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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Autoren: James Barclay
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und allen Lebewesen. Dennoch fühlte er sich ausgestoßen und schrecklich einsam.
    »So wird es nicht sein«, widersprach Kovan. »Die Autorität wird überleben. Es gibt immer eine neue Generation, die das Potenzial für den Aufstieg hat. Mein Vater ist mächtig und einflussreich. Er wird mit den Leuten reden, damit sie es verstehen.«
    Gorian schnaubte verächtlich. »Du hast keine Ahnung.« Er deutete in Richtung Westfallen. »Vielleicht ist alles schon niedergebrannt. Dein Vater könnte längst tot sein. Vielleicht sind wir die einzigen Aufgestiegenen, die es jemals geben wird.«
    »Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren«, sagte Kovan. »Wir müssen denen vertrauen, die wir zurückgelassen haben.«
    »Nein«, widersprach Gorian, und die Kälte war wieder in seiner Stimme. »Wir müssen annehmen, dass es außer uns niemanden mehr gibt. Das ist die einzig sichere Annahme. Nun, Kovan, Sohn des Arvan Vasselis, damit bist du der Beschützer der vier wichtigsten Menschen auf der Welt. Wir sind einzigartig. Also sieh zu, dass uns nichts passiert, was?«
    Arducius blickte zu Kovan, dessen Hände sich um die Ruderpinne verkrampften, als er nach vorn blickte. Er schüttelte den Kopf und bewegte tonlos die Lippen, während er seine verwirrten Gedanken zu ordnen suchte.
    »Es wird uns besser gehen, sobald wir auf dem Schiff sind«, sagte er schließlich und war wieder der siebzehnjährige Sohn von Vasselis und nicht mehr der Schwertkämpfer, der sie gerettet hatte. »Sie werden wissen, was zu tun ist. Mein Vater hat es ihnen sicher gesagt, und dann wird alles gut.« Er wandte sich an Mirron. »Du wirst schon sehen, es wird alles gut.«
    Mirron schmiegte den Kopf an Gorians Brust und begann wieder zu weinen. Arducius blickte zum Horizont und wünschte sich, er wäre nicht als Aufgestiegener geboren worden.
     
    Marschall Thomal Yuran stand auf den Wällen von Haroq. Die Tore waren noch geöffnet, und der deprimierende Zustrom der Flüchtlinge ließ nicht nach. Innerhalb der Mauern wurden sie zu Gärten und Lagerhäusern geleitet, wo notdürftige Unterkünfte und Küchen eingerichtet worden waren. Andere wurden auf allen verfügbaren Schiffen untergebracht, damit sie den Teel hinab bis nach Byscar, Atreskas Haupthafen am Tirronischen Meer, gebracht werden konnten.
    In den fünf Tagen, die ihm gewährt worden waren, hatte er alles Menschenmögliche getan. Megan war mit den Botschaften für die Advokatin aufgebrochen. In ganz Atreska brannten die Leuchtfeuer und bereiteten die Bevölkerung auf die Invasion vor. Er hatte nach Gosland im Norden und Gestern und Estorr im Süden Brieftauben ausgeschickt, außerdem Boten mit den gleichen Nachrichten zu Pferd und auf Schiffen.
    Seine militärischen Kommandanten hatten ihm bestätigt, dass der größte Teil seiner Landesverteidigung an der tsardonischen Grenze verstreut war. Auf der zentralen Ebene lagerten noch einige Reserveeinheiten. Nach der Staubwolke zu urteilen, die sich in den klaren Solastrohimmel erhob, hatte der Feind sich nicht von den äußeren Verteidigungsanlagen aufhalten lassen. Aus den letzten Berichten seiner Späher wusste er, dass sich etwa fünfhundert Krieger der Steppenkavallerie näherten, die vermutlich seine Kapitulation verlangen würden.
    Er hatte alle Legionäre, die er nur erreichen konnte, zurückgezogen, um die Stadt und das Seengebiet im Südosten zu verteidigen, das den Teel speiste. Dies war seine einzige Fluchtmöglichkeit und die einzige Nachschublinie, die er verteidigen konnte. Die Stadt Haroq war schwer einzunehmen, wie auch die Konkordanz schon vor einem Jahrzehnt festgestellt hatte. Also wiederholte sich die Geschichte. Ihm standen siebentausend Kämpfer in zwei unvollständigen Legionen zur Verfügung. Mit etwas Mut, Glück und Geschicklichkeit konnten sie sich halten, bis Verstärkung aus den entlegenen Regionen von Atreska, aus Neratharn und Estorea, Phaskar und Avarn eintraf.
    Allerdings fragte er sich, ob er tatsächlich den Willen hatte, sich gegen ein Heer zu stellen, das dem Vernehmen nach über dreißigtausend Köpfe zählte. Gosland sah sich möglicherweise von einer ähnlich großen Armee bedroht. Falls Jorganesh noch standhielt, gab es vielleicht Hoffnung, dass Gestern genügend Kräfte zur Verteidigung beisteuern konnte.
    In der Stadt griff die Panik um sich. Lebensmittel wurden rationiert, und für Unterkünfte wurden Höchstpreise bezahlt. Einigen Flüchtlingen war es gelungen, einen großen Teil ihrer Habe mitzunehmen, aber
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