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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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und noch mit dem Schwung ihres Aufspringens stieß sie zu.
    Sie spürte, wie die Klinge durch Stoff und Fleisch drang und warmes Blut ihr über die Hand strömte. Der erste Stich hatte Bero in den Unterleib getroffen, war in den Leib gedrungen und hatte möglicherweise die Hoden verletzt. Eine schmerzhafte Wunde, doch nicht tödlich, wie sie ahnte. Sie riss die Waffe aus dem Körper des Mannes, der brüllte, dasses ihr durch Mark und Bein drang. Abermals stieß sie zu, diesmal unterhalb des Brustbeins in den Bauch. Der Mann konnte sich nun nicht mehr auf den Beinen halten. Fast wie im Gebet kniete der Verletzte nun vor Franziska. Beros Hände versuchten, die Wunden zuzuhalten und das Blut zu stillen, das zwischen den Fingern hervortrat und bereits eine Lache auf dem Boden bildete. Nochmals drang das Messer in den Körper, diesmal in den Rücken. Bero fiel vornüber. Noch immer aber atmete er, und solange er lebte, fürchtete Franziska um sich und ihre Tochter. Mit aller Kraft trieb Franziska den Dolch zwischen die Rippen des Mannes und versenkte ihn bis zum Heft in seinen Leib. Ein hässliches Röcheln ertönte aus Beros Brust, und endlich hörte sein Körper auf, sich zu bewegen. Leblos und blutgebadet lag er vor ihr.
    Obwohl sie am ganzen Leib zitterte und fürchtete, ihre Beine würden jeden Augenblick nachgeben, drehte sie sich zu Katharina um, trat ganz nahe an sie heran und drückte das Kind an sich, dessen Tränen den dünnen Stoff ihres Gewandes durchtränkten.
 
    Sie hörten Hufschlag, als sie einige Zeit später in der Sonne sitzend dankbar aus einem Krug der Bäuerin tranken, und blickten auf. Noch aus dem Galopp sprang Louis aus dem Sattel, stürzte auf sie beide zu und schloss sie in seine Arme.
 

Epilog
    ZYPERN   Oktober 1316
    Franziska konnte die Tränen nicht zurückhalten, als die schwere Platte über das Grab geschoben wurde, in dem Henri de Montardier, Kreuzritter, Diplomat und langjähriger Vertrauter des Sultans von Ägypten seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. An der Seite seiner vor vielen Jahren verschiedenen Gemahlin, so wie er es sich gewünscht hatte, fand er nun seinen Frieden hier im Schatten des Doms.
    Neunundsechzig Jahre hatte Henri gezählt, als der Herr ihn entschlafen ließ, und für keines davon hatte der Mann sich schämen müssen. Der Sultan, dem er auf den Thron verholfen hatte, war ein großer und bedeutender Herrscher geworden, und noch viele Jahre hatte Henri ihm als Berater zur Seite gestanden.
    Sein Adoptivsohn Chalil hatte seine ehrgeizigen Pläne in die Tat umgesetzt, den Handel des Sultans mit den Ländern Europas organisiert und mit viel Geschick dafür gesorgt, dass alle eigenen Investitionen in die Machtübernahme seines Vetters mehrfach zurückgeflossen waren. Franziska sah aus dem Augenwinkel zu ihm und Marie hinüber, die sich auf ihren zehnjährigen Sohn Henri Qalawun stützte, der ein Ebenbild seines Vaters werden würde.
    Ihre eigenen Kinder standen vor ihrem Mann und ihr, die noch ganz kleine Louise, die sich an Franziskas Hand festhielt, und der ernsthafte und kluge Rochus, der bereits anfing, Pläne zu schmieden, auf welche Weise er selbst eines Tages im Handelshaus und der Bank der Familie Geschäfte machen würde.
    Rochus. Unweigerlich musste sie an den treuen Gefolgsmann denken, der sein Leben für sie und Katharina geopfert hatte. Wie sie später von Henri erfahren sollte, war er der zweitgeborene Sohn des alten Siegfried von Restwangen gewesen, hatte die ersten acht Lebensjahre auf dessen Burg verbracht und sollte dem Alten als Noterbe dienen, falls sein Erstgeborener vorzeitig sterben oder keine Söhne hinterlassen sollte. Nach Beros Geburt hatte Siegfrieds Schwiegertochter darauf bestanden, dass Rochus in ein Benediktinerkloster eintrat. Dort hatte er seine hohe Bildung bezogen, jedoch war er mit dreizehn Jahren ausgerissen. Ein Vagabund war er fortan gewesen, hatte verschiedenen Herren gedient, bis er schließlich in Akkon an Land gespült wurde und Henri, dem er viele Jahre später seine Herkunft anvertraute, seine Talente entdeckt und ihn in seine Dienste genommen hatte. Wie Bero von seiner Verwandtschaft zu Rochus erfahren hatte, war ein Geheimnis, das der Übeltäter mit ins Grab genommen hatte.
    Katharina war nicht hier auf Zypern. Sie weilte in der Obhut von Gräfin Elsbeth in Nürnberg und zeigte große Begabung und Leidenschaft für die Schneiderei und die nach wie vor gewinnbringende Knopfproduktion, die ihr Stiefbruder Trudbert
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