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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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Wiedersehen mit Louis gehabt, doch jetzt, wo die lange Reise hinter ihr lag und der Geliebte so nahe war, fühlte sie sich so unbeschwert und heiter wie schon lange nicht mehr. Fastwar es so wie einst, als sie in der Schneiderwerkstatt in Budweis auf ihn wartete.
    Sie hatte für diesen Tag ein neues Kleid angelegt. Ein Tageskleid in warmen Braun- und Bronzetönen, aus feinstem englischem Wollstoff, hochelegant und aufwändig mit den prächtigsten Knöpfen versehen. Die sichtbaren bestanden aus Bernstein und die verdeckten, auch die von Hemd und Untergewand, aus poliertem Perlmutt. Ob Louis sie heute wohl zu sehen bekommt? Sie erinnerte sich an das erste Mal, als der junge Ritter ihr aus einem anderen Kleid geholfen hatte, und mit welcher Leidenschaft sie einander geliebt hatten. Es war in einem Zimmer wie diesem hier gewesen. Ein Tisch, eine Bank, Stühle und ein Kamin. Das Feuer prasselte auch heute bereits … Würde die Leidenschaft sofort wieder erwachen? Oder wären sie einander fremd geworden? Sie malte sich das Wiedersehen in allen möglichen Facetten aus und war besonders auf Louis' Gesicht neugierig, wenn er seine Tochter das erste Mal sah. Gerade wollte sie Katharina ermahnen, besonders artig zu sein, als sie hastige Männerschritte über den Flur kommen hörte und die Zimmertür ungestüm aufgerissen und mit einem lauten Schlag gegen die Wand geschmettert wurde.
 
    Giso hatte wie befohlen den teuren Wagen in der Scheune des Gebäudes abgestellt und die Pferde versorgt. Nachdem er noch die Hufeisen überprüft und die Tiere auf die Koppel geführt hatte, kehrte er wieder zu dem Haus zurück, dessen Obergeschoss die Herrschaften bewohnten. Es war ihm unangenehm, die feinen Räume zu betreten, daher ließ er sich auf einer Bank neben der Haustür nieder und stützte sich auf seinen Knüppel, den er stets griffbereit an seiner Seite hatte.
    Erstaunt hob er den Kopf, als er die Tritte vernahm. Vier Männer näherten sich. Den einen erkannte er, schließlich hatte der in der Vergangenheit schon seine Peitsche zu spüren bekommen. Sie liefen direkt auf die offen stehende Pforte zu. Giso sprang auf und verstellte ihnen den Weg. Drohend hob er den Eichenknüppel.
    »Was wollt …«
    »Aus dem Weg, Tölpel«, herrschte der Hinkende ihn an. Offensichtlich erkannte er den Rossknecht nicht wieder. Statt einer Antwort hob Giso den Knüppel noch höher. Er war ein großer und vierschrötiger Mann, mit muskulösen Armen und einem energischen Kinn, das er den Bewaffneten nun entschlossen entgegenreckte. Gewöhnlich genügte diese drohende Haltung, um hitzige Angreifer einzuschüchtern. Diese Männer jedoch schienen sich nicht aufhalten zu lassen, sondern beschleunigten ihren Schritt, als wollten sie ihn niederrennen. Der Knecht sah sie finster an, verlagerte sein Gewicht fest auf beide Beine, holte zum Schlag aus und traf den ersten der Kerle hart am Kopf. Ein Schrei entfuhr dem Getroffenen, er taumelte und hob die Hand an das zerschmetterte Jochbein. Bevor Giso ein weiteres Mal ausholen konnte, packten zwei der Eindringlinge seinen Knüppel und drängten ihn damit rückwärts ins Haus. Er wehrte sich, so gut er konnte, trat um sich, stieß mit dem Kopf und versuchte, die Arme frei zu bekommen, während die Männer ihn hinter die Tür zwängten. Einer der Kerle drückte ihm die Hand auf den Mund, als der Anführer der Bande an den Schaft seines Stiefels fasste und einen Dolch zückte. Nicht einen Moment zögerte er, als er Giso die Klinge in den Leib stieß. Ein geübter Stoß, der zwischen die Rippen des Rossknechts drang und sein Herz durchbohrte. GisosBeine gaben nach, und seine Arme erschlafften. Die Eindringlinge stießen den wehrlosen Körper des Sterbenden die Kellertreppe neben dem Eingang hinab und stürmten in das Obergeschoss.
 
    Franziska stand mit vor Schreck geweiteten Augen vor ihnen. Sie wollte schreien, doch schon traf eine Faust sie in den Magen. Der Schläger fing sie auf und stützte sie einen Moment, bevor er nochmals ausholte. Ein zweiter Hieb traf sie an der Schläfe und sie spürte, wie ihr die Sinne schwanden.
    Katharina stand weinend mitten im Zimmer. Einer der Männer packte sie und knebelte sie mit einem schmutzigen Lappen. Ein weiterer Kerl zog ihr einen Sack über den Kopf, hob sie hoch und lief auf die offene Tür zu.
    »Kommt es auf die paar Augenblicke an?«, fragte einer der Kerle, der die bewusstlose Franziska betrachtete, deren hochgerutschtes Kleid die hell bestrumpften Beine sehen
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