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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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wollten mit mir reden.«
    »Nein«, stellte sie richtig. »Ich wollte Ihnen bloß sagen,
dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Vielleicht sind wir ein bisschen hart mit Ihnen umgesprungen.«
    »Mir tut es nur leid, dass ich Ihnen keine größere Hilfe sein konnte«, entgegnete ich. »Wie läuft es denn?«
    »Im Grunde gar nicht. Ich nehme gerade einen anderen Fall in Angriff.«
    »Mir ist schon aufgefallen, dass das Interesse der Medien ziemlich nachgelassen hat. Erstaunlich, wie schnell so eine Geschichte in Vergessenheit gerät. Werden die Ermittlungen eingestellt ?«
    »In einem Mordfall werden die Ermittlungen nie ganz eingestellt«, erwiderte Joy, »sondern höchstens ein wenig gedrosselt. Ich glaube, mein Boss ist allmählich der Meinung, dass das Ganze mit einem schiefgelaufenen Drogendeal zu tun hatte. Der Wagen am Flughafen, die geheimnisvolle Frau am Steuer… Ihr Freund kannte ein paar recht unangenehme Leute. Und mit Geld konnte er auch nicht gut umgehen.«
    »Das stimmt.« Ich wollte mich gerade von ihr verabschieden, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und mich umwandte. Es war Liza. Sie trug ein sehr rotes und sehr kurzes Kleid mit passendem Lippenstift.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass du schon wieder da bist!«, sagte ich.
    Sie umarmte mich.
    »Es war von vornherein so geplant, dass ich zur Hochzeit zurückkomme«, antwortete sie. »Ich habe es gerade noch rechtzeitig geschafft. Ich konnte mir doch euren Auftritt nicht entgehen lassen. Es war fantastisch! Fantastisch, wie du es geschafft hast, das alles auf die Beine zu stellen. Ich habe gehört, was mit deinem Musiker passiert ist. Was für eine schreckliche Sache!«
    »Ja«, antwortete ich und wünschte mir, sie würde den Mund halten.

    »Das musst du mir alles noch ganz genau erzählen.«
    »Ein andermal.«
    »Natürlich.«
    »Das ist meine Freundin Liza«, stellte ich sie vor. »Liza, das ist Detective Wallis.«
    Liza zog theatralisch die Luft ein. »Störe ich bei irgendetwas Wichtigem?«
    »Nein, keine Sorge.« Ich wandte mich an Joy. »Liza war dabei, als Danielle mich zu dieser Sache hier überredet hat. Wie war deine Reise, Liza?«
    »Sensationell«, antwortete sie, »atemberaubend! Du musst mich bald besuchen, dann erzähle ich dir alles ganz genau. Die Wohnung ist übrigens top in Schuss. Die Pflanzen sehen besser aus als vor meiner Abreise.«
    »Wunderbar.«
    Liza warf einen Blick zu Joy hinüber.
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte sie. »Sie haben bestimmt wichtige Dinge zu bereden.« Sie blieb noch einen Moment mit erwartungsvoller Miene stehen, doch nachdem ich ihr nicht widersprach, fügte sie hinzu: »Also, dann drehe ich mal meine Runde.« Sie setzte sich in Bewegung, hielt dann jedoch abrupt inne und drehte sich um. »Ach, eins noch, Bonnie. Es ist wahrscheinlich eine blöde Frage, aber hast du eine Idee, was aus meinem Läufer geworden ist?«

Davor
    Auf der anderen Straßenseite entdeckte ich Neal. Er ging schnellen Schrittes in Richtung U-Bahn-Station und hatte die Arme um irgendeine Tasche geschlungen. Seine Miene wirkte so angespannt und niedergeschlagen, dass ich einen Moment lang gleichzeitig Zärtlichkeit und schlechtes Gewissen empfand. Trotzdem versteckte ich mich rasch hinter einem Baum,
damit er mich nicht sah. Ich wartete, bis er in der Ferne verschwunden war, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte.
    Als ich in die kleine, dunkle Gasse bog, ließ der Verkehrslärm nach, und es wurde ganz ruhig. Nach der Kurve kam die kleine Werkstatt, die um diese Zeit bereits geschlossen hatte. Nur das Schild, das für TÜV und Reparaturen warb, schwang leicht im Wind. Endlich war ich da. Im Wohnzimmer brannte Licht.
    Ich würde es ihm sagen. Ich würde es ihm wirklich sagen. Oder doch nicht? Meine Haut lechzte nach seiner Berührung, mein Herz nach seinem Lächeln. Ich wollte ihn einfach noch einmal sehen. Einmal noch seine Arme spüren, seinen Atem in meinem Haar fühlen und hören, wie er meinen Namen flüsterte. Mein Liebster.
     
    Die Tür stand offen. Ich ging hinein.

1. Auflage
    Copyright © 2010 by Joined-Up Writing Ltd.
    Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011
beim C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
     
     
    eISBN 978-3-641-09364-8
     
    www.cbertelsmann.de
    www.randomhouse.de
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