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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Autoren: James Barclay
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hob beide Hände, damit seine Leute nicht zurückschossen.
    »Dann rede mit Atreska«, sagte er. »Was hast du mir zu sagen?«
    Rensaark nickte. »Wir wollen uns nicht anschreien. Triff mich am Tor und lass uns wie zivilisierte Menschen reden.«
    »Bist du sicher, dass wir das sind?«
    »Hör mich an, dann erfährst du es«, sagte Rensaark.

RR 
40

     
    848. Zyklus Gottes, 25. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    S ie saßen allein an einem schlichten Tisch in der Wachstube des Torhauses. Beide waren unbewaffnet. Diener hatten etwas zu essen und Wasser gebracht. Die Tsardonier standen mit ihren Pferden vor dem Tor, das jetzt aus Höflichkeit geöffnet war, auch wenn es sicherheitshalber von atreskanischer Infanterie scharf bewacht wurde. Rensaark hatte nicht einmal einen Leibwächter mitgebracht.
    »Wenn ich nicht bei Einbruch der Nacht wieder draußen erscheine, wird das tsardonische Heer die Mauern niederreißen, um meinen Leichnam zu bergen. Wo wärst du dann?«, hatte er gesagt.
    Yuran hatte lange geschwiegen, und Rensaark war für das Schweigen dankbar gewesen.
    »Weißt du, wann ich das letzte Mal nicht die Geräusche von Pferden im Ohr hatte? Entweder unter mir oder nachts im Lager? Seit vielen Tagen habe ich nicht mehr hinter dicken Mauern wie diesen gefröstelt.«
    »Dies ist eine schwer einzunehmende Stadt«, erwiderte Yuran, der ein wenig verwirrt über das Gehörte war.
    »Es ist erst ein einziges Mal gelungen«, bestätigte Rensaark.
    »Die Legionen der Konkordanz sind ein furchtbarer Gegner.«
    Darauf lächelte Rensaark. »Das waren sie vielleicht einmal, aber heute gilt dies vor allem für die Tsardonier. Wir haben sie gewarnt, wie wir in den letzten Jahren dich gewarnt haben. Kämpfe nicht gegen uns. Wir sind zu stark.«
    »Sentor, ich würde wirklich nicht gern glauben, dass du mit mir spielst, nur weil du irrigerweise an deinen unausweichlichen Sieg glaubst«, erwiderte Yuran. »Du bist gekommen, um mit mir zu reden. Stelle deine Forderungen.«
    »Marschall, ich begreife, dass du von Konflikten zerrissen bist«, sagte Rensaark.
    »Wirklich?« Yuran zog die Augenbrauen hoch. »Mir war noch gar nicht klar, dass ich überhaupt welche habe.«
    »Vor zehn Jahren wären wir uns als Freunde und Handelspartner begegnet. Tsard war keine Bedrohung für euch.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Yuran scharf. »Ihr brauchtet uns als Puffer gegen die Konkordanz. Bis die Konkordanz uns angegriffen hat, gab es unzählige Grenzkonflikte zwischen uns. Estorea hat schließlich nicht jede Grenzfestung erachtet.«
    »Du übertreibst«, widersprach Rensaark.
    »Du hast ein kurzes Gedächtnis«, sagte Yuran. »Aber du bist wohl kaum hergekommen, um über unsere Geschichte zu reden.«
    Rensaark zuckte mit den Achseln. »In gewisser Weise schon. Die Tatsache, dass ich nicht mit einem großen Aufgebot hierher marschiert bin, um dich zur Kapitulation aufzufordern, hat sehr viel mit unserer Geschichte zu tun. Unsere Beziehungen waren vielleicht nicht immer frei von Streit, aber wir haben andererseits auch nie einen offenen Krieg geführt. Wir würden es auch jetzt nicht tun, hätte die Konkordanz uns die Hand der Freundschaft gereicht, statt uns anzugreifen. Von Herzen gern hätten wir eingeschlagen, hätte sie es getan.
    Aber was bleibt uns anderes übrig, als uns jetzt gegen die ganze Konkordanz zu wehren? Glaubst du nicht, es schmerzt auch uns, wenn wir euer Land überfallen, um unseren Standpunkt zu verdeutlichen?«
    »Halte mich nicht zum Narren«, sagte Yuran. »Ich habe die Folgen eurer Schmerzen gesehen. Verschleppte Menschen, niedergebrannte Dörfer, enthauptete Leichen. Verbrannte Leser und Sprecher. Ihr habt mehr Grausamkeit über mein Land gebracht, als es die Konkordanz je getan hat.«
    Rensaarks Miene wurde hart. »Weil du unsere Gesandten und unsere Bitten, mit uns zu reden, in den Wind geschlagen hast.«
    »Was blieb mir denn anderes übrig? Wir liegen mit euch im Krieg. Atreska ist ein Teil der Konkordanz. Der Konsul hat mir verboten, mit euch zu reden.«
    »Nun ist er nicht mehr da«, knurrte Rensaark. »Und ich rede mit dir als einem Atreskaner. Die Konkordanz muss aufgehalten werden. Diese rücksichtslose Expansion bedroht uns alle. Wenn Tsard nicht standhält, worauf wird sie dann als Nächstes das Auge richten? Sirrane? Kark?«
    »Du siehst immer nur den Krieg«, sagte Yuran, der sich sehr bemühte, ruhig zu bleiben. »Ja, ich bin unglücklich darüber, dass Atreska zwischen die Fronten
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