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Die Knochenleserin

Die Knochenleserin

Titel: Die Knochenleserin
Autoren: Iris Johansen
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Tassen und ein Milchkännchen auf den Tisch.
    Sehen.
    Hören.
    Öffnen.
    Joe erstarrte. Was war das denn? Diese Worte waren ihm aus dem Nichts in den Kopf gekommen. Ohne jeden Sinn. Ohne jede Verbindung. Gott, er musste wirklich völlig übermüdet sein.
    Er ging hinaus auf die Veranda, um auf Eve und Jane zu warten. Stellte sich ans Geländer und betrachtete den See. Am schönsten war es hier immer bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang. Wie viele hundert Male in den vergangenen Jahren hatten Eve und er hier gestanden, um zuzusehen, wie die Morgendämmerung ihr strahlendes Licht entfaltete? Es war eine Erinnerung, die so prägnant war, dass –
    Sehen.
    Hören.
    Öffnen.
    Was zum Teufel ging hier vor?
    »Hallo Joe. «
    Er drehte sich zu der Verandaschaukel um.
    Ein kleines Mädchen saß mit angezogenen Knien auf der Schaukel. »Ich wollte schon so oft kommen, um dich kennenzulernen, hab es aber nie geschafft. Ich bin so froh, dass es jetzt geht. «
    Im Dämmerlicht war sie nur undeutlich zu erkennen, aber sie war höchstens sieben oder acht Jahre alt. Das nächste Haus lag mehrere Kilometer entfernt. Wie war sie hierhergekommen?
    »Wer bist du?« , fragte er. »Du solltest eigentlich nicht hier sein. Wo ist denn deine Familie?«
    »Die kommt gleich. Aber ich hoffe, du wirst auch zu meiner Familie gehören, Joe. Du hast mich so lange ausgeschlossen, aber irgendetwas … ist geschehen. Jetzt bist du offen für mich. «
    Hören. Sehen. Öffnen.
    »Genau, Joe, das musst du jetzt tun. «
    »Was für ein Unsinn. Das ist doch alles Unsinn. Du solltest nach Hause gehen. Deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen. «
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass das nicht passieren wird. Du weißt, wer ich bin. «
    »Den Teufel weiß ich. «
    Die Schatten um die Schaukel wichen allmählich dem Morgenlicht, das lockige rote Haar des Mädchens kam zum Vorschein und sein kleines Gesicht. Er konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Das war doch verrückt. Aber er kam sich nicht verrückt vor. Er empfand ein ganz merkwürdiges Gefühl von … Frieden.
    »Wer bist du?«
    »Es wird alles gut werden, Joe. Das verspreche ich dir. «
    »Wer bist du?«
    Jetzt wurde sie vom Sonnenlicht eingerahmt wie zuvor von der Dunkelheit, und das Bugs-Bunny-T-Shirt, das sie trug, war gut zu erkennen.
    »Tja, Joe. « Ihr strahlendes Lächeln berührte ihn, umarmte ihn und umfasste ihn mit Liebe. »Ich bin Bonnie. «
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