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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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fiel.
    Keuchend lehnte Louis an dem Baumstamm, als er schnell näher kommenden Hufschlag hörte. Henri und Meynhard sahen zunächst das auf der Erde liegende, schwer verletzte Tier Johanns. Fathma lief unruhig am Rand der Lichtung auf und ab, erkannte aber das Pferd Meynhards und ließ ein kurzes Schnauben hören. Louis trat aus dem Wäldchen hervor, und ein erleichtertes Lächeln erhellte Henris Züge. Er sprang aus seinem Sattel und umarmte den siegreichen Sohn.
    »Johanns Begleiter ist tot. Die anderen Männer sind uns entkommen. Vielleicht hätten wir sie einholen können, doch wollten wir uns nicht zu weit von dir entfernen. Chalil und unser bewaffneter Knecht bewachen die Gefangenen und kümmern sich um die Verwundeten. Einer von Albrechts Männern ist bereits zurück zur Burg geritten, um Hilfe zuholen. Wir werden einen Wagen brauchen, um Johann zurückzubringen.«
    »Nein«, sagte Louis plötzlich, und sein Vater sah ihn verwundert an. »Johann geht nirgendwo mehr hin. Wir verscharren ihn. Jetzt sofort. Gleich hier. Soll in der Nacht Getier kommen, sich an ihm zu laben!«
    »Ich verstehe deinen Zorn, aber wenigstens ein christliches Begräbnis …«
    »Darum geht es nicht. Ich will, dass er einfach vom Erdboden verschwindet, und niemand soll wissen, dass ich damit zu tun habe. Soll er auf ewig als flüchtig gelten, es braucht uns nicht zu kümmern. Aber ich will nicht nochmals Ruhm erheischen, weil ich meinem König blutig gedient habe. Die Sühne eines Königsmordes, noch dazu dem an einem so bedeutenden Herrscher würde meinen Namen wieder bei Hof und im ganzen Reich ins Gerede bringen. Ich würde Teil von Albrechts Legende werden und vielleicht sogar von Dichtern besungen. Auf jeden Fall fände ich mich rasch wieder in vorderster Linie in dem widerwärtigen Spiel um Macht und Einfluss. Ich habe aus diesem Kelch mehr gekostet, als ich vertrage, glaubt mir. Soll die Welt rätseln, was aus Johann geworden ist. Ich brauche den Ruhm nicht. Alles, was ich brauche, ist … o mein Gott!« Der Gedanke an die Geliebte und das Kind schien Louis wie ein Blitz zu durchfahren. Erschreckt sah er den Vater an. Seine Augen waren weit aufgerissen und Henri las die Angst darin. »Bero ist noch auf freiem Fuß! Wenn er nun Franziska … oder Katharina …«
    »Dann lasst uns schnell machen«, sprach Meynhard nun. Er lief in das Wäldchen und fand eine flache Mulde mit weicher Erde. Mit Schwertern und bloßen Händen hoben sieeine Grube aus, in die sie den Körper warfen. Sie deckten den Körper mit Erde zu und tarnten das Grab mit Laub und Reisig. Sie arbeiteten hastig. Der Mörder brauchte sein Versteck ohnedies nur für kurze Zeit. Der Wald und seine Bewohner würden rasch das Ihre zu seinem Verschwinden tun.
    *
    Bero dachte nicht daran, sich gemeinsam mit den anderen Männern Johanns verfolgen und töten zu lassen. Er hatte die erste Gelegenheit genutzt, die Gruppe der Flüchtigen zu verlassen. Die Männer, die ihm gefährlich werden konnten, waren entweder noch in den Kampf verwickelt oder verfolgten Johann und seine verbleibenden Verbündeten. Sein Tier war zwar nicht mehr frisch, doch war es ein gutes und ausdauerndes Reittier aus der Restwangen'schen Zucht. Die Galle stieg Bero hoch, wenn er daran dachte, wie die Familie der Schneiderin, die von den Leuten mittlerweile ehrfürchtig Knopfkönigin genannt wurde, und dieser Mistkerl Montardier ihm das Leben zur Hölle gemacht hatten, doch damit sollte es nun aus und vorbei sein. Er würde seine Genugtuung bekommen, und Franziskas Balg sollte dabei zusehen, bevor er es ersäufte.
 
    Als Erstes musste er die Schneiderin holen. Dann würde er zu der einsam gelegenen Bauernkate reiten, die Gerfried ausgemacht hatte. Schade um den Mann, dachte er kurz an seinen Diener, der einer der Ersten gewesen war, die Louis' Schwert gefällt hatte.
    Er erreichte Neftenbach und überlegte, wie viele Wachen die Schneiderin wohl beschützen. Viele konnten es nicht sein.Er hatte Rochus nicht gesehen, als die kleine Truppe in den Kampf eingriff. Wahrscheinlich tröstete diese traurige Gestalt die arme Mutter in ihrem großen Leid. Jedoch war er sicher, dass Franziska die Räume, in denen sie gestern zu finden war, nicht verlassen hatte. Wie sonst sollte sie Kunde über das Schicksal ihrer Tochter erhalten?
    Ungesehen gelangte er an die Rückseite des Hauses und stellte erfreut fest, dass die Pferde an Franziskas Wagen angeschirrt waren. Umsichtiger Rochus, dachte er.
    Er sah den Schatten
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