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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Autoren: James Barclay
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werden Seite an Seite nach Estorr marschieren. Unabhängigkeit ist dein Geschenk. Sie anderen zu bringen, deine Bestimmung.«
     
    Der Teel war ein breiter, frei dahinfließender Strom, dessen Mündung den Gezeitenkräften des Tirronische Meers unterworfen war. Paul Jhered und sein Levium legten nur einen kurzen Zwischenstopp in Byscar ein, wo der größte Teil der atreskanischen Flotte vor Anker lag, um die Vorräte zu ergänzen und danach durch das Flussdelta weiterzureisen. Im unteren Flusslauf nutzten sie die Gezeiten und die Kraft ihrer Ruderer und kamen gut voran, bis sie schließlich den Tiefwasserkai in Haroq erreichten.
    Mit der Flagge und dem bestickten Segel der Einnehmer waren die Falkenspeer und ihr Schwesterschiff, die Falkenpfeil, unverwechselbar. Jhered war an die neugierigen Blicke der Menschen in den Dutzenden Siedlungen am Fluss und auf den zahlreichen anderen Wasserfahrzeugen gewöhnt. Zwei Tagesreisen vom Hafen entfernt hatte der Verkehr jedoch schlagartig zugenommen. An den Ufern hatten atreskanische Legionäre Befestigungen errichtet, und in der Ferne war Kavallerie zu erkennen gewesen, die auf den Ebenen und im Seengebiet patrouillierte. Der Rauch von Leuchtfeuern stieg am Horizont empor.
    Jhered hatte es beobachtet, während er unweigerlich die richtigen Schlüsse zog. So etwas hatte er als kleiner Junge in seiner Heimat schon einmal erlebt. Atreska bereitete sich auf eine Invasion vor, oder zumindest ging man im Land davon aus. Alle Anzeichen waren vorhanden, und dies erklärte auch die Verwünschungen, die ihnen entgegengeschleudert worden waren. Irgendwann hatte er eine Abteilung seiner Leviumkrieger ein Beiboot nehmen und einen der überladenen Flusskähne aufbringen lassen, der nach Südwesten unterwegs war. Er hatte den kurzen Wortwechsel an Bord verfolgt und die Berichte seiner Addos gehört. Offenbar waren bereits Botschaften an die Konkordanz und Estorr übermittelt worden, und so hatte er seine Reise fortsetzen können.
    Jetzt kamen die weitgehend leeren Liegeplätze in Sicht. Die Mole war voller Männer und Waffen, die auf die nächste Transportgelegenheit warteten. Er wandte sich an seine zehn kommandierenden Offiziere.
    »Es ist immer noch nicht klar, ob Atreska tatsächlich eine Invasion droht. Die Gerüchte über solche Gefahren sind oft übertrieben. Aber wie das wahre Bild auch aussieht, die Stadt steht unter großer Anspannung, und schon in angenehmeren Zeiten sind wir nicht sonderlich beliebt.«
    »Vielleicht solltet Ihr Euch verkleiden, mein Schatzkanzler«, sagte Appros Harin unter allgemeinem Gelächter.
    Jhered nickte und verzog sein Gesicht, das prominenteste der ganzen Konkordanz. »Vielleicht sollte ich mir die Beine hochbinden und auf Knien laufen, um sie zu täuschen.« Mit erhobener Hand bat er um Ruhe. »Allerdings ist das ein guter Einwand. Tragt eure Mäntel und Abzeichen nicht deutlicher als unbedingt nötig. Wir müssen alles Menschenmögliche tun, damit wir nicht den Zorn der Stadt erregen.« Er hielt inne, seine Miene verhärtete sich.
    »Ihr seid schon einmal mit mir nach Haroq und in andere Gegenden von Atreska gereist, und genau deshalb seid ihr jetzt hier. Wir sollen eigentlich Yuran seines Amtes entheben und vorübergehend Konsul Safinn einsetzen. Das ist jetzt vielleicht nicht mehr möglich, deshalb darf kein Wort davon verlauten. Wir müssen Folgendes tun.
    Harin, nimm deine neunzig Leute und verteile sie in der Stadt. Die Basilika, die Krankenhäuser, die Garnison und die Legionen. Finde heraus, was du kannst, am besten von Flüchtlingen, die Schlachten überlebt haben, falls du welche findest. Wenn du niemanden findest, ist das schon aufschlussreich genug. Stelle dich den Kommandanten der einheimischen Kräfte vor. Sie neigen weniger dazu, in Panik zu geraten, und können dir ein objektives Bild vermitteln.
    Ich werde zehn Kämpfer mitnehmen und zur Burg gehen, um mit Appros Menas, ihrer Gruppe und unserem bald abzusetzenden Marschall reden. Meine Damen und Herren, wir werden zu Fuß gehen. Vom Hafen aus ist die ganze Stadt gut zu erreichen, und ich will nicht mit einer berittenen Truppe unnötige Aufmerksamkeit erregen.« Er ließ den Blick über seine Leute schweifen und vergewisserte sich, dass sie alles verstanden hatten.
    »Wir halten über dieses Schiff hier Verbindung oder leiten Botschaften über die Schreibstube der Einnehmer in der Burg weiter. Behaltet den Hafen im Auge. Falls wir die Flagge der Einnehmer einholen, bedeutet dies, dass
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