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Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen

Titel: Die Krieger 3 - Die Stimme der Ahnen
Autoren: Pierre Grimbert
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an den Rand des Untergangs geführt hatten. Dieses Versagen verletzte nicht nur meinen Stolz und beleidigte meinen Verstand, es wurde mir auch von den scharfsinnigeren Beratern meines Bruders, gegen die ich nur wenig in der Hand hatte, offen zum Vorwurf gemacht. Schließlich konnte ich an nichts anderes mehr denken als an das Rätsel dieser Schlacht.
    Mondelang brütete ich über den Berichten meiner Männer und suchte in den Hunderten von Zeugenaussagen nach Hinweisen, die mir beim ersten Lesen entgangen sein mochten. Doch so sehr ich die Angelegenheit auch drehte und wendete, letztlich gab es nur eine denkbare Erklärung. Eine Erklärung, die mein nüchterner Verstand kategorisch ablehnte: Was sich damals ereignet hatte, ließ sich nur nachvollziehen, wenn man alle Behauptungen für bare Münze nahm – und das hieß, an die magischen Kräfte des Hohen Dyarchen und die Existenz seines Dämons zu glauben.
    Da dies meinen tiefsten Überzeugungen widersprach, verstrichen mehrere Dekaden, bis ich diesen Gedanken überhaupt zuließ. Ich hatte jede Form von Religion, Götterverehrung und dergleichen Augenwischerei stets verachtet und als
Beweis menschlicher Dummheit abgetan. Nun musste ich sie ernst nehmen und ihnen gar einen Einfluss auf den Lauf der Welt zugestehen.
    Als mir das klar wurde, stellte ich geradezu fieberhaft Nachforschungen an. Ich hatte alles, was mit Hexerei und Dämonenverehrung zu tun hatte, bisher weit von mir gewiesen, doch nun konnte ich meine Wissbegier gar nicht schnell genug stillen. Die bislang gesammelten Berichte befriedigten mich nicht, und so beschloss ich, eine geheime Zelle aufzubauen, die weitere Ermittlungen führen sollte. Nur meine treusten Gefolgsmänner gehörten ihr an, und ihren Namen gaben sie sich selbst: die Schwarze Legion.
    Zu ihrem Anführer ernannte ich meinen Cousin, Prinz Aleide von Benelia. Ich wusste seit langem, dass er meinem Bruder den Thron neidete und von maßlosem Ehrgeiz angetrieben wurde. Aleide war zu allem bereit, um Benelia zur reichsten und mächtigsten Stadt des Königreichs zu machen. Mir war nicht entgangen, dass er meinen wachsenden Wohlstand und Einfluss beobachtete und auf einen hohen Posten in meiner Spitzelarmee schielte. Als ich ihm die Gelegenheit bot, sich zu beweisen, zögerte er keine Dezille.
    Ich sollte es nicht bereuen, zumindest nicht bis zu seiner jüngsten Mission, an der er erbärmlich gescheitert ist. Doch als ich Aleide damals mit der schwierigen Aufgabe betraute, die Wahrheit über Saat und seinen Dämon herauszufinden, übertraf er sich selbst. Nachdem er einige Monde lang nachgeforscht und Berichte verglichen hatte, lieferte er mir wertvollere Auskünfte, als ich zu hoffen gewagt hatte. Er schleuste seine Schwarzen Legionäre in wallattische und thalittische Stämme ein, wo sie dekadenlang verdeckt ermittelten. Manche wagten sich sogar auf die Insel Zuia vor, um dem Rätsel um das Bündnis zwischen dem Hohen Dyarchen und den Züu-Priestern auf den Grund zu gehen. Sie alle kehrten mit beunruhigenden Erkenntnissen zurück.
    Mehrere hundert Überlebende der Schlacht und der wallattischen Sklavenlager schworen Stein und Bein, die Macht des Hexers am eigenen Leib erlebt zu haben. Sie behaupteten, Saat habe Gedanken lesen und fremde Körper in Besitz nehmen können. Angeblich tötete er seine Gegner sogar durch bloße Willenskraft. Und was noch viel unglaublicher war: Alle Augenzeugen sprachen von Menschenopfern, die dem Dämon Sombre dargebracht worden waren. Alter, Herkunft und Bildung der Befragten waren so unterschiedlich, dass sie unmöglich alle dieselbe Lügengeschichte hatten erfinden können, also mussten ihre Berichte einen wahren Kern haben. Sombre existierte tatsächlich.
    Eine unfassbar mächtige Kreatur, vielleicht gar eine echte Gottheit, lebte unter den Menschen.
    Diese unerhörte Erkenntnis brachte mein ganzes Weltbild ins Wanken. Wozu der Ehrgeiz, ein ohnehin gewaltiges Vermögen noch zu vermehren, wenn bewiesen war, dass es die Götter wirklich gab? Musste man den Dünkel der Höflinge nicht mitleidig belächeln, wenn man von Mächten wusste, von denen sie nichts ahnten? Und wie sollte man nicht davon träumen, der schäbigen Welt der Sterblichen den Rücken zu kehren und nach der Macht der Götter zu greifen?
    Nachdem ich den Schleier der Vergangenheit gelüftet hatte, wollte ich alles über die Gegenwart wissen. War Saat tatsächlich tot, wie immer behauptet wurde? Wem war es gelungen, ihn zu bezwingen? Und wie?
    Vor
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