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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie
Autoren: Ben Bova
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Gewohnheiten zu
frönen«, meinte David. »Hier wird allerseits nackt
gebadet. Aber ich will daran denken, daß es Sie
schockiert.«
    Evelyn kam sich zwar dumm vor, aber sie hatte noch immer ihre
Bedenken. Sie kehrte ins Badezimmer zurück, machte die Tür
fest zu und begann, ihre verschwitzten Kleider abzustreifen.
    Was sind denn das für Skrupel, die mich stören? fragte sie sich. Seine oder meine?
    Doch dann sagte sie zu sich selbst, daß es einerlei sei. Sie
war hier, um eine Story darüber zu schreiben, und sobald sie sie
hatte, würde sie Eiland Eins verlassen.
    Und schließlich lächelte sie. Es würde eine
weit bessere Story geben, wenn ich wüßte, wie er ohne
diese komischen Shorts aussieht.

Unsere Schlußfolgerungen lauten:
    1. Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung,
der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der
Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen
Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten
Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert
Jahre erreicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit führt dies
zu einem ziemlich raschen und nicht aufhaltbaren Absinken der
Bevölkerungszahl und der industriellen Kapazität.
    Dennis Meadows, Donalla Meadows, Erich Zahn, Peter
Milling,
Die Grenzen des Wachstums.
Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, 1972.

 
2. Kapitel
     
     
    Dennis McCormick stemmte die Fäuste in die Hüften und
schaute grimmig auf den staubigen Parkplatz. Auch die letzten Laster
und Personenwagen hatten bereits den Platz geräumt.
    Verdammt! sagte er zu sich. Ich dachte schon, diese
Schleicher würden mich allmählich mögen.
    Die blutrote Sonne von Bagdad berührte den Horizont und
verwandelte den wolkenlosen Himmel in eine Schüssel von
geschmolzenem Kupfer. Heiß genug, um Kupfer zu schmelzen,
hübsch nah’, dachte Denny, während er sich den
Schweiß von der Stirn wischte. Normalerweise machte ihm die
Hitze nichts aus, doch jetzt war er verärgert, weil ihm seine
Arbeitsbrigade kein Fahrzeug dagelassen hatte – nicht einmal ein
Elektrorad –, mit dem er zum Hotel hätte zurückfahren
können. Nun mußte er durch die Hitze eines sich neigenden
Bagdader Tages zu Fuß laufen.
    Zumindest hatte der Shamal aufgehört, seinen Gluthauch
über die Baustelle zu blasen. Die Luft war reglos und
wüstentrocken im heißen Sonnenuntergang.
    »Gottverdammich!« murmelte er. »Ich werde Abdul das
Genick brechen. Er weiß ganz genau, daß er mich nicht
einfach sitzen lassen darf.«
    Was ihn wirklich enttäuschte, war der Umstand, daß er
sich eingeredet hatte, die arabischen Arbeiter hätten ihn
schließlich akzeptiert. Während der vergangenen Wochen
waren sie allmählich freundlicher geworden. Vielleicht haben
sie’s einfach vergessen, sagte er zu sich. Schließlich ist es nicht ihre Aufgabe, sich um den
Kraftfahrzeugpark zu kümmern.
    Er blickte auf die Baustelle zurück. Der Palast begann
allmählich Gestalt anzunehmen. Selbst die Frauen, die jeden Tag
zum Flußufer hinuntergingen, um ihre Arbeit zu verrichten und
ein Schwätzchen zu halten, konnten erkennen, daß da etwas
Wunderbares entstand. Sie konnten stundenlang herumstehen und den
Fortgang der Arbeiten beobachten. Zumindest war jetzt die Seite zum
Fluß hin fertiggestellt, hoch und leicht gewölbt. Die
Türme an den beiden Enden würden noch vor Ende der Woche
mit Dächern versehen sein.
    Mit einem Seufzer, der halb Zufriedenheit und halb Ärger
ausdrückte bei dem Gedanken, zu Fuß zum Hotel
zurückgehen zu müssen, wischte sich Denny erneut den
Schweiß ab und ging auf die Brücke zu, die den Tigris
überspannte. Der Schweiß rann ihm in seinen roten Bart und
über seinen Hals und tropfte auf seinen Brustkorb. Doch bald
würde die Sonne untergegangen sein und die gesegnete
Abendkühle einsetzen, die Erleichterung brachte.
    Während er die staubige, öde Baustelle überquerte,
begann er Zahlen auf den Tasten seines Armbandkommunikators zu
tippen. Sein Blick streifte das kleine Anzeigefenster. Es hielt sich
alles einigermaßen in Grenzen. Zwar überschritt das
Projekt bereits geringfügig die vorgesehenen Mittel, doch wenn
man berücksichtigte, wie es angefangen hatte, so lief doch alles
tatsächlich ziemlich glatt.
    Der irakische Bautrupp hatte gegrollt und geschmollt, weil er
unter der Leitung eines Fremden arbeiten mußte. (Nicht nur
eines Fremden, Inschallah, sondern eines Ungläubigen,
eines Christen – eines Iren!) Allmählich hatten sich
die Leute aber dazu
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