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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Autoren: James Barclay
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wir schnell aufbrechen müssen. So oder so meldet ihr euch bis zum Abend an Bord des Schiffes zurück.« Er hielt inne. »Vielleicht stehen die Dinge nicht so schlimm, wie wir gehört haben, aber zweifellos hat irgendetwas Haroq und Yuran einen großen Schrecken eingejagt. Haltet die Augen offen. Überseht nichts. Vertraut niemandem außer eurem Levium und den Rüstungen der Konkordanz. Bereitet eure Leute vor.«
    Kaum dass die Schiffe festgemacht hatten und die Laufplanken polternd ausgelegt waren, eilten die Einnehmer in die Stadt. Jhered übernahm die Führung und nickte einigen Soldaten zu, die auf der Mole postiert waren. Er hörte viele Bemerkungen, aber nur wenige waren es wert, dass er darauf antwortete oder sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Er war daran gewöhnt.
    »Na, wollt Ihr die Steuern eintreiben, Schatzkanzler?« »Wenn die Tsardonier nur nicht vor Euch hier waren.« »Entweder das, oder wir haben das Geld seit einem Jahrzehnt zum ersten Mal für uns selbst ausgegeben.«
    »Ich an Eurer Stelle würde sofort wieder abreisen, Schatzkanzler Jhered.« Das ließ ihn innehalten. Er sah einem erfahrenen Soldaten in die Augen. Der Mann, schon über die mittleren Jahre hinaus, hockte auf einem Fass. »Hier könnt Ihr nichts mehr tun.«
    »Es gibt immer etwas, das man tun kann«, entgegnete Jhered.
    »In Eurem Fall wäre dies vor allem, bald abzureisen und alle zu alarmieren, die Ihr nur erreichen könnt, Herr.« Der Soldat war ein Zenturio mit einer nachlässig polierten Rüstung. »Nichts kann Atreska jetzt noch für die Konkordanz retten.«
    »Steh auf, wenn du mit einem Vorgesetzten sprichst.« Jhered schüttelte den Kopf. »Du gibst deinen Männern ein schlechtes Beispiel.«
    Der Zenturio spreizte die Finger. Jhered runzelte die Stirn. Alle anderen Soldaten, die sie bisher getroffen hatten, waren Atreskaner gewesen. Dieser hier nicht. Er hatte einen üblen Sonnenbrand und sprach nur mit einem leichten Akzent. Er kam aus einer ländlichen Gegend in Tundarra. Jhered winkte Appros Harin, er solle schon weitergehen.
    »Ich war dort, mein Herr. In Scintarit. Bin nur entkommen, weil ich an diesem Tag das Lager bewacht habe. Es tut mir leid, aber meine Rüstung hat ziemlich gelitten.«
    »Was ist da draußen geschehen? Was ist aus Gesteris geworden?«
    Der Zenturio sah sich nach links und rechts um, weil ihm bewusst wurde, dass neugierige Ohren sein Gespräch mit Jhered belauschten. Er winkte den Einnehmer näher heran.
    »Es war eine Katastrophe von einer Größenordnung, die die gesamte Konkordanz erschüttern wird, Schatzkanzler Jhered. Aber Ihr habt jetzt nicht genug Zeit, Euch die Geschichte anzuhören. Etwas ist falsch an dem, was der Marschall tut. Er hat mit den Tsardoniern verhandelt.«
    »Dann sind sie schon hier?« Jhered riss die Augen weit auf.
    »Ein paar. Steppenkavallerie.«
    »Warum redet er mit denen?«
    Der Zenturio zog die von der Sonne gebleichten Augenbrauen hoch. Seine vernarbte Stirn legte sich in unordentliche Falten. »Aus alter Freundschaft vielleicht?«, sagte er.
    »Name und Legion«, verlangte Jhered.
    »Autin, Herr«, erwiderte der Mann, der endlich aufstand. »Vom Tundarranischen Donner.«
    »Du bist von allen deinen Pflichten entbunden.« Jhered winkte einem Leviumkrieger. »Führe den Zenturio auf das Schiff. Ich möchte seine Geschichte auf der Heimfahrt hören, wann immer das sein wird.«
    Autin salutierte. Der Mann hatte einen leicht irren Blick, er hatte schon zu viel gesehen, und das fraß ihn auf.
    »Tausende atreskanische Soldaten wurden heute Morgen hier freigelassen, Herr«, fügte Autin noch hinzu, bevor er ging. »Bewaffnet und unverletzt. Ehemalige Gefangene aus Scintarit. Was glaubt Ihr, warum die Tsardonier das getan haben?« Wieder zog er die Augenbrauen hoch.
    Jhered wandte sich an die übrigen neun Leviumkrieger. »Es scheint, als hätten wir hier einiges zu erledigen.«
    Haroq war eine klassische, von Mauern geschützte und gut verteidigte atreskanische Stadt, wofür Jhered an diesem Tag ausgesprochen dankbar war. So konnte er seine Leute rasch über breite Hauptstraßen führen, die ständig frei gehalten wurden, um reibungslos Truppen vom und zum Hafen bringen zu können. Auf einer Anhöhe im Zentrum gelegen, überragte die Burg die ganze Stadt.
    Als sie im Westen das Forum umrundeten, konnte er einen Blick auf das wahre Haroq werfen. Dort drängten sich Menschen, die nicht mehr wussten, wohin. Erschreckt und verloren wanderten sie ziellos umher. Sie schliefen
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