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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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und ihrer Freundin und widmete mich dem, der zur Vordertür hereinkam.
    Vermittels Körperrotation verschwand ich unter dem nächsten, leeren Tisch und sammelte dabei nur die Götter wissen was an Ungeziefer aus dem Stroh am Boden ein. Eine merkwürdige Vorgehensweise, könnte man meinen, aber eine, die auf dem lebenslangen Bemühen beruhte, zu verbergen, was ich war. In Dunkelheit und Chaos bot mir der Tisch eine großzügige Deckung, als ich Triss bat, mich in seine Finsternis zu hüllen. In einer Welt, in der Banne für jeden Magierblick hell aufleuchteten, gab es keine echte Unsichtbarkeit, jedenfalls nicht vor anderen Magiern. Triss und seine Finsterlingsverwandten sind jedoch imstande, einen sehr wirkungsvollen Ersatz zu bieten.
    Triss ist ein Teil meines Schattens, aber davon abgesehen ist er auch eine Kreatur elementarer Finsternis. Während der Tisch und der Wahnsinn um uns herum uns vor den meisten Augen schützen sollten, glitt er vom Boden herauf, um mich mit einer dünnen Lage kondensierter Finsternis zu umgeben wie mit einer zweiten Haut, geschaffen aus eisiger Seide. Aber das Kältegefühl dauerte nur einen Moment an, während er sich zu einer Wolke ummantelnder Nacht ausdehnte.
    Es war ein bisschen, als wäre man in dichten Rauch gehüllt. Niemand konnte mich sehen, und ich konnte niemanden sehen. Aber das ist kein so großes Problem, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Priester, die mich zu einer Waffe in Händen einer inzwischen toten Göttin erzogen hatten, hatten mich auch von frühester Kindheit an gelehrt, mich sicher in vollständiger Finsternis zu bewegen. Mehr noch, wenn ich auch auf konventionelle Art nichts sehen kann, während ich ummantelt bin, so kann ich mir doch die Sinne meines Vertrauten ausleihen .
    Triss verfügt über eine Art 360-Grad-Nichtsehen, das mehr auf Strukturen und Abstufungen von Licht und Dunkelheit ausgerichtet ist als auf die Formen und Farben, die im menschlichen Sehen eine dominante Rolle spielen. Das ist eine ganzandere Art zu sehen, und ich hatte jahrelang üben müssen, um dieser Wahrnehmung überhaupt einen Sinn abzuringen, ganz zu schweigen davon, sie effektiv zu nutzen.
    Als ich nun unter dem Tisch hervorglitt, lieferte mir das Nichtsehen eine Art wirren Ausblick auf turbulente Bewegungsabläufe. Krongardisten versuchten, die Ausgänge für die Masse der Schattengestalten zu versperren, die voller Panik zu fliehen versuchten. Ich konzentrierte mich auf den Abschnitt des Gastraums nahe der Vordertür, wo ich den dritten Steinhund zuletzt gesehen hatte. Er war nicht schwer auszumachen, nicht bei dem großen Kreis leeren Raums, von dem er umgeben war. Sogar in der Dunkelheit und vor Angst halb verrückt hielten sich die Leute von ihm fern. Und wer wollte es ihnen auch vorwerfen?
    Steinhunde sind ganz einfach beängstigend. Stellt Euch eine dieser mächtigen Statuen vor, wie man sie vor größeren Tempelbauten findet. Ihr wisst schon: so groß wie ein kleines Pferd, breite Brust, breite Schultern, ein Kopf, der eher an einen Löwen als an einen Hund erinnert. Und jetzt stellt euch vor, eines von diesen Dingern erwacht zum Leben und mustert Euch wie seine nächste Mahlzeit. Dann macht Euch bewusst, dass die Dinger durch Erde und Gestein schwimmen können wie Fische im Wasser, und rechnet noch die wie auch immer geartetete Schutzmagie hinzu, mit der sein Zaubererkumpan ihn umgeben hat, und brrr   … einfach nur brrr.
    Dieser bewegte sich schnell, stürmte auf Hera und Stal zu. Ich ließ ihn passieren und verfolgte seinen Weg zurück auf der Suche nach seinem Herrn. Meinem Empfinden nach hatte ich keine andere Wahl. Keine der Waffen, die ich bei mir hatte, war geeignet, mehr zu tun als den Steinhund zu reizen, denn als Zauberer bin ich bestenfalls mittelmäßig. Gäbe ich mich zu erkennen, hätte er mich schon in Stücke gerissen, ehe ich seine äußere Schutzschicht auch nur angekratzt hätte. Nein, meineeinzige Chance, den Hund aus der Gleichung zu streichen, war, seinen Herrn zu erledigen.
    Einen Elitehauptmann, der gerade in diesem Moment zur Tür hereinkam. Ich zog ein langes Messer aus der Scheide an meinem Gürtel und huschte so schnell ich nur konnte, ohne irgendwelche verräterischen Geräusche zu erzeugen, auf ihn zu. In der dunklen Taverne war ich praktisch unsichtbar, und solange diese Leute wirklich wegen Stal und Hera gekommen waren, waren sie auch nicht darauf gefasst, nach mir und meinesgleichen Ausschau zu halten. Aber die Elite war
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