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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin
Autoren: Iris Johansen
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Chicago hatte Jedroth mit einem Mörder zu tun gehabt, der sich aus genau diesem Grund solche Filme angesehen hatte.
    Der Typ hatte so gut aufgepasst, dass er davongekommen war. Jedroth hatte es immer wieder erlebt. In seiner Stadt jedoch würde so etwas nicht passieren. Aus diesem Grund war er nach zehn Jahren wieder nach Bloomburg zurückgekehrt. Hier hatte er das Sagen.
    Quinn war ein Detective aus Atlanta, ein Bürohengst, dennoch glaubte Jedroth, dass Quinn ihn verstand und seine Haltung gegenüber Kistle in Ordnung fand. Er hatte den Eindruck, dass Quinn ein Typ war, der einen Haufen Papierkram notfalls mit der Machete erledigte.
    Machete. Verdammt, damit würde er dem Wichser da oben am liebsten zu Leibe rücken. Ihm den Schwanz abhacken und ihn in kleine Scheibchen schneiden.
    Komm schon, du Widerling. Gib mir die Chance, dich zu beerdigen.
Haus am See
Atlanta
    »Du fährst weg?« Jane Macguire stand im Türrahmen von Joes Zimmer und sah zu, wie er Kleider in seinen Koffer warf. »Hör mal, ich bin erst seit gestern hier. Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Ich muss nach Illinois.« Er lächelte sie über seine Schulter hinweg an. »Mit ein bisschen Glück bin ich in ein paar Tagen wieder hier. Tu nicht so, als würde ich dir oder Eve fehlen. Ihr habt euch viel zu viel zu erzählen, schließlich habt ihr euch vier Monate nicht gesehen.«
    »Klar wirst du uns fehlen.« Jane runzelte die Stirn. »Was hast du denn in Illinois zu tun?«
    »Ich muss einen Verdächtigen verhören.« Er wechselte das Thema. »Kannst du mich vielleicht zum Flughafen bringen? Ich muss gleich los und möchte Eve den Jeep dalassen.«
    »Willst du etwa fahren, ohne dich von Eve zu verabschieden?«
    »Sie ist den ganzen Tag bei ihrer Mutter. Das ist schon in Ordnung. Ich ruf sie an, sobald ich in Bloomburg eintreffe.«
    »Blödsinn. Was ist los, Joe?«
    Er hätte sich denken können, dass Jane sich nicht täuschen lassen würde. Seine Adoptivtochter war auf der Straße aufgewachsen und hatte eine scharfe Beobachtungsgabe. Sie lebte seit ihrem zehnten Lebensjahr bei ihnen und kannte sie beide in- und auswendig. Vor kurzem hatte sie ihr Studium beendet und war dabei, sich in der Kunstszene einen Namen zu machen. Aber sie war nicht nur künstlerisch begabt, sondern auch knallhart. »Also gut, es ist leichter, wenn ich nicht mit ihr reden muss. Ich möchte nicht, dass sie mir Fragen stellt.«
    »Warum denn nicht?« Sie erstarrte. »Hast du Kistle gefunden?«
    »Ich glaube ja. Ich habe einen Henry Kistle gefunden, und zwar in Bloomburg, Illinois.«
    »Ist das vielleicht der Mann, der Bonnie getötet hat?«, flüsterte sie.
    »Zumindest hat man Eve das so gesagt. Montalvos Ermittler haben drei mögliche Verdächtige aufgespürt. Kistle ist einer davon und der Einzige, den wir ausfindig machen konnten.« Er zog den Reißverschluss seiner Reisetasche zu. »Vielleicht ist ja auch alles Quatsch. Ich möchte Eve keine Hoffnungen machen, solange ich Kistle nicht selbst unter die Lupe genommen habe.«
    »Ich glaube nicht, dass sie es für Quatsch hält. Sie vertraut Montalvo.«
    »Kein Wunder«, sagte Joe barsch. »Er hat ihr reichlich die Ohren vollgesäuselt.«
    »Eve lässt sich von niemandem vollsäuseln«, erwiderte Jane. »Das müsstest du doch am besten wissen, Joe.« Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten. »Was zum Teufel ist da unten in Kolumbien vorgefallen?«
    »Das hat Eve dir doch erzählt, als sie zurückgekommen ist.«
    »Sie hat mir gesagt, sie hätte dort für Montalvo eine Gesichtsrekonstruktion gemacht und du wärst angeschossen und beinahe tödlich verletzt worden.« Sie ließ einen Augenblick verstreichen. »Sie hat mir allerdings nicht erzählt, dass du ihn auf den Tod nicht ausstehen kannst. Obwohl er mal Waffenschieber war, hat sie nichts gegen ihn.«
    »Was Montalvo angeht, sind wir gänzlich unterschiedlicher Meinung.« Er ging zur Tür. »Und das ist völlig in Ordnung so.«
    »Es kommt ja nicht oft vor, dass ihr verschiedener Meinung seid.«
    »Dann ist das eben die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Bringst du mich jetzt zum Flughafen?«
    »Natürlich.« Sie trat zur Seite, damit er vorbeigehen konnte. »Ich brauche nämlich noch ein paar Antworten, bevor du in deinen Flieger steigst.«
    »Die wirst du nicht kriegen.«
    »Ich kann’s ja wenigstens versuchen.« Sie grinste. »Die Arbeit an den Bildern für die letzte Ausstellung hat mich so in Anspruch genommen, dass ich überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden
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