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Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi

Titel: Die Kinder des Dschinn. Entführt ins Reich der Dongxi
Autoren: P. B. Kerr
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attraktiver geworden. Sie hatte einen Zahnarzt aufgesucht und ihren fehlenden Zahn ersetzen lassen. Sie hatte aufgehört zu rauchen. Außerdem hatte sie ein wenig abgenommen und ging nun fast ebenso regelmäßig zum Friseur und zur Maniküre wie Mrs   Gaunt selbst. Außerdem zog sie sich schöner an. Alles in allem war Mrs   Trump eine ziemlich attraktive Frau geworden. Trotzdem fehlten ihr nach wie vor Mrs   Gaunts außergewöhnliche Ausstrahlung und Persönlichkeit.
    Nicht dass Mr   Gaunt, der kaum noch hören und sehen konnte, das bemerkte. Und niemand ahnte, dass diese Verwechslung dem einfachen Zufall geschuldet war, dass Mrs   Trump das gleiche unverkennbare Parfüm trug wie Mrs   Gaunt:
La Chasse
d’Eau
von Rita de Villalobos. Der Geruchssinn des alten Mannes funktionierte nämlich tadellos. Daher nannte er sie »Darling« oder »Liebes« und manchmal auch »Baby« und bestand darauf, dass sie seine Hand hielt, damit er ihr hin und wieder den sabbernden Mund auf den süßlich duftenden Handrücken pressen konnte, um anschließend sein nur allzu offensichtliches Unglück zu beweinen.
    Mrs   Trump war diese Situation peinlich. Mr   Gaunts seltsamer Zustand und sein Benehmen waren für sie nur deshalb entschuldbar, weil sie Nimrods Erklärung akzeptierte, dass er an einer seltenen, aber heilbaren genetischen Krankheit leide, ebenso wie seine Versicherung, dass bald eine Extrapflegerin eintreffen werde, um sich um den alten Mann zu kümmern. Es war ein Glück, dass seltsame Begebenheiten in der East 77 th Street Nummer 7 für sie nichts Neues waren. Tatsächlich kam es im Haus der Gaunts so häufig zu seltsamen Ereignissen, dass ihr viele davon gar nicht mehr seltsam vorkamen.
    »Diese Pflegerin kann gar nicht schnell genug hier eintreffen«, meinte Mrs   Trump am Ende eines weiteren langen Tages. »Wenn es morgen genauso zugeht wie heute, werde ich selbst eine Pflegerin brauchen.«
    Sie ahnte nicht, wie sehr sie mit diesen Worten recht behalten sollte. Am nächsten Morgen schaffte es der ungeschickte Mr   Gaunt, die Perlenkette zu zerreißen, die Mrs   Trump unter ihrem Overall trug. Die Kette stammte von
Mifanwy
an der Fifth Avenue. Sie war aus ziemlich großen, teuren Südseeperlen gefertigt und Mrs   Trumps Lieblingsstück, was erklärte, warum sie sie niemals ablegte, nicht einmal beim Staubsaugen oder Toilettenputzen.
    Mrs   Trump kroch auf allen vieren über den Schlafzimmerboden und sammelte fast alle Perlen wieder auf. Jedoch waren drei unter der Tür hindurch auf den Treppenabsatz hinausgerollt, wo Mrs   Trump Minuten später auf sie trat, ausrutschte und mit solchem Gepolter die Treppe hinunterstürzte, dass es sich anhörte, als stürze ein ganzes Gebäude ein.
    John und Philippa rannten in den Flur und fanden Mrs   Trump ohnmächtig auf dem Boden. Sie hatte eine üble Schwellung am Kopf und ihr Atem ging schnell und flach wie der eines Hamsters. Nimrod rief einen Krankenwagen und man brachte Mrs   Trump in das nur einen Block entfernte Kildare Hospital an der 78 th Street. Dort wurde sie geröntgt und anschließend operiert, um ein Blutgerinnsel im Gehirn zu entfernen. Doch sie blieb auch nach der Operation weiter bewusstlos. Das Gesicht ihres Chirurgen, Doktor Saul Hudson, war so düster und Unheil verkündend wie der Friedhof von Salem, als er Nimrod und den Zwillingen gegenübertrat.
    »Wir mussten Mrs   Trump viel Blut aus dem Gehirn saugen«, sagte er leise. »Wir haben eine sogenannte Kraniotomie vorgenommen und getan, was wir konnten. Jetzt liegt es an ihr, ob sie wieder gesund wird. Im Moment reagiert sie auf keinerlei Reize. Und je länger sie bewusstlos bleibt, desto mehr Sorgen macht es mir. Es tut mir leid, dass ich keine erfreulicheren Nachrichten habe.«
    »Können wir sie sehen, Dr.   Hudson?«, fragte John.
    »Natürlich.«
    Dr.   Hudson führte sie an Mrs   Trumps Bett und ließ sie dann allein. Mrs   Trumps Kopf war jetzt dick bandagiert und ihr Gesicht hatte die Farbe von Vulkanasche. Sie lag in einem Einzelzimmermit Plasmafernseher und Blick auf den Garten der Gaunts. Lange Zeit sagte niemand ein Wort.
    »Ich finde es schön, dass man von hier aus unser Haus sehen kann«, sagte Philippa schließlich. »Das würde Mrs   Trump gefallen.«
    »Ganz bestimmt«, pflichtete Nimrod ihr bei.
    »Können wir denn gar nichts für sie tun?«, fragte John seinen Onkel. »Ich meine, mit Dschinnkraft.«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Nimrod. »Ich wüsste nicht, wo ich
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