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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin
Autoren: Iris Johansen
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Sie ist forensische Gesichtsrekonstrukteurin, eine der weltbesten, und sie arbeitet für Polizeiabteilungen im ganzen Land. Vor mehreren Jahren ist ihre Tochter Bonnie verschwunden, sie wurde wahrscheinlich von einem Serienmörder getötet, der später hingerichtet wurde. Ihre Leiche ist nie gefunden worden, und irgendwann kam der Verdacht auf, dass der Mann, der wegen ihres Todes hingerichtet wurde, in diesem speziellen Fall unschuldig war. Allerdings wurde er mehrerer Morde an Kindern überführt. Eve Duncan ist noch einmal an die Uni gegangen, um Gesichtsrekonstruktion zu studieren, und sucht seitdem nach dem Mörder und den sterblichen Überresten ihrer Tochter. Joe Quinn hat sich über die Jahre mehrmals vom Dienst suspendieren lassen, um gegen mögliche Verdächtige zu ermitteln.«
    »Wie zum Beispiel Kistle«, sagte Dodsworth grimmig. »Und vielleicht hat er ja diesmal das große Los gezogen.« Er ging die Treppe hinunter zu dem Streifenwagen, der vor dem Gebäude stand. »Warum zum Teufel musste er unbedingt in unsere Stadt kommen?« Er sprang ins Auto. »Wenn Torrance noch mal anrufen sollte, dann gib mir Rückendeckung, Annie.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was ist los, Charlie? Wo willst du hin? Es muss ja was ziemlich Ernstes sein, wenn du bereit bist, deinen Job zu riskieren.«
    Er fuhr rückwärts aus der Parklücke. »Todernst.«
     
    Blaulicht. Streifenwagen quer auf dem Highway vor ihm.
    Eine Straßensperre.
    In der Gegend lebten nur Farmer, für eine Straßensperre musste es einen wichtigen Grund geben. Diese Cops würden sich nicht dafür interessieren, ob er angeschnallt war.
    Er machte eine Vollbremsung, wendete und trat das Gaspedal durch.
    Er hörte die Sirenen hinter sich.
    Das ging alles zu schnell. Er hatte die Leiche des Sheriffs versteckt, und normalerweise hätte die Zeit reichen müssen, um aus dem County zu verschwinden, bevor die Polizei ihre Truppen mobilisieren konnte.
    Das hatte Eve Duncan veranlasst.
    Er wusste, dass er sie erschüttert und halb wahnsinnig gemacht hatte, aber sie musste sich ziemlich schnell wieder gefangen haben, um so prompt reagieren zu können. Erregung packte ihn, als er durch eine Kurve jagte. Er spürte das Blut in seinen Adern pulsieren. Er war schon lange nicht mehr so kurz davor gewesen, geschnappt zu werden. Er hatte den Adrenalinrausch fast vergessen, das Gefühl, lebendig zu sein, das sich seit einiger Zeit nur noch beim Töten einstellte.
    Sie kamen näher.
    Auf seinem Navigationssystem sah er, dass sich vor ihm ein Wald befand. Der Clayborne Forest.
    Er gab mehr Gas und schlitterte um die nächste Kurve, schaltete das Licht aus, bog von der Straße in den Wald ein und holperte über den unebenen Boden, während Zweige gegen die Windschutzscheibe peitschten.
    Die beiden Streifenwagen rasten mit Blaulicht und Sirene an ihm vorbei durch die Kurve.
    Aber sie würden umkehren.
    Sein Wagen war ihm jetzt hinderlich. Er würde ihn zurücklassen und sich zu Fuß durchschlagen müssen. Er griff sich seinen Seesack, das Gewehr und die Trophäenkiste und sprang aus dem Wagen.
    Hier würde ihn niemand zu fassen bekommen. Als Kind hatte er jede freie Minute im Wald in der Nähe seines Elternhauses verbracht. Später, bei der Armee, hatte er seine Fähigkeiten zu höchster Perfektion entwickelt. Diese Hinterwäldler würden gar nicht erst in seine Nähe kommen, geschweige denn ihn erwischen.
    Und falls sie ihm doch zu nahe kamen, würde er einen nach dem anderen erledigen.
    Er watete durch einen Bach. Spürte die Kraft seiner Muskeln, den Wind im Gesicht. Er empfand eine ursprüngliche, beinahe kindliche Freude. Sie hielten ihn für die Beute, doch in Wirklichkeit war er der Jäger. Als Kind hatte er einen Film über einen Werwolf gesehen und sich im Wald immer vorgestellt, selbst diese grässliche todbringende Kreatur zu sein. Als Erwachsener war er weit über diese Phantasien hinausgegangen und noch viel tödlicher geworden.
    Niemand konnte ihn fangen.
    Keine Kugel konnte ihn töten.
    Beeil dich. Er musste sich möglichst weit von seinem Wagen entfernen. Die Polizisten, die ihn jetzt verfolgten, hatten sicherlich keine Ahnung vom Spurenlesen, aber wenn sie ihn nicht erwischten, würden sie erfahrenere Waldläufer hinzuziehen, um ihn zu stellen. Er brauchte Zeit, um seine Spuren zu verwischen.
    Diese dämlichen Cops werden mich nicht kriegen, Eve. Ich hab dir doch gesagt, dass ich ihnen entwischen werde.
    Wieder überkam ihn die Erregung.
    Eve Duncan. Eve Duncan.
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