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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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Bruder zum Stehen und sprang aus dem Sattel. »Nimm Fathma, sie ist schneller als Johanns Ross!«, rief er, als Louis bereits in den Sattel sprang und seine Füße die für ihn etwas zu kurzen Steigbügel suchten. »Zügel in die Linke!« Kurz bäumte Fathma sich unter dem ungewohnten Reiter auf, doch als Chalil ihr mit der flachen Klinge aufs Hinterteil klatschte, schnellte sie voran wie von einer Bogensehne geschossen.
 
    So schnell wie der Kampf begonnen hatte, war er zu Ende. Die wenigen verbliebenen Männer Johanns waren verwundet, und angesichts der Flucht ihres Herrn ergaben sie sich. Henri und Meynhard überließen die Geschlagenen Chalil und den verbliebenen Königsmännern und setzten Louis hinterher, der bereits in einem nahen Wäldchen verschwand.
    Die Verfolgten hatten sich an der ersten Weggabelung geteilt. Louis sah einen einzelnen Mann querfeldein Richtung Neftenbach reiten, die anderen folgten zwei verschiedenen Wegen, die in fast entgegengesetzte Richtungen führten. Louis schlug den Weg ein, der auf den ersten Blick schlechter zu passieren zu sein schien. Genau diesen würde er selbst wählen, würde er vor Verfolgern fliehen, so wie man es als junger Knappe eingebläut bekam, da Verfolger mit dieser Strategie selten rechneten. Er hatte Glück. Bereits nach der ersten Wegbiegung war die Sicht auf ein langes Wiesenstück freigegeben. Er erkannte das mächtige Pferd Johanns sofort. Mit ihm ritt ein zweiter Mann, der große Mühe hatte, sich im Sattel zu halten. Er musste schwer verwundet sein, da der Rücken seines Rocks bereits blutgetränkt war und eine einzige rote Fläche bildete. Louis holte auf, während der schwerverletzte Mann zurückfiel. Er passierte ihn, doch vergeudete er keine Zeit damit, ihm den Todesstoß zu versetzen. Fathma schien über den griffigen Boden zu fliegen, und Louis konnte die Züge Johanns bereits genau ausmachen, als dieser sich mit gehetztem Blick umwandte.
    Der Pfad führte in ein Waldstück. Johann trieb sein Ross bis zum Äußersten an und sah sich nach einem geeigneten Platz für einen Zweikampf um. Er würde dem schnellen Verfolger nicht entfliehen können. Louis erkannte angesichts des langsamer werdenden Schlachtrosses, dass Johann es in den nächsten Augenblicken auf den Kampf ankommen lassen musste.
    Schon hinter der nächsten Biegung lichtete der Wald sich. Johann parierte sein kräftiges Tier durch und wendete es. Sein Pferd war deutlich größer und schwerer als der Silberschimmel des Verfolgers, und diesen Vorteil würde er nützen. Auch verließ er sich auf seine besonders lange Klinge, deren Knauf er noch immer umfasste.
    Louis starrte auf die Spitze eines nur wenige Pferdelängen entfernten Schwerts, als Fathma um die Biegung galoppierte. Der Reiter trieb sein Ross direkt auf ihn zu. Louis rissden Zügel nach rechts, schlug dem Tier den Schenkel in die linke Weiche, und Fathma sprang zur Seite. Johann war Rechtshänder und sein Schwert nun auf der für ihn ungünstigen, äußeren Seite, als die Stute an ihm vorbeischoss. Beide Reiter wendeten eiligst ihre Tiere, um zum zweiten Angriff anzusetzen. Die zwei Männer waren etwa gleich alt und hatten in ihrer Jugend ähnliche Ausbildungen genossen. Den Vorteil, den Johann dank seines ausgebildeten Schlachtrosses hatte, musste Louis durch Wagemut und die größere Kampferfahrung wettmachen. Hätte er nur die klassische ritterliche Kampfkunst erlernt, würde sein Gegner sicher rasch kurzen Prozess mit ihm machen. Louis verfügte jedoch über Techniken, die Johann nicht kannte – schließlich hatte er lange Zeit mit orientalischen Reiterverbänden gekämpft.
    Wieder sprengte das riesige Tier des Habsburgers auf ihn zu. Diesmal fiel Johann nicht auf Louis' Ausweichmanöver herein, sondern hielt sich dicht an den vordersten Bäumen des nahen Waldes, sodass er Louis in jedem Fall zu seiner Rechten hatte.
    Louis hatte weder Rüstung, Helm noch Schild im Gegensatz zu seinem Gegner, der unter seinem Mantel ein Kettenhemd trug. Nur noch wenige Klafter war Johann von ihm entfernt, als Louis sich zu einer Beduinenfinte entschloss, die waghalsig war, aber einen ungleichen Kampf drehen konnte. Forsch trieb er das gehorsame Pferd seines Bruders direkt gegen das Schlachtross. Kurz bevor er Johann ereichte, lenkte er es nur mit Schenkeldruck nach links und ließ sich selbst zur rechten Seite fallen, sodass er mehr im Sattel hing als saß. Mit den Fersen klammerte er sich an den Pferdekörper und ließ Fathma unvermindert
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