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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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Ende hatte, ich musste nach meinem Vertrauten sehen.
    »Triss!«, zischte ich und stemmte mich widerwillig auf Hände und Knie. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Mein Schatten bewegte sich unter mir, bis er aussah, als gehörte er einem kleinen Drachen   – Triss bevorzugte diese Gestalt. Der Drache nickte kurz, sagte aber nichts und ließ sich einen Moment später wieder in meinen eigenen Schatten fallen. Das bereitete mir nun ernsthafte Sorgen   – normalerweise ist er besonnener, und dies war ein Fall, in dem Worte die Botschaft weitaus leiser hätten übermitteln können   – aber er hatte genickt, und ich konnte es mir immer noch nicht leisten, einfach an Ort und Stelle zu verharren.
    Ich musste herausfinden, was aus Hera und Stal geworden war, ihnen helfen, sollten sie noch am Leben sein, und die Flucht ergreifen, wenn dies nicht der Fall war. Ich umfasste die Tischkante, zog mich hinauf und sah mich im Raum um. Verglichen mit dem Chaos, das noch vor ein paar Minuten geherrscht hatte, ging es im Greifen nun regelrecht friedlich zu. Drei tote Elitesoldaten und zwei Steinhunde lagen zusammen mit einem Dutzend anderer Opfer des Geschehens auf dem schmutzigen Boden. Die Krone würde zutiefst unzufrieden sein   – es dauerte Jahre, einen Elitesoldaten heranzuziehen, und es gab nicht viele von ihnen.
    Stal war am Boden und rührte sich nicht, war aber vermutlich noch am Leben, nach dem Licht der Heilmagie zu schließen, die Hera gerade an ihrer gefallenen Kameradin anwandte. Beinahe alle anderen Beteiligten zu beiden Seiten des Konflikts warengeflohen. Als ich auf die beiden Frauen zustolperte, fiel mir ein nicht verschüttetes Getränk am Rande eines Tisches auf   – ein Schnapsglas, gefüllt mit einer klaren Flüssigkeit, die zweifellos einen brutalen Alkoholgehalt hatte. Reis-Wein oder einer seiner Verwandten.
    Ich dachte ernsthaft darüber nach, es hinunterzuspülen. Ich bin mir nicht sicher, ob es die Sache besser oder schlimmer macht, deshalb ergriff ich es und hob es an meine Lippen. Auf die Beine zu kommen war so anstrengend gewesen, dass ich zitterte und schwitzte. Ich brauchte diesen Trunk.
    Das Zeug war herb und warm und außerdem der billigste Stoff, den man sich vorstellen kann, und ging runter wie ein Schuss flüssiger Seide   – glatt und weich und ach so besänftigend. Nicht ganz so wirkungsvoll wie eine heiße Tasse Efik oder auch nur ein paar der frischen, gerösteten Bohnen, aus denen das Wundergebräu hergestellt wurde, aber von der Klingendroge der Wahl hatte ich mich schon vor langer Zeit abgewandt. Beinahe gegen meinen Willen dachte ich an all die Flaschen hinter dem Tresen, drehte mich sogar halb zu ihnen um. Aber ich wusste, was es mit mir machen würde, sollte ich diesem Impuls folgen, also zwang ich mich, stattdessen zu den Frauen zu gehen.
    Hera saß im Schneidersitz am Boden, das Gesicht von mir abgewandt, und hielt Stals Kopf in ihrem Schoß. Sie wirkte irgendwelche komplizierten Banne einer Heilmagie, die weit über meine dürftige Ausbildung auf diesem Gebiet hinausging. Die Details dieser Banne waren jedoch nicht annähernd so interessant wie die Tatsache, dass, während sie sie schuf, nirgendwo ein Vertrauter in Sicht war. Ich hatte sie und ihre Freundin den ganzen Abend genau beobachtet, und ich hatte nie auch nur einen vagen Hinweis auf einen Vertrauten wahrgenommen. Und das tat ich auch jetzt nicht. Die offenkundige Lösung des Rätsels lautete, dass sie mit einem Luftgeist wie beispielsweise einem Qamasiin oder einer anderen unsichtbaren Kreatur verbundenwar. Aber schon jetzt kam mir der Verdacht, dass es da noch eine ganz andere Erklärung geben mochte.
    Ich tat einen weiteren, unhörbaren Schritt auf sie zu, als sich Stals Augen flackernd öffneten und ihr Blick dem meinen begegnete. Obwohl Stal weder die Lippen bewegte noch sich anderweitig rührte, sah ich, dass Hera plötzlich sehr still wurde. Sofort hielt ich inne. Sie konnte nicht wissen, dass ich hier war, und doch wusste sie es. Mit langsamen, zielstrebigen Bewegungen öffnete ich die Hände und streckte sie zu beiden Seiten aus, die Handflächen den beiden Frauen zugewandt, um ihnen zu zeigen, dass sie leer waren. Wenn ich recht hatte, bewegte ich mich auf einem enorm gefährlichen Terrain, wenn nicht, würde ich schlimmstenfalls wie ein Idiot dastehen.
    »Ich bin nicht euer Feind«, sagte ich leise. »Es gibt keinen Grund, das Blutvergießen wieder aufleben zu lassen.«
    Auch wenn sie weiter in die
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