai in die Flucht geschlagen hätte, zieht sich Reexyyl in den Spalt zurück, in dem er sich am liebsten aufhält, und rollt sich zusammen. Hier hat er einen Großteil seiner Existenz verbracht. Nur hin und wieder ist er durch die Höhlen geschwommen, um zu jagen. Die riesigen Kraken, die in dem schwarzen Labyrinth lauern, werden nun keinen natürlichen Feind mehr haben. Nichts wird sie mehr daran hindern, sich in den Tiefen des Mittenmeers auszubreiten.
    Der Welt steht eine neue Veränderung bevor, auch wenn der Leviathan das nur dunkel ahnt. All das ist ihm zu kompliziert, oder es kümmert ihn nicht mehr. Er will einfach nur schlafen, um seinen Schmerz und seine Wut für eine Weile zu vergessen, tief und fest schlafen, obwohl er spürt, dass er nicht wieder aufwachen wird. Ihm steht ein langer Todeskampf bevor, und er ist machtlos.
    Während er ins Reich der Träume hinübergleitet, sieht Reexyyl noch einmal den Ort vor sich, den er bewacht hat, weil ihn ein seltsamer Instinkt dazu treibt, jeden Eindringling zu verjagen. Er denkt an die Götter, die seine Gebieter sind, und an die Besucher, die manchmal zu ihm sprechen …
    Der letzte Gedanke des Leviathan gilt der Pforte. Die Pforte, die nie wieder in ihrem geheimnisvollen Licht erstrahlen wird und deren magische Geheimnisse zusammen mit ihrem Wächter untergehen.
    Die Pforte der Insel Ji wird sich mit seinem Tod für immer schließen.
    ***
    Auf meinen Befehl hin durchsuchte ein Spähtrupp der Schwarzen Legion die Ruine von Saats Palast, den der Hohe Dyarch auf ehemals wallattischem Gebiet hatte errichten lassen. Heute ist dieser Landstrich öde und verlassen, und selbst die Völker des Ostens meiden ihn, seit man sich erzählt, dass in dem einstigen Heerlager des Hexers ein Ungeheuer umgeht und im sagenumwobenen Tunnel nach Ith gefährliche Wesen lauern. Ich musste meinen Spitzeln viel Gold zahlen und ihnen eine noch höhere Belohnung bei ihrer
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