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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie
Autoren: Ben Bova
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Kampfe mehr geben. Die RUV kann sich jetzt
friedlicher Mittel bedienen, um ihr Ziel zu erreichen.«
    Bahjat schritt langsam zur niedrigen Couch am Fenster und
ließ sich müde und niedergeschlagen in die Polster
sinken.
    »Es wird immer noch Verrückte geben wie Hamud, die
nichts weiter können als zerstören.«
    David nickte und sagte: »Dann werden sie erbarmungslos
vernichtet. Die Weltregierung, El Libertadors Revolutionäre, selbst die Multis sind sich einig:
Schluß mit der Gewalt.«
    »Wie lange denn?«
    David lächelte. »Lange genug, wenn wir Glück haben,
und wenn wir hart arbeiten.«
    Sie runzelte die Stirn und schaute ihn verdutzt an. »Hart
arbeiten, an was denn?«
    David setzte sich zu ihr und begann ihr zu erzählen,
über seine Hoffnung, Siedlungseinheiten über das ganze
Sonnensystem auszubreiten, ganze von Menschenhand geschaffene
Kolonien hinauszusenden und Vorräte und Material einzuholen, um
der Menschheit einen nie gekannten Wohlstand zu bringen.
    Bahjat hörte ihm zu, lächelte schwach und nickte.
»Ein guter Plan, ein herrliches Ziel. Du kannst für dich
eine lebenswerte Zukunft aufbauen.«
    »Und für dich«, sagte David.
    »Für mich?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe keine Zukunft. Ich bin eine Mörderin.«
    »Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Ich habe geholfen, Tausende von Menschen zu töten. Und
ich habe Hamud aus freien Stücken umgebracht… mit Freuden.
Ich war froh, ihn zu töten.«
    Er sah den Zorn und den Schmerz in ihren Augen aufflammen.
    »Scheherazade hat einen RUV-Mann getötet. Aber
Scheherazade gibt es nicht mehr. Ihr Werk ist vollbracht. Doch noch
lebt Prinzessin Bahjat Al-Hazimi. Sie hat ihren dauernden Wohnsitz
auf Eiland Eins… mit ihrem Vater.«
    »Ich will nicht mit ihm leben!«
    »Ihr könnt einige Meilen entfernt voneinander wohnen,
ohne euch je zu begegnen. Mit der Zeit werden sich deine Gefühle
ihm gegenüber ändern.«
    »Niemals!«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    Sie starrte ihn an. »Willst du denn nicht begreifen, David?
Ich kann dich nicht lieben. Dazu ist zwischen uns viel zuviel
geschehen. Ich könnte dich niemals lieben!«
    »Nie?« fragte er zurück.
    Sie wandte den Blick von ihm ab. »Also werde ich als
Gefangene leben, als Gefangene hier auf Eiland Eins?«
    »Du bist meine Gefangene, Bahjat. Ich war dein Gefangener.
Nun ist die Reihe an mir.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    »Es ist mein voller Ernst. Ich liebe dich und möchte
dich in meiner Nähe wissen. Auf der Erde hast du nichts weiter
als traurige Erinnerungen. Bleib’ bei mir, Bahjat.« Er
streckte seine Hand nach der ihren aus. »Bleib’ hier bei
mir.«
    »Aber David, wieso kannst du mich denn lieben?«
    »Das fällt mir nicht weiter schwer.«
    »Nach all dem, was wir durchgemacht haben…«
    »Besonders deshalb.«
    Sie versuchte sich zu überwinden und lächelte ihm zu.
»Obwohl du weißt, daß ich all das, was geschehen
ist, nicht vergessen kann? Daß es mir unmöglich ist, mir
selbst zu vergeben…«
    »Da gibt es nichts zu vergeben. Was vorbei ist, ist vorbei.
Richte deinen Blick in die Zukunft. Hilf mir, neue Welten zu
bauen.«
    Sie schaute durchs Fenster auf das grüne Land, das sich bis
über ihren Kopf wölbte, durch die großen Scheiben,
durch die das Sonnenlicht hereinströmte und auf das grüne
Festland über ihnen.
    »Aber diese Welt ist doch unwirklich«, sagte sie.
»Sie ist in sich geschlossen und begrenzt…«
    David warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr und deutete
dann zu einem der hohen Fenster hinauf, die den ganzen Zylinder
umspannten.
    »Schau her, Bahjat.«
    Das Licht verblaßte, zunächst nur zögernd, so
daß man es kaum wahrnehmen konnte. Doch dann wurde auch der
helle Sonnenschein immer blasser, und dann konnten sie durch die
polarisierten Fensterscheiben die Sonne erkennen, die allmählich
hinter einer dunklen Scheibe verschwand.
    »Eine Sonnenfinsternis«, sagte David. »Der Mond
schiebt sich an der Sonne vorbei. Hier geschieht es öfters als
auf der Erde.«
    Er hörte Bahjat seufzen, als die dunkle Scheibe des Mondes
die Sonnenscheibe überdeckte.
    »Oohh!« hauchte sie.
    Die beiden Himmelskörper, die sich überdeckten, waren
für einen Augenblick von einem glitzernden Kranz umgeben, von
einem Diamantenkranz, der am dunklen Himmel aufblitzte. Und die
Korona der Sonne schimmerte siegreich wie ein ewiges, perlenhaftes,
rosiges Feuer, das sich über den Himmel ausbreitete.
    »Dies hier mag eine kleine Welt sein, Bahjat«, sagte
David, wobei er sie fest
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