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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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dem angrenzenden Waldstück ihren Blicken wieder entzogen, bis die Bäume sich lichteten und sie die nächste Kuppe überquerten. Der königliche Zug lag nun keine zweihundert Klafter von ihnen entfernt. Die Männer um Albrecht trugen nur leichte Reisekleider und keine Rüstungen, hatten aber ihre Schwerter an den Sätteln hängen. Ein Wagen mit dem Gepäck der kleinen Gruppe sollte erst im Lauf des Tages folgen.
    Albrecht führte den Trupp selbst an. Von der Schwäche,die Louis gestern an ihm ausgemacht hatte, war zumindest im Augenblick nichts zu bemerken. Stolz und kraftvoll wirkte der König, wie er in leichtem Trab vor seinen Männern einherritt.
 
    Plötzlich zügelten Albrecht und seine Begleiter ihre Pferde und brachten sie zum Stillstand. Eine zweite Gruppe von Reitern kam ihnen entgegen. Johann von Schwaben führte den Haufen an, der einige Männer mehr zählte als die Reisegesellschaft Albrechts. Johann ritt ein Schlachtross, ein großes, kräftiges Tier, das sich nun artig im Schritt auf den königlichen Tross zubewegte. Als Zeichen seiner Demut war Johann barhäuptig und hielt sein fürstliches Haupt gesenkt, als er langsam auf seinen Onkel zuritt. Ein Bannerträger, der die königliche Fahne zuoberst auf seiner Stange und erst darunter die Standarte Johanns trug, folgte ihm in kurzem Abstand und vervollständigte das Bild des bußfertigen und unterwürfigen Bittstellers. Erleichtert atmeten die Männer um Louis auf. Ihre Ängste um den König schienen unbegründet gewesen zu sein. Der junge Habsburger musste über Nacht wieder zur Vernunft gekommen sein und schickte sich nun Gottlob an, den königlichen Onkel gnädig zu stimmen und um Verzeihung für sein ungestümes Benehmen zu bitten. Albrecht saß entspannt auf seinem Ross und hielt die Hände auf die Kruppe des Tieres gestützt. Wartend blickte er seinem jungen Verwandten entgegen.
    »Da stimmt etwas nicht!«, entfuhr es Louis, als er bemerkte, wie der königliche Sekretär, ohnehin einer der letzten Reiter der Gruppe, still und heimlich sein Pferd aus der Reihe treten ließ und es in langsamem Schritt in den Schutz einer nahen Baumgruppe lenkte.
    Nur noch wenige Schritte trennten Johann von Albrecht. Der Neffe zügelte sein Pferd und schickte sich an, aus dem Sattel zu steigen. Unbewegt saß Albrecht auf seinem Pferd und wartete auf seine Geste.
    Johann richtete sich kerzengerade im Sattel auf und stand in den Bügeln. Doch statt ein Bein über den Pferderücken zu schwingen, stieß er das Tier plötzlich mit den Hacken in die Weichen, und während es einen Satz nach vorne tat, riss Johann blitzschnell sein Schwert aus der Scheide und holte aus. Verwundert sah Albrecht noch auf, als die schwere und scharfe Klinge schon erbarmungslos niederfuhr und seinen Schädel spaltete.
    Johann riss die Waffe zurück und kraftlos sackte der Körper des Königs in sich zusammen, bevor er sich langsam zur Seite neigte und aus dem Sattel glitt. Johanns Begleiter hatten die Umhänge zurückgeschlagen und die vordersten von ihnen, ein halbes Dutzend Männer, hielten gespannte Armbrüste in den Händen. Die ersten Begleiter Albrechts stürzten von ihren Tieren, als sie von den tödlichen Bolzen getroffen wurden.
    Bereits als Johann blankzog, hatte Louis seinem Tier die Sporen gegeben und war auf die beiden Gruppen zugesprengt. Die anderen Männer rissen nun ebenfalls die Schwerter aus den Scheiden und folgten ihm.
    Drei von Albrechts Männern waren von den Pferden gefallen, ob tot oder verwundet, war auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Louis nutzte die kurze Verwirrung, die entstand, als nicht auf den ersten Blick zu erkennen war, welcher Seite er angehörte. Zwei der Männer Johanns sanken wenige Augenblicke später leblos aus ihren Sätteln und gerade fuhr Louis' Klinge in den Nacken eines dritten. Meynhard und Henri stürmten herbei um seine Seiten zu decken, während Chalil einem verwundeten Mann zu Hilfe eilte, den eben ein Berittener niederstrecken wollte.
    Eine Handvoll Männer, unter ihnen auch Johann, löste sich aus dem Knäuel der Kämpfenden und machte sich im gestreckten Galopp aus dem Staub, ungeachtet der Kameraden, die sie im Stich ließen. Louis wollte hinterhersetzen, doch stolperte sein Pferd und war mit einem Mal nicht mehr anzutreiben. Ein Blick über die Schulter der Falbstute zeigte den Armbrustbolzen, der tief in ihrer Vorderhand steckte. Chalil sah die Verletzung des Tiers ebenfalls und reagierte sofort. Er brachte sein Pferd neben dem
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