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Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Knopfkönigin: Historischer Roman (insel taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Rainer Siegel
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Ritterstand nichts«, vernahm sie Henris entschlossene Stimme und die Zustimmung des Grafen, der sich als Begleiter anbot und zu sofortigem Aufbruch riet. Sie hörte Mäntel rascheln und die Stiefel der Männer über den hölzernen Boden eilen.
    »Aber wieso?«, fragte Louis nun. »Mit dem Kind kann er doch nichts anfangen. Und um Franziska oder mich erpressen zu können, hätte er unerkannt bleiben müssen. Er weiß doch, dass wir alles in Bewegung setzen werden, ihn und seine Spießgesellen zu fassen. Warum war er so töricht?«
    Rochus sah ihn ratlos an, doch hinter Chalils Stirn schien es wie rasend zu arbeiten. Schließlich begann er zu sprechen: »Bero steckt offensichtlich in Geldnot und hat sich deshalb einen neuen Herrn gesucht, einen, der bald reich sein möchte, vielleicht sogar König. Und erinnere dich, Bero weiß, wie man einen Mann zum König macht. Vielleicht ahnt Albrecht, dass Johann sich die Krone aufsetzen möchte, und sieht sich gezwungen, sich so rasch er kann mächtige Verbündete zu sichern. Oder was glaubst du, weshalb er dir heute einen neuen Posten angeboten hat?«
    »Du meinst, es war wegen an-Nasir?«
    »Und wegen Jerusalem. Du bist der Mann, der ihm dazuverhelfen kann, und darüber spricht vermutlich schon der ganze Hof.«
    »Und Johann darf keine Zeit mehr verlieren. Als Erstes muss er mich loswerden, doch nachdem ich wieder des Königs Wohlwollen genieße, kann er das nicht offen tun. Er lässt also mein Kind entführen in dem Wissen, dass ich alles in Bewegung setzen werde, es wiederzufinden. Wahrscheinlich will man uns so auf eine falsche Fährte locken, um uns dann hinterrücks den Garaus zu machen.«
    »Und in der Zwischenzeit kümmert er sich um Albrecht.«
    »O mein Gott! Du meinst, er will den König …«
    »Nach den Ereignissen von heute steht das zu befürchten. Entweder wirft er sich eilends vor ihm in den Staub und bettelt um Verzeihung oder er greift zum Schwert. Für eines von beiden wird er sich entscheiden müssen.«
    »Ich muss sofort zu Albrecht!«
    »Nein, mein Lieber, das lässt du schön bleiben. Du bleibst hier und kümmerst dich um dein Mädchen. Ich werde reiten, und Rochus begleitet mich. Wir brechen sofort auf.« Er nickte dem Langen zu, der sich schon erhoben hatte und nach seinem Umhang griff. Stumm verabschiedeten die Brüder sich voneinander, hoffend, einander unversehrt wiederzusehen.
    Unsicher betrat Louis das Nebenzimmer. Franziska hatte die Augen geschlossen und lag erschöpft auf dem Bett. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand.
 
    »Alle Vögel waren ausgeflogen«, schilderte Meynhard in knappen Worten, was die beiden Männer in Johanns Quartier vorgefunden hatten. Der Wirt vermochte auch nicht zu sagen, wohin sie gegangen waren, weder die Aussicht aufein Goldstück noch eine Drohung brachten ihn zum Sprechen. Er wusste nur, dass alle Mann sehr aufgebracht wirkten und Johann erhitzten Gemüts war, so als hätte er kurz zuvor die Beherrschung verloren. »Kurz nach ihrer Ankunft in der Herberge hatten die Männer ihre Pferde bestiegen und waren verschwanden. Bero war unter ihnen.«
    »Wir vermuten, sie haben Katharina entführt, um mich in einen Hinterhalt zu locken und zu ermorden«, sagte Louis.
    »Das steht zu befürchten. Einen anderen Grund für die Entführung scheint es nicht zu geben. Doch ich glaube, die Lage hat sich gewandelt«, antwortete sein Vater.
    »Ihr meint, wegen des Königs?«, fragte Meynhard.
    »Ganz recht«, antwortete Louis. »Johann darf jetzt keine Zeit mehr verlieren. Er hat den Kopf verloren und seinen Monarchen schwer beleidigt und bedroht. Er kann nicht mehr in Ruhe mit Albrecht um sein Erbe und seine Stellung im Reich feilschen. Wie Chalil wohl zu Recht vermutet, muss er den König entweder um Verzeihung bitten oder zum Kampf schreiten. Die Zeit, erst mich loszuwerden und sich dann in den Vordergrund zu drängeln, hat er nicht mehr. Falls er den König um Verzeihung bittet, wird er um Schadensbegrenzung bemüht sein und Katharina wird uns rasch und unversehrt wiedergebracht. Ich bete, dass es so sein möge.«
    Längst war Franziska aus einem kurzen und unruhigen Schlaf erwacht, der zumindest ihre Schmerzen vertrieben hatte, und sie hörte das Gespräch der Männer mit. Sie glaubte nicht daran, dass Bero das Kind zurückbringen würde. Der Mann hasste sie, hasste Louis, Chalil und Meynhard, und gewiss wusste er, dass Henri seine ermordete Gattin rächen würde, sobald die Zeit dazu gekommen war. Berohatte Katharinas
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