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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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dunkle Augen, was in Tien recht alltäglich war, und eine goldbraune Hautfarbe, was nicht der Norm entsprach.
    Ihre Kleidung war ebenfalls fremdartig. Eine enge, grüne Hose und darunter kniehohe, braune Wanderstiefel, dazu eine Art ärmelloser, kurzer Tunika von rostroter Farbe. Darüber trug sie eine schwere Lederweste, die ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte   – viel zu warm für dieses Wetter. Auch kam die Weste einer Körperpanzerung näher als einem normalen Kleidungsstück, wenn auch wohl nicht so nahe, wie sie es sich gewünscht hätte, so ich nicht sehr weit mit meiner Annahme danebenlag. Ihre Haltung verlangte nach einem Kettenhemd oder vielleicht nach einer Plattenpanzerung. Dort, wo andere vielleicht Dolche getragen hätten, hatte sie zwei kurze Ruten mit eisernen Spitzen. Eine interessante Wahl.
    Die Frau, die ihr Augenblicke später folgte, war klein und schlank, hatte so ziemlich gar keine Brüste oder Hüften, die in irgendeiner Weise der Rede wert gewesen wären, und die strammen, sehnigen Muskeln einer Tänzerin oder Akrobatin. Vom Stil her glich ihre Kleidung der der größeren Frau, doch trug sie Blau und Grau anstelle von Grün und Braun. Sie ging auf direktem Wege durch den Gastraum zu dem kleinen Tisch in der Mitte, schnell und ohne das Zögern, das man von einer Person erwarten sollte, die gerade aus dem Hellen ins Dunkle getreten war. Und dabei stolperte sie nicht einmal über den herrenlosen Stuhl, den irgendjemand mitten im Weg zwischen den Tischen hatte stehen lassen. Sie umrundete ihn gewandt, obgleich es schien, als würde sie ihn überhaupt nicht sehen.
    Als sie den Tisch erreicht hatte, setzte sie sich so, dass sie die Vordertür im Auge behalten konnte, und fing an, müßig mit dem Fuß auf den Boden zu klopfen. Mit ihrem Tänzerinnenkörper und dieser nervösen Energie erinnerte sie mich an meine Assassinenkollegin und einstige Geliebte Jax. Sehr. Das allein hätte vollkommen gereicht, meine Aufmerksamkeit zu fesseln, auch ohne den plötzlichen Druck, den Triss auf meinen Rücken ausübte, als er heraufglitt, um über meine rechte Schulter seinerseits einen Blick auf die beiden Frauen zu werfen. Überraschend   – normalerweise ist er an Fremden nicht so interessiert. Kaum saß die Frau, da durchquerte auch die andere den Raum, um sich zu ihr zu gesellen.
    Wie ihre Kameradin trug die kleine Tänzerin das schwarze Haar kurz   – es reichte an den Seiten und hinten gerade bis zu ihrem Kragen   – und mit Ponyfransen. Ihre Haut war dunkler als die der größeren Frau, für Tien aber immer noch auffallend hell, und ihre Augen waren von einem erschreckend fahlen Blau. Wirklich, sie hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mit Jax, und doch war da irgendetwas an ihrer Haltung, das mich an die weichen Lippen erinnerte, die geflüsterten Worte   … Ich schüttelte den Kopf. Diese Zeit war lange vorbei. Konzentrier dich auf das Jetzt und die Frau vor deiner Nase. So, wie die Frau immer wieder Schultern und Hals kreisen ließ, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie der schweren Weste mehr abgewinnen konnte als die größere Frau, auch wenn ich vermutete, dass ihre Gründe in scharfem Kontrast zu denen ihrer Freundin standen.
    Oder sollte ich vielleicht Leibwächterin sagen? Denn so stufte ich sie zunächst ein. Eine fremde Adlige und ihre Aufpasserin. Was bedeutete, dass ich sie gefahrlos ignorieren konnte. Und das versuchte ich dann auch, wirklich. Aber Triss lugte mir immer noch über die Schulter, und ich stellte fest, dass auch ich den Blick nicht von den beiden lösen konnte. Oh, ich starrte sie nicht offensichtlich an   – die Priester, die mich aufgezogen hatten, hatten mich Besseres gelehrt. Aber ich beobachtete sie so eingehend, wie ich in der alten Zeit jede mir von meiner Göttin zugewiesene Zielperson beobachtet hatte.
    Das lag natürlich zum großen Teil an Triss. Was Triss interessierte, das interessierte auch mich. Er ist alles, was mir von meinem alten Selbst geblieben ist, und in jener Zeit musste er den größten Teil seiner Zeit in meinem Schatten verborgen zubringen und so tun, als gäbe es ihn gar nicht. Als der Herrscher des Himmels unsere Göttin ermordet und seinen Hohepriester angewiesen hatte, unseren Tempel bis auf die Grundmauern niederzubrennen, um anschließend unseren ganzen Orden mit einem Bann zu belegen, hatte das unser gesellschaftliches Leben ein bisschen eingeengt.
    Und es war keine Hilfe, dass die Göttin Namara sich und ihre Anhänger
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