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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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Großvater schließlich heute Abend beim Bankett gesehen und ihn bestimmt wiedererkannt. Franziska schalt sich eine Närrin, Bero noch vor wenigen Tagen so unterschätzt zu haben. Solange er seine schmutzigen Finger mit im Spiel hatte, würde sie ihre Tochter nicht so ohne weiteres zurückerhalten. Im besten Fall würde er sie als Unterpfand für seine eigene Unversehrtheit einsetzen. Und sie hoffentlich am Leben lassen.
    Sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten und betete, dass Gott einen seiner Engel zu Katharinas Schutz entsandte, die nun wahrscheinlich irgendwo gefesselt und geknebelt gefangen gehalten wurde.
    Immer wieder kam Louis in das Zimmer, um nach ihr zu sehen. Er hielt sie im Arm, fasste ihre Hände und gab sich solche Mühe, ihr Kraft und Trost zu spenden. Sie spürte das starke Band, das sie beide verband, und war so froh, ihn an ihrer Seite zu haben, auch wenn sie sich das Wiedersehen anders ausgemalt hatte.
    Henri bestand darauf, dass die Männer sich etwas ausruhten, da vor dem Morgengrauen ohnedies nicht viel geschehen würde. Etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang stolperte ein erschöpfter und übermüdeter Rochus in die Runde.
    »Chalil ist noch am späten Abend bis zu Albrecht vorgedrungen. Sie haben sich unter vier Augen beraten und Albrecht hat sofort eine Entscheidung getroffen: Er wird nicht auf seinen schmählichen Neffen warten, sondern schon im ersten Morgengrauen aufbrechen. Den Vorschlag, erst abzuwarten und aus dem nahen Zürich oder woher sonst immer eine schlagkräftige Truppe als Leibwache zu besorgen, lehnte er rundweg ab. Auch auf die Hilfe der Ordensritter, die sich in seiner Burg ausruhten, wollte er verzichten. SeineLeibgarde genüge ihm, teilte er mit. In kleiner Entourage könne er die Strecke zu seinem Hof viel schneller zurücklegen als in einer großen und auffälligen Karawane. Außerdem schickt er nach Louis, er möge zu ihm eilen und mit ihm kommen. Wegen der Entführung Katharinas wolle er den Burgvogt von Winterthur beauftragen, der neben seinen Schergen gegebenenfalls noch Männer der Reichsstadt Zürich zur Unterstützung bekommen sollte. Sie würden das Kind rasch finden und die Schuldigen fassen, die ab dem heutigen Tag als Gesuchte gelten sollen.« Einen Moment musste Rochus Atem holen, dann sprach er weiter.
    »Chalil gefällt die Sache nicht. Er vermutet Verrat bei Hof und sogar einen möglichen Hinterhalt, hat sich aber vorgenommen, auf Louis zu warten und ihn zu begleiten, wenn er mit dem König geht. Ich habe Euch unsere zwei Bewaffneten mitgebracht, mehr war als Eskorte in der Eile nicht aufzutreiben. Am besten, wir brechen gleich auf.«
    »Bleib du mit einem der Männer hier und behüte Franziska«, sprach Henri entschieden. Er hatte erkannt, dass Rochus viel zu erschöpft war, um in den nächsten Stunden von Nutzen sein zu können.
    »Wir reiten zum König. So wie du die Lage schilderst und wie unsere Befürchtungen liegen, können sich gar nicht genug gute Männer um Albrecht scharen. Du erhältst Nachricht, wann und wo wir uns wiedertreffen.«
    Rochus schien seine Rolle nicht zu gefallen, doch er nickte gehorsam zu Henris Worten. Louis trat in Franziskas Zimmer, während die anderen Männer ihre Mäntel überwarfen, die Schwertgurte umschnallten und nach einem kurzen Abschiedsgruß aus dem Haus gingen, um ihre Pferde zu satteln.
    Franziska erhob sich von ihrem Bett und sah Louis langein die Augen. Schließlich trat sie auf ihn zu und umarmte ihn. Kurz drückte Louis sie an sich, bevor er sich sachte von ihr löste, ihr zunickte und dann ebenfalls das Haus verließ. An dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte, baumelte noch ein verzierter Gürtel mit seinem schönen Dolch, den er nicht benötigte, wenn er seinen Schwertgurt mit einer langen und einer kurzen Waffe trug, der am Sattel seines Pferdes hing.
    Sie setzte sich an den Tisch, nahm sich einen Becher Dünnbier und trank in kleinen Schlucken. Rochus lächelte sie unsicher an und versuchte auf seine stille und zurückhaltende Art, das Leid der jungen Frau zu lindern. Franziska wusste, sie konnte nichts anderes tun als abzuwarten.
    *
    Sie hatten den König knapp verpasst, wie Chalil ihnen mitteilte, der im Burghof auf sie wartete. Tatsächlich hatte Albrecht die Unterkunft in aller Frühe und beim ersten Tageslicht verlassen. Er wollte zügig reiten. Sie würden ihn bestimmt rasch einholen.
    Nach einer guten Stunde sahen sie den königlichen Trupp erstmals von der Kuppe eines Hügels aus, doch war er in
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