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Die Komplizin - Roman

Die Komplizin - Roman

Titel: Die Komplizin - Roman
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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mich daran, wie es sich angefühlt hat, ihn zu berühren. Ich schätze, dir geht es nicht anders. Bestimmt hast auch du Bilder im Kopf, die einfach nicht verblassen wollen. Wobei meine Gedanken diesmal um etwas ganz anderes kreisen. Als ich endlich wusste, dass Neal es nicht war, und er seinerseits wusste, dass ich es nicht war  – aber noch bevor wir wussten, dass du es warst  –, haben wir alle drei unsere Erinnerungen an den Tatort verglichen. Zum einen gab es den ursprünglichen Tatort, den Neal vorfand und dann veränderte, und zum anderen den Tatort, den ich bereits verändert vorfand  – verändert von Neal, wobei mir das zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht klar war.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Darauf, dass der von Neal ursprünglich vorgefundene Tatort derjenige war, den du kurz zuvor verlassen hattest. Aber Neal hat einen sehr ordentlichen Tatort beschrieben  – abgesehen von Haydens Leiche auf dem Boden befand sich alles genau dort, wo es hingehörte. Neal hat es dann so aussehen lassen, als hätte in der Wohnung ein Kampf oder ein Unfall stattgefunden, ein schiefgelaufener Raubüberfall oder so etwas in der Art. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht so genau, was er da eigentlich tat. Er wollte einfach eine falsche Spur legen.«
    »Bonnie«, sagte Sonia sanft. »Liebe Bonnie, wenn du dir das alles immer wieder durch den Kopf gehen lässt, drehst du irgendwann noch durch. Lass es sein.«
    »Nein, hör mir zu. Als Neal kam, lag noch nichts herum, und es war auch nichts zerbrochen. Du aber hast etwas ganz anderes behauptet. Doch, Sonia. Ich kann deine Worte noch ganz genau hören. Ich bin sie immer wieder durchgegangen. Demnach hast du Hayden aufgesucht, um ihm zu sagen, dass er die Finger von mir lassen solle. Das Ganze ist aus dem Ruder gelaufen, er hat nach dir geschlagen, etliches ging zu Bruch, und du hast nach dem nächstbesten Gegenstand gegriffen,
der gerade in Reichweite war. So hast du es jedenfalls erzählt .«
    »Und genau so ist es auch gewesen. Er ist auf mich losgegangen, ich bin in Panik geraten und … nun ja, ab da ist alles schiefgelaufen.«
    »Trotzdem befand sich alles an Ort und Stelle, als Neal ein paar Minuten später dort eintraf. Er fand eine ordentliche Wohnung vor  – einen Tatort, an dem definitiv kein Kampf stattgefunden hatte.«
    »Vielleicht ist ihm das falsch in Erinnerung geblieben, oder mir. Mein Gott, Bonnie, ich stand unter Schock. Ein Mann lag tot vor mir auf dem Boden. Vielleicht habe ich da einfach etwas durcheinandergebracht.«
    »Das klingt aber gar nicht nach dir, Sonia.«
    »Tut mir leid, wenn ich mich nicht völlig ruhig und logisch verhalten habe. Ich glaube, das können wir alle drei nicht von uns behaupten.«
    »Nein«, entgegnete ich, »Fakt ist, dass du eine ordentliche Wohnung hinterlassen hast. Du hast Hayden getötet, daran besteht kein Zweifel  – aber nicht so, wie du es geschildert hast.«
    »Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst.«
    »Das war die andere komische Sache«, fuhr ich fort. »Sobald dir klar war, dass ich es getan hatte, um Neal zu schützen, und Neal seinerseits mich schützen wollte, muss dir auch klar gewesen sein, dass wir dich genauso schützen würden. Warum hast du es uns dann nicht gesagt? Du bist doch ein sehr logisch denkender Mensch, Sonia. Das wäre die logische Reaktion gewesen.«
    »Ich konnte in der Situation einfach nicht logisch denken«, entgegnete Sonia.
    »Du denkst immer logisch«, widersprach ich. »Genau das hat mich ja stutzig gemacht. Deshalb habe ich herauszufinden versucht, ob zwischen dir und Hayden irgendeine Verbindung
bestand  – mal abgesehen von deiner schwachsinnigen Behauptung, dass du mit ihm reden wolltest, weil er mich geschlagen hatte.«
    »Bonnie, wie kannst du das sagen?«
    »Ich bin tatsächlich fündig geworden. Erinnerst du dich an die Party, zu der wir alle gemeinsam gegangen sind, nachdem wir auf dem Examensfest gespielt hatten?«
    Sie gab mir keine Antwort.
    »Natürlich erinnerst du dich. Wir waren zu fünft: du, Amos, Neal, Hayden und ich. Wir haben dort eine Frau getroffen, die dich von früher her kannte. Sie heißt Miriam Sylvester.«
    »Miriam Sylvester?« Sonia sprach den Namen aus, als müsste sie erst ein bisschen darauf herumkauen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
    »Ach, hör doch auf, Sonia. Natürlich erinnerst du dich an sie! Immerhin habt ihr an deiner letzten Schule gemeinsam unterrichtet.«
    »Ach, die. Ja, jetzt, ich erinnere
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